Jutta Cordt als Bamf-Chefin:Neue Bamf-Chefin ist es gewohnt, aufs Tempo zu drücken

Jutta Cordt

Jutta Cordt: designierte Chefin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

(Foto: Sophia Kembowski/dpa)
  • Jutta Cordt wird neue Chefin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf).
  • Die Managerin ist parteilos, verheiratet - und Motorradfahrerin.
  • Unter ihrem Vorgänger Frank-Jürgen Weise ist es nicht gelungen, wie geplant alle Altfälle bis zum Jahresende abzuarbeiten.

Von Thomas Öchsner

Wer in der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach oben kommen will, muss bereit sein, oft umzuziehen. Jutta Cordt, 52, ist so eine Karrierefrau. Den Großteil ihres Berufslebens war sie für die Nürnberger Behörde tätig und hat dabei gelernt, wie schwierig es ist, Langzeitarbeitslosen den Weg zurück zu einem Job zu ebnen. Was nun auf die Managerin zukommt, wird aber schwerer sein als alles, was sie bisher im Dienst der Arbeitsagentur getan hat: Cordt wird bald mittendrin sein in einer der größten Problemzonen Deutschlands und, wie aus bestens informierten Kreisen bestätigt wird, neue Chefin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf).

Der amtierende Doppelchef des Bamf und der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, hatte angekündigt: "Ende des Jahres, wenn hier alles geordnet ist, werde ich das Bamf verlassen." Cordt wurde schon als Vize des Flüchtlingsamts gehandelt; jetzt weiß man, warum sie diesen Posten nicht bekam: weil sie gleich Chefin werden sollte. Hinter dieser Personalie dürfte nicht zuletzt Weise selbst stecken. Cordt, die seit zwei Jahren die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit leitet, galt in Sachen Bamf als seine "Kronprinzessin". Wie Weise ist Cordt Kontrollfreak. Ihre eher kühle Art zu führen, soll bei manchen Mitarbeitern in der Hauptstadt nicht gerade Freude ausgelöst haben.

In der Behörde stapeln sich gut eine halbe Million Asylanträge

Sie ist parteilos, verheiratet und Motorradfahrerin; in ihrer Freizeit kurvt sie mit einer Moto Guzzi herum, ist aber auch beruflich schon viel herumgekommen. Sie begann während ihres Jura-Referendariats in der BA, die damals noch eine "Bundesanstalt" war. Sie war in den Neunzigerjahren Abteilungsleiterin in Duisburg, zu einer Zeit, als die Zechen und die Stahlindustrie im Ruhrgebiet ums Überleben kämpften. Zurück in Nürnberg wirkte sie in der Hartz-Kommission an den Arbeitsmarktreformen mit. Von staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen hält sie wenig.

Nach weiteren Führungsjobs in Ravensburg, Saarbrücken und Chemnitz wechselte Cordt nach Berlin. Und nun also wieder Nürnberg, aber diesmal im Flüchtlingsamt, wo die neuen Führungskräfte, die Weise aus der Arbeitsagentur mitgebracht hat, misstrauisch beäugt werden.

Im Bamf wartet auf Cordt eine riesige Aufgabe: Weise, der auf dem Höhepunkt der Flüchtlingszuwanderung im September 2015 an die Spitze dieser Behörde trat, wollte dort "die Kultur einer leistungsorientierten, steuerbaren Organisation" schaffen. Das Amt hat die Zahl der Mitarbeiter aufgestockt, Computersysteme vereinheitlicht, Asylverfahren gestrafft. Dennoch ist es nicht gelungen, wie geplant alle Altfälle bis zum Jahresende abzuarbeiten. Derzeit stapeln sich in der Behörde gut eine halbe Million Asylanträge, die noch nicht entschieden sind. Cordt, die zum Jahreswechsel nach einer Phase des Einarbeitens die Leitung übernehmen soll, wird weiter aufs Tempo drücken müssen. Aber das ist sie ja gewohnt.

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