Der kanadische Premierminister Justin Trudeau ist auf großer Tournee: Vor seinem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag in Berlin hält er eine Rede im EU-Parlament in Straßburg. Montags traf er das erste Mal auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump. "Kanada und die USA werden einander immer die wichtigsten Partner bleiben", sagte Trudeau bei seinem Besuch im Weißen Haus.
Das EU-Parlament hat sich mittlerweile für das umstrittene Freihandelsabkommen Ceta mit Kanada ausgesprochen, das Ende Oktober 2016 von den EU-Staaten und der kanadischen Regierung unterzeichnet worden war. Trudeau im Bild mit EU-Ratspräsidenten Donald Tusk und Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident. Am Donnerstag wird der kanadische Premier zum ersten Mal im EU-Parlament sprechen.
Trudeau verkörpert den Anti-Trump: 2015 führte der ehemalige Snowboardlehrer die Liberalen zur absoluten Mehrheit im Parlament. Der damals 43-Jährige trat als Modernisierer an, zog die Truppen aus dem Irak ab und öffnete das Land für Flüchtlinge. Sein Kabinett besetzte Trudeau zur Hälfte mit Frauen. Warum? "Because it's 2015!", sagte er damals.
Schon als Jugendlicher war Trudeau ein überzeugter Liberaler. 2008 ließ er sich dann für das kanadische Unterhaus aufstellen und übernahm fünf Jahre später den Parteivorsitz. In der Opposition war er Schattenminister für Jugend und Multikulturalismus - eine bedeutsame Aufgabe im Land mit der weltweit höchsten Einwanderungsrate. Seine Mutter Margaret (l.) war das Leben in der Öffentlichkeit allerdings bereits durch ihren Mann gewohnt.
Trudeau (l.) folgt dem politischen Vorbild seines Vaters Pierre, der ab 1968 selbst 16 Jahre Ministerpräsident war und sich besonders für die Versöhnung der franko- und anglokanadischen Völker einsetzte. Im Jahr 2000 starb er an Krebs.
Kanada auf ein neues internationales Level heben, das war das Versprechen von Justin Trudeau. Bereits vor seiner Zeit als Regierungschef wusste der Social-Media-Liebling mit den sozialen Medien umzugehen. Auf Twitter postete er 2013 ein Bild, auf dem er in einer Yoga-Stellung posiert, die einiges an Körperbeherrschung voraussetzt. Hilfe hatte er dabei vermutlich von seiner Frau Sophie Grégoire, einer Yoga-Lehrerin.
Eine besondere Freundschaft verbindet Trudeau mit Barack Obama. Während Obamas Amstszeit zeigten sie sich regelmäßig zusammen in der Öffentlichkeit.
Zu Beginn seiner politischen Karriere warfen die Kritiker Trudeau vor, er sei ein Schönling, verweichlicht und habe keine Ausdauer für ein führendes Amt. Das änderte sich 2012 schlagartig, als der Kanadier zu einem Charity-Kampf gegen den Senator Patrick Brazeau, einen Armee-Reservisten, in den Ring stieg. Schon in der Jugend boxte Trudeau und trainierte auch im Wahlkampf regelmäßig, wie hier in einer Halle in Brooklyn.
Kurz vor dem Kampf gegen Brazeau ließ sich Trudeau mit nacktem Oberkörper ablichten. Die Veranstaltung fand allerdings ein schnelles Ende: In der dritten Runde ging der Konservative Senator K.O.
Mit Sophie Grégoire ist Trudeau seit 2005 verheiratet, das Paar hat drei Kinder. Im Wahlkampf traten die beiden oft zusammen auf, kanadische Medien zogen dabei immer wieder Vergleiche zu John F. Kennedy und seiner Frau Jackie.
Ein Rückschlag für Trudeau und sein weltoffenes Kanada: Ende Januar 2017 starben mehrere Gläubige bei einem bewaffneten Angriff auf eine Moschee in der Stadt Québec.Trudeau - im Bild bei einer Trauerfeier für die Opfer zu sehen - sprach von einem "Terroranschlag auf Muslime".