Kabinett - Schwerin:Corona-Impfkonzept: Glawe erwartet Impfstart Ende Dezember

Corona
Harry Glawe (CDU), der Wirtschafts- und Gesundheitsminister von Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern rüstet sich für einen zügigen Start der Corona-Schutzimpfungen. Bis Mitte Dezember soll landesweit ein Netz von Impfzentren aufgebaut sein. Nach bisheriger Planung könnte dort dann am 27. Dezember, spätestens aber Anfang Januar mit den Impfungen begonnen werden. "Wenn es früher wird, würde ich mich freuen", sagte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Dienstag in Schwerin. Zuvor hatte die Landesregierung in einer Videokonferenz über das Impfkonzept beraten und es beschlossen.

Landesweit wurden am Dienstag 123 weitere Corona-Neuinfektionen registriert. Da der Wert etwas geringer ausfiel als am Dienstag der Vorwoche, ging die Sieben-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - geringfügig auf 45,1 zurück. Der rote Bereich und damit die Ausweisung des Landes insgesamt als Risikogebiet beginnt bei 50,1.

Über diesem Grenzwert liegen weiterhin die Landkreise Vorpommern-Greifswald (80,2), Mecklenburgische Seenplatte (69,0), Nordwestmecklenburg (63,6) und Ludwigslust-Parchim (51,5). Von den seit Beginn der Pandemie im Nordosten 6118 registrierten infizierten Menschen gelten rund 4600 inzwischen als genesen. Landesweit starben 64 im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Glawe äußerte die Erwartung, dass die bis in den Dezember verlängerten Kontaktbeschränkungen Wirkung zeigen und die Infektionszahlen wieder zurückgehen. Die große Mehrheit halte sich an die Vorgaben.

Laut Impfkonzept wird jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt ein bis zwei Impfzentren erhalten. Laut Glawe stehen neben den beiden Universitätskliniken in Rostock und Greifwald auch schon Wismar, Güstrow, Neubrandenburg, Pasewalk und Schwerin als Standorte fest. In der Landeshauptstadt soll die Sport- und Kongresshalle genutzt werden. Mit weiteren Kommunen liefen Gespräche. Je 150 000 Einwohner solle es ein Impfzentrum geben, das wären zehn bis zwölf im Land. Zudem kämen mobile Teams zum Einsatz, um etwa Patienten und Personal in den rund 300 Pflegeheimen des Landes zu impfen, erklärte Glawe.

Ziel sei es, 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. "Das ist eine Herkulesaufgabe, der wir mit Respekt begegnen, die uns aber keine Angst macht", sagte der Minister. Er zeigte sich zuversichtlich, dass ein Großteil der Bevölkerung das Impfangebot annimmt, sich so immunisieren lässt und damit der Ausbreitung des Coronavirus einen Riegel vorschiebt. "Mecklenburg-Vorpommern ist kein impfmüdes Land." Vorurteile gegen das Impfen seien mehr in den westlichen Bundesländern verbreitet.

Mediziner und Politiker setzen große Hoffnungen in die neu entwickelten Impfstoffe, mit deren Hilfe die Pandemie endlich eingedämmt werden und der Alltag wieder einkehren soll. Als zweite Hersteller beantragten am Dienstag die Mainzer Firma Biontech und der US-Pharmariese Pfizer die Zulassung ihres Impfstoffs in der EU. Am Montag hatte schon der US-Konzern Moderna bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) einen Antrag für seinen Impfstoff gestellt. Sollte die Ema eine bedingte Zulassung empfehlen, könnte der Impfstoff noch im Dezember eingesetzt werden, teilte Biontech mit.

Laut Glawe ist für Ende 2020 und das ersten Quartal 2021 für Mecklenburg-Vorpommern mit Impfstoff für etwa 250 000 Menschen zu rechnen. Für einen wirksamen Schutz sind jeweils zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen nötig.

Zunächst sollen Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen sowie Mitarbeiter von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen geimpft werden. Den Angaben zufolge leben in Mecklenburg-Vorpommern rund 127 000 Menschen, die älter als 80 Jahre sind und damit als besonders gefährdet gelten. Das medizinische und Pflegepersonal umfasst knapp 28 000 Personen.

Daneben sollen frühzeitig auch Beschäftigte aus Bereichen geimpft werden, die für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens von besonderer Bedeutung sind. Später werde die Impfung auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnt. Dann würden auch reguläre Arztpraxen einbezogen. Die Terminvergabe für Impfungen und die Erinnerung an die erforderliche Zweitimpfung will Glawe über ein zentrales Call-Center laufen lassen.

Der Minister verwies zudem darauf, dass die Quarantäne-Verordnung des Landes erneuert wurde. Wer aus einem Corona-Risikogebiet im Ausland nach MV einreist, muss demnach nur noch für zehn Tage in Quarantäne. Bislang waren 14 Tage gefordert. Berufspendler sind von der Quarantäne-Pflicht ausgenommen, jedoch müssen sich Grenzpendler etwa aus Polen jede Woche testen lassen. Ausgenommen von der Pflicht sind auch Schüler, die zum Unterricht nach Deutschland kommen, und Beschäftigte im Transportgewerbe, etwa Lastwagenfahrer. Wer Verwandte besuchen will, muss einen höchstens 48 Stunden alten Negativtest vorweisen.

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