Jusos:Taktiker, keine Strategen

Der Vorschlag, Kurzzeit-Mitglieder zu werben, ist allzu platt. Er hilft der Erneuerung der SPD überhaupt nicht.

Von Ferdos Forudastan

Ganz gleich, was man vom Widerstand der Jusos gegen eine abermalige große Koalition hält: Wie die Jugendorganisation der SPD ihre Kampagne führt, ist stellenweise fragwürdig. Dass ein Teil der Jungsozialisten nur um vorübergehende Neumitglieder werben will, auf dass diese beim Mitgliederentscheid der Sozialdemokraten ein weiteres Bündnis mit der Union verhindern, zeugt von einem rein taktischen, fast schon inhaltsleeren Verhältnis zur eigenen Partei. Dieser Fraktion innerhalb der Jusos scheint es nicht darum zu gehen, die SPD zu stabilisieren, sie mit Hilfe neuer Genossen zu modernisieren, ihre Werte zu stärken. Wer auf Kurzzeit-Mitgliedschaften setzt, dem liegt ganz platt nur daran, die eigene Parteiführung zu besiegen.

Es ist deshalb gut, dass Juso-Chef Kevin Kühnert sich gegen die Idee der Kurzzeit-Mitgliedschaften ausgesprochen hat. Allerdings klingt auch Kühnerts Werbung um neue Mitglieder nicht so, als ringe er nur um eine bessere Zukunft für die Sozialdemokraten. Dafür sind seine Lockrufe zu eng an den geplanten Mitgliederentscheid gekoppelt. Dafür hört es sich zu pflichtschuldig an, wenn er sagt, es gehe ihm um Neumitglieder, die aus Überzeugung in die SPD einträten, weil sie ihre Grundwerte teilten.

Wer glaubwürdig für die Erneuerung der SPD streiten will, sollte nicht nur um neue Genossen werben, sondern auch erklären, wie er oder sie sich diese Erneuerung vorstellt. Da ist auch bei den Jusos Luft nach oben.

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