Peter Tauber, CDU, Jahrgang 1974, Gelnhausen, Hessen
Herr Tauber, Ihr erstes Jahr im Bundestag ist vorbei - was hat Sie zu Beginn am meisten überrascht?
Ich habe nicht mit so einem hohen Maß an Kollegialität in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gerechnet. Es war leichter als gedacht, "Anschluss" zu finden.
Was hat Sie enttäuscht?
Da fällt mir ehrlich gesagt nichts ein. Mir macht meine neue Aufgabe Spaß. Die paar Momente, in denen man sich ärgert, fallen da nicht ins Gewicht.
Wie war das erste Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden?
Das war relativ kurz nach der Konstituierung des Parlaments und der Aufgabenverteilung in der Fraktion. Ich hatte Volker Kauder meine Ideen für den Ausbau der Freiwilligendienste vorgestellt, da ich der Auffassung war, dass wir etwas in der Schublade haben müssen, sollte die Wehrpflicht irgendwann ausgesetzt werden. Dass das dann so schnell akut wurde, konnte man damals ja nicht ahnen. Volker Kauder hat sich Zeit genommen und zugehört.
Welche Aufgaben in Ihrem Alltag als Abgeordneter rauben am meisten Zeit?
Besonders viel Zeit nehmen natürlich die Lektüre von Texten und die Gespräche mit Bürgern in Anspruch. Ersteres ist unerlässlich, damit man weiß, wovon man spricht. Und wenn jemand aus meinen Wahlkreis mit mir sprechen will, dann nehme ich mir dafür immer die nötige Zeit.
Wie reagieren die Bürger, wenn Sie nun in Ihrem Wahlkreis unterwegs sind?
Natürlich völlig unterschiedlich. Das hängt beispielsweise davon ab, ob mich die Menschen schon kannten, bevor ich Abgeordneter wurde. Durch mein Engagement kenne ich viele Leute und im Wahlkampf ist mein Bekanntheitsgrad noch gestiegen. Da bin ich für viele eben nicht nur der Abgeordnete aus dem fernen Berlin, sondern "einer von uns".
Ansonsten hängt die Reaktion ja auch vom Grund des Kontaktes ab: Lernt man sich zufällig kennen, besteht die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit etwas Zeit. Ich bin ein fröhlicher und neugieriger Mensch und empfinde neue Begegnungen meist als positiv.
Was sind Ihre ganz persönlichen politischen Ziele?
Das Stichwort "Zusammenhalt" im Koalitionsvertrag ist mir besonders wichtig. Die Frage, wie man den Menschen vermitteln kann, das jeder in gewissem Maß auch Verantwortung für die Zukunft unserer Nation trägt und es daher keine Lösung ist, zu sagen, das soll mal die Politik regeln, beschäftigt mich sehr.
Darum ist mir beispielsweise die Entwicklung der Freiwilligendienste besonders wichtig. Hier erfahren junge Männer und Frauen, dass sie gebraucht werden und wir als Bürger alle gefordert sind, einen Beitrag zu leisten, damit wir eine solidarische und mitfühlende Gesellschaft bleiben.
Angesichts der Shell-Jugendstudie bleibt für die Familienpolitik das Hauptthema, wie wir es schaffen, dass mehr junge Paare sich den offensichtlich vorhandenen Kinderwunsch auch erfüllen.
Welches Ihrer Wahlversprechen konnten Sie umsetzen?
Das ist nach einem Jahr schwer zu sagen. Ich habe vor der Wahl vor allem versprochen, auch nach der Wahl immer ansprechbar und vor Ort zu sein. Daher nutze ich die Wochenenden intensiv, um auf Veranstaltungen und Festen für die Leute "greifbar" zu sein. Inhaltlich gibt es ein paar Infrastrukturprojekte, bei denen ich nach ersten Gesprächen ganz optimistisch bin, dass wir das in den vier Jahren "auf die Schiene" bringen. Da offenbart sich aber auch, dass Politik ganz oft das Bohren von dicken Brettern ist.
Was können junge Politiker besser als ältere?
Vielleicht zuhören und sich nicht so wichtig nehmen. Mein Eindruck ist, dass nicht jeder im Kopf behält, dass ein Großteil der Aufmerksamkeit, die wir als Volksvertreter erfahren, nicht der Person, sondern dem Abgeordneten gilt.
Warum sollte Ihre Partei auf Sie setzen?
Soll ich mich jetzt selber anpreisen? Wenn meine Partei der Auffassung ist, dass ich Menschen für die Politik der Union begeistern kann, dann stehe ich Gewehr bei Fuß! Da ich das Direktmandat im Wahlkreis Hanau zum ersten Mal seit langer Zeit für die CDU gewonnen habe, scheint mir das ja ganz gut gelungen zu sein.
Ist Politik Ihr Leben?
Nein. Politik ist aber ein sehr wichtiger Teil meines Lebens.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Das entscheidet der liebe Gott!
Wovon träumen Sie?
Ganz ehrlich? Mich irgendwann meiner Leidenschaft der Geschichte widmen zu können, an einem schweren, großen, alten Holzschreibtisch vor einem überbordenden Bücherregal sitzend und dabei lesend und schreibend den Tag zu verbringen - und vom Schreiben leben zu können.