Juden in Nazi-Deutschland:Alltäglicher Hass - So wurden Juden in Hitler-Deutschland verfolgt

Diffamiert, drangsaliert, enteignet: Die Situation der Juden war schon lange vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unerträglich. Bilder, die Verachtung dokumentieren.

Von Florian Gontek

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(Foto: Sueddeutsche Zeitung Photo)

Die Situation der Juden in Deutschland war schon vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs katastrophal. Fotos dokumentieren die Entrechtung und Verfolgung nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor zelebrierten die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 die Machtergreifung. Zuvor hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Kanzler einer Regierung gemacht, die durch die Beteilung nationalkonservativer Kräfte möglich wurde. Viele jüdische Deutsche glaubten damals, dass sich die NS-Regierung nicht lange halten würde.

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(Foto: SZ Photo)

Albert Einstein gehörte zu jenen Deutschen mit jüdischen Wurzeln, die sich keine Illusionen machten. Der Nobelpreisträger kehrte Deutschland 1933 mit seiner Passabgabe in der deutschen Botschaft in Brüssel offiziell den Rücken und ging endgültig in die USA. Wie er emigrierten Zehntausende Juden in den ersten Jahren der NS-Diktatur - doch die meisten blieben.

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(Foto: SZ Photo)

Schon kurz nach der Machtübernahme gab es Boykottaufrufe: Nichtjüdische Deutsche sollten nicht mehr zu "jüdischen Ärzten und Anwälten" gehen und nicht mehr in Geschäfte, deren Besitzer Juden waren.

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(Foto: SZ Photo)

Männer der Nazi-Schlägertruppe SA wurden als Hilfspolizisten eingesetzt. Immer wieder kam es zu Übergriffen, oft in aller Öffentlichkeit wie hier in Cuxhaven im Sommer 1933. Damals trieben SA-Männer den jüdischen Geschäftsmann Oskar Dankner zusammen mit der nichtjüdischen Verkäuferin Adele Edelmann, die angeblich Dankners Geliebte war, durch die Straßen der Stadt.

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(Foto: SZ Photo)

Schritt für Schritt vollzog sich die Entrechtung und staatlich sanktionierte Diskriminierung. Beamte wurden entlassen und auch aus anderen Berufszweigen und dem Kulturleben wurden Menschen mit jüdischen Wurzeln ausgeschlossen. Auf diesem Bild warten Rechtsanwälte, um von der Anwaltskammer Berlin eine Neuzulassung zum Gericht zu bekommen - vergeblich.

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Die staatlich verordnete Ausgrenzung zog sich durch alle Lebensbereiche, auch auf kommunaler Ebene. So wurde Juden 1934 beispielsweise der Besuch des Freibades Berlin-Wannsee verboten.

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Auf dem Reichsparteitag 1935 verkündete Hitler die "Nürnberger Gesetze": Es war ein Sammelsurium von Erlassen, die den Antisemitismus als Staatsgrundlage zementierten.

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(Foto: SZ Photo)

Offener Judenhass war in Nazi-Deutschland schon lange vor der Reichspogromnacht alltäglich. Neben den Übergriffen auf Juden gab es öffentliche Auftritte der NS-Schergen, wie auf diesem Foto von 1935, auf dem in Berlin ein SA-Trupp mit einem antisemitischen Transparent durch Tegel fährt.

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Die gleichgeschaltete Presse berichtete willfährig. Unter den Zeitungen, die der NSDAP und ihren führenden Köpfen gehörten, kamen vom Gossenblatt Der Stürmer des Nürnberger "Frankenführers" Julius Streicher besonders schlimme Tiraden. 1938 lag die Auflage der Postille bei fast 500 000 Exemplaren.

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(Foto: SZ Photo)

Der Antisemitismus war auch in der Zivilbevölkerung verbreitet. Manche Geschäfte wollten keine Juden als Kunden, manche Eltern untersagten ihren Kindern den Umgang mit jüdischen Klassenkameraden. Hier wird auf einem Schild auf der Insel Reichenau im Bodensee Hetzpropaganda betrieben.

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(Foto: SZ Photo)

Mit antisemitischer Propaganda wurden im Dritten Reich bereits die Jüngsten indoktriniert. Diese Karikatur aus der Jugendzeitschrift Fips zeigt, wie judenfeindliche Stereotypen unterrichtet wurden. In Schulen mussten sich die Kinder Propagandafilme ansehen oder sich entsprechende Reden anhören. Jungen und Mädchen gingen in die NS-Jugendorganisationen Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel. 1938 durften "arische" und jüdische Kinder nicht mehr gemeinsam unterrichtet werden.

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(Foto: SZ Photo)

Die Nationalsozialisten definierten auch, was Kunst ist - und was nicht. Erlaubt und besonders gewollt waren Motive vom Typus "Blut und Boden". In Sonderausstellungen diffamierten sie moderne Kunst, die für sie "jüdisch" und damit "entartet" war.

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Nachdem Adolf Hitler im März 1938 den "Anschluss" seiner "Heimat" an Deutschland verkündet hatte, kam es zu antijüdischen Ausschreitungen in Wien und anderen Orten in Österreich. Juden wurden auf verschiedene Weise gedemütigt. Indem man sie auf Knien die Straße schrubben ließ. Oder - wie auf dieser Aufnahme - zwang, ihre eigenen Häuser und Geschäfte zu beschmieren.

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(Foto: SZ Photo)

Die "Arisierung" jüdischen Eigentums wurde forciert: Juden mussten Kunstschätze, Geschäfte und andere Wertgegenstände weit unter Wert an nichtjüdische Deutsche verkaufen. Dieses Geschäft in Wien beispielsweise wurde 1938 "arisiert".

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(Foto: SZ Photo)

Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 markierte für viele in Deutschland verbliebene Juden einen Wendepunkt. Bei den staatlich initiierten reichsweiten Übergriffen wurden unzählige Menschen verletzt oder getötet, Synagogen brannten, jüdische Geschäfte wurden zerstört. Diese Aufnahme zeigt die Verschleppung jüdischer Männer in Baden-Baden ins Konzentrationslager Dachau.

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(Foto: SZ Photo)

Ab 1938 begann die verstärkte Ausreise der Juden. Aber nicht alle wollten oder konnten es sich finanziell leisten. Allein im Jahr 1939 flohen etwa 75 000 Juden aus dem Deutschen Reich. Mit den neuen "Eroberungen" wie Österreich und der Tschechoslowakei (hier im Bild wartende Juden aus Prag) kamen immer mehr Juden unter NS-Herrschaft. 1939 entfesselte Hitler den Zweiten Weltkrieg, in dem das Regime einen nie dagewesenen Völkermord beging: die Shoa, die Ermordung von sechs Millionen Juden.

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