Journalistenpreis:Humor siegt

Journalistenpreis: Martin Staudinger, 50, leitet mit einem Kollegen das Auslandsressort des österreichischen Nachrichtenmagazins „Profil“. Er berichtete bereits aus vielen Krisengebieten.

Martin Staudinger, 50, leitet mit einem Kollegen das Auslandsressort des österreichischen Nachrichtenmagazins „Profil“. Er berichtete bereits aus vielen Krisengebieten.

(Foto: PR/profil.at)

Den Riehl-Heyse-Preis erhält dieses Jahr der Österreicher Martin Staudinger für seinen Artikel "In vier Schritten zur Alleinherrschaft". Staudinger analysiert darin die Machtstrategien angehender Autokraten wie Viktor Orbán.

Der Herbert-Riehl-Heyse-Preis geht in diesem Jahr an den österreichischen Journalisten Martin Staudinger. Ausgezeichnet wird er für seinen Artikel "In vier Schritten zur Alleinherrschaft", erschienen im Wiener Nachrichtenmagazin Profil. Der Text basiert auf einer klugen Analyse der Methoden, mit denen Politiker wie Jarosław Kaczyński, Viktor Orbán und Recep Tayyip Erdoğan in ihren Ländern Polen, Ungarn und der Türkei ihre Macht festigen.

Die Jury hob hervor, dass kritische Journalisten, die ihr Handwerk verstehen, auch über angehende Autokraten mit Humor schreiben können: Staudinger habe dies auf großartige Weise gezeigt. Seine Kenntnisse vom Machthunger Einzelner und den misslichen, ja schrecklichen Folgen für die Bürger erwarb er sich bei Auslandseinsätzen in Krisengebieten. In den vergangenen Jahre berichtete er unter anderem aus Afghanistan, Syrien, Libyen, Venezuela, Tschad, dem Kongo und der Ukraine.

Staudinger, so die Jury, habe vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen eine fulminante und präzise politische Analyse verfasst - ganz in der Tradition von Herbert Riehl-Heyse, der bis zu seinem Tod im Jahr 2003 die Süddeutsche Zeitung mitprägte. Staudingers Persiflage eines kurzen Ratgebers für Möchtegern-Diktatoren sei, so die Jury, gesättigt mit eigener Anschauung und präziser Information. Der preisgekrönte Text sei amüsant und zugleich erschütternd. "Die Welt findet momentan", heißt es eingangs, "so viel Gefallen an autoritärer Führung wie schon lange nicht mehr."

Gestiftet wurde der Preis von den Gesellschaftern des Süddeutschen Verlags. Er wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit 10 000 Euro dotiert. Die bisherigen Preisträger waren Stefan Geiger (Stuttgarter Zeitung), Stephan Lebert und Stefan Willeke (Die Zeit), Kerstin Kohlenberg und Wolfgang Uchatius (Die Zeit), Gerhard Stadelmaier (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hans Holzhaider (Süddeutsche Zeitung), Anne Kunze (Die Zeit) und zuletzt Stefan Berg (Der Spiegel).

Ausgezeichnet wird Profil-Redakteur Martin Staudinger am Dienstag, 25. Juni, im Deutschen Museum in München. Die Festrede hält der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter; der Chef des Bundespräsidialamts, Staatssekretär Stephan Steinlein, spricht ein Grußwort zur Bedeutung des kritischen Journalismus. Die Laudatio hält Katharina Riehl - die Tochter des Namensgebers des Preises ist Co-Chefin des Ressorts "Gesellschaft und Wochenende" der SZ.

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