Journalistenpreis:Denkscharf

Journalistenpreis: Stefan Berg, geboren 1964 in Ost-Berlin, ist Journalist beim Spiegel. Den Preis erhält für den Essay "Das Erbe der DDR".

Stefan Berg, geboren 1964 in Ost-Berlin, ist Journalist beim Spiegel. Den Preis erhält für den Essay "Das Erbe der DDR".

(Foto: Privat)

"Spiegel"-Autor Stefan Berg wird der Herbert-Riehl-Heyse-Preis verliehen. Ausgezeichnet wird sein Essay "Das Erbe der DDR", eine Ursachenforschung des Fremdenhasses.

Stefan Berg, Autor beim Spiegel in dessen Berliner Büro, hat den Herbert-Riehl-Heyse-Preis 2017 gewonnen. Er erhält die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen Essay "Das Erbe der DDR", in dem er den Ursachen und Gründen für den Hass auf Flüchtlinge nachgeht. Berg setzt sich in seinem Text kritisch mit Pegida, mit der AfD und den "Rote-Socken"-Kampagnen auseinander. Er hat seinen Text, der im Spiegel erschienen ist, als "Streitschrift zum Einheitsfest" am 3. Oktober 2016 verfasst; Stefan Berg schreibt darin über die "gefühlte Zurücksetzung", die viele Menschen in der ehemaligen DDR empfinden und er denkt darüber nach, warum man im Osten der Republik so "schnell zur revolutionären Erhebung ruft". Zur Hinterlassenschaft der DDR, so Berg, gehöre das Modell einer geschlossenen Gesellschaft, in der Einheitlichkeit vor Vielfalt ging.

Der Autor wurde 1964 in Ost-Berlin geboren, er lebt mit seiner Familie in Berlin und in Brandenburg. Seine journalistische Laufbahn begann Berg bei Kirchenzeitungen in der DDR, von 1991 an arbeitete er als Redakteur beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt (heute Chrismon); 1996 wechselte er zum Spiegel, wo er bis heute tätig ist. Über den Spiegel hinaus wurde Stefan Berg bekannt mit seinem Buch "Zitterpartie", in dem er die Erfahrungen mit seiner Parkinson-Krankheit beschreibt.

Sein preisgekrönter Essay über den Fremdenhass in den alten und in den neuen Bundesländern sei, so die Jury, ein exzellentes Beispiel für denkscharfen und meinungsstarken politischen Journalismus. Berg habe vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen eine fulminante und präzise politische Analyse verfasst - ganz in der Tradition von Herbert Riehl-Heyse, der bis zu seinem Tod im Jahr 2003 die Süddeutsche Zeitung mitgeprägt hat.

Gestiftet wurde der Preis von den Gesellschaftern des Süddeutschen Verlags; er wird alle zwei Jahre vergeben. Die bisherigen Preisträger waren Stefan Geiger (Stuttgarter Zeitung), Stephan Lebert und Stefan Willeke (Die Zeit), Kerstin Kohlenberg und Wolfgang Uchatius (Die Zeit), Gerhard Stadelmeier (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hans Holzhaider (Süddeutsche Zeitung) sowie Anne Kunze (Die Zeit). Der Preis an Spiegel-Autor Berg wird am 29. Juni um 19.30 im Deutschen Museum in München verliehen. Die Laudatio hält Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, die Rede der Kabarettist Georg Schramm in der Rolle des Lothar Dombrowski.

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