Jüdische Akademie in Frankfurt:"Das intellektuelle jüdische Leben erhält mit der Akademie einen neuen Mittelpunkt"

Lesezeit: 1 min

So soll die Jüdische Akademie in Frankfurt aussehen. Der Plan ist, den Bau bis Ende 2023 fertigzustellen. (Foto: Turkali Architekten/oh)

In Frankfurt beginnen bald die Bauarbeiten für die Jüdische Akademie. Es ist die erste überregionale jüdische Institution dieser Art in Deutschland seit der Schoah. Zentralratspräsident Schuster erklärt ihren Zweck.

Von Annette Zoch, München

Die Jüdische Akademie in Frankfurt am Main nimmt Gestalt an: Anfang September will der Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem Bau beginnen. Die Akademie sei die erste überregionale jüdische Institution dieser Art, die nach der Schoah in Deutschland errichtet wird, teilte der Zentralrat am Dienstag in Berlin mit. Zum Spatenstich am 2. September erwartet Zentralratspräsident Josef Schuster Bundesinnenminister Horst Seehofer und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier.

Unesco-Weltkulturerbe
:Erstmals wird jüdisches Kulturgut in Deutschland ausgezeichnet

Die SchUM-Gemeinden Speyer, Worms und Mainz werden Unesco-Kulturerbe. Auch der Niedergermanische Limes wird aufgenommen.

Von Till Briegleb

"Das intellektuelle jüdische Leben erhält mit der Akademie einen neuen Mittelpunkt", sagt Josef Schuster: "Wir wollen sowohl der jüdischen Gemeinschaft in ihrer Pluralität eine Plattform bieten als auch vor dem Hintergrund der deutsch-jüdischen Geschichte in die Gesamtgesellschaft hineinwirken und den interreligiösen Dialog pflegen. Unterschiede aushalten und Gemeinsamkeiten stärken - das soll dieser moderne Ort jüdischen Denkens leisten."

In der Tradition des Jüdischen Lehrhauses, das während des Nazi-Regimes geschlossen wurde

Die Jüdische Akademie stehe in der Tradition des in den 1920er-Jahren gegründeten Freien Jüdischen Lehrhauses, einer Einrichtung zur Erwachsenenbildung, die in Frankfurt von dem Historiker und Philosophen Franz Rosenzweig geleitet wurde. 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschlossen.

In der Jüdischen Akademie sollen nun wichtige öffentliche Diskurse aufgegriffen und um die jüdische Perspektive bereichert werden. Damit wolle die Akademie dazu beitragen, die Akzeptanz für religiöse und kulturelle Pluralität in Deutschland zu erhöhen, so der Zentralrat. Ein "Ausrufezeichen" für ein aktives jüdisches Leben hatte Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker die Akademie bereits im Juni genannt. Gemeinsam geleitet werden soll die Akademie von Sabena Donath und Doron Kiesel, der Leiterin und dem wissenschaftlichen Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden.

Der Neubau, der in eine frühere Professorenvilla integriert wird, soll in der Senckenberganlage entstehen. Das Gebäude wurde vom Frankfurter Architekten Zvonko Turkali entworfen. Die Gesamtkosten des Projekts liegen laut Zentralrat bei 34,5 Millionen Euro, 16 Millionen davon trägt der Bund, sieben das Land Hessen, 6,5 Millionen der Zentralrat und fünf die Stadt Frankfurt. Die Fertigstellung des Baus ist für Ende 2023 geplant, 2024 soll die Jüdische Akademie ihren Betrieb aufnehmen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMilitärrabbiner
:Der Auftrag

Nach hundert Jahren gibt es jetzt wieder einen Militärrabbiner in Deutschland. Aber wie realistisch ist es, die Bundeswehr in eine Begegnungsstätte mit jüdischem Leben zu verwandeln? Unterwegs mit Zsolt Balla, der Seelsorger, Aufklärer und Brücke sein soll.

Von Marlene Knobloch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: