Benjamin Netanjahu hatte mit seinen Aussagen zum Holocaust vor gut einer Woche Empörung ausgelöst: Der palästinensische Großmufti von Jerusalem Amin al-Husseini habe Adolf Hitler 1941 zum Holocaust angestiftet, behauptete Israels Regierungschef in einer Rede. Nun hat Netanjahu einem Bericht der New York Times zufolge seine Behauptung zurückgezogen.
"Die Entscheidung, von einer Politik der Abschiebung von Juden zu einer 'Endlösung' überzugehen, wurde von den Nazis getroffen und war nicht von äußeren Einflüssen abhängig", erklärte Netanjahu in einem Statement auf Facebook. "Die Nazis sahen den Mufti zwar als Kollaborateur, haben ihn jedoch nicht in die Entscheidung einbezogen, systematisch das europäische Judentum zu vernichten."
Er habe, entgegen des entstandenen Eindrucks, damit nicht sagen wollen, dass der Mufti im Gespräch mit Hitler im November 1941 diesen davon überzeugt habe, die "Endlösung" umzusetzen. "Die Nazis haben das selbst beschlossen", so Netanjahu.
Netanjahu hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt erklärt, er habe nie beabsichtigt, Hitler von seiner Verantwortung für die Vernichtung des europäischen Judentums freizusprechen. Doch halte er es für "absurd", die Rolle des Muftis zu ignorieren.
Netanjahus umstrittene Aussage
Israels Staatschef Netanjahu hatte eine Begegnung zwischen Hitler und Husseini, die im November 1941 in Berlin stattfand, so geschildert: "Hitler wollte die Juden damals nicht vernichten, er wollte die Juden ausweisen."
Der Mufti habe gesagt: "Wenn Sie sie deportieren, kommen sie hierher (nach Palästina)." Hitler habe entgegnet: "Was soll ich also mit ihnen machen?" Husseini habe geantwortet: "Verbrennen Sie sie."
Historiker nannten die Behauptung des israelischen Ministerpräsidenten "Geschichtsverdrehung". Palästinensische Vertreter warfen Netanjahu vor, er wolle Palästinensern eine Mitschuld am Holocaust geben.