Journalistenlegende:Günter Gaus ist tot

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Der frühere Ständige Vertreter der Bundesrepublik in der DDR starb in der Nacht zum Samstag im Alter von 74 Jahren. Politiker würdigten Gaus als herausragenden Diplomaten, Journalisten und Publizisten.

1973 wurde Gaus der erste Leiter der Ständigen Vertretung in Berlin, deren Chef er bis 1981 blieb. In dieser Zeit versuchte er, als Chefunterhändler zahlreicher Abkommen mit der DDR die Not der Teilung zu lindern.

"Seine kritische und mahnende Stimme wird uns fehlen", betonte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Gaus habe "zu den wenigen Grenzgängern gehört, die sich in ganz unterschiedlichen Wirkungsbereichen Respekt und Anerkennung erworben haben".

Seit 1963 hatte der engagierte Journalist und Publizist Prominente aus Politik, Kultur und Wissenschaft interviewt - zunächst im ZDF, ab 1990 beim Deutschen Fernseh-Funk (DFF) und ab 1992 beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB). Für sein journalistisches Schaffen erhielt er unter anderem den Adolf-Grimme-Preis (1988) und den Deutschen Kritikerpreis (1991).

Gaus wurde 1929 in Braunschweig geboren und studierte Geschichte und Germanistik. Noch vor seinem Studienabschluss wurde er Journalist und arbeitete unter anderem beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel und bei der Süddeutschen Zeitung. Am 10. April 1963 startete er die Sendereihe "Zur Person". Erster Interviewpartner war der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU).

Meisterhafter Journalist

In seiner Sendereihe "Zur Person" habe Gaus es meisterhaft verstanden, die politischen Verhältnisse in Deutschland mit Biografien zu konturieren. Kulturstaatsministerin Christina Weiss Weiss fügte hinzu: "Der Verlust dieses journalistischen und moralischen Leitbildes wird die deutsche Medienlandschaft nur schwer kompensieren können."

1969 wechselte Gaus als Chefredakteur zum Spiegel. 1976 trat er in die SPD ein, die er 2001 wegen der Art der Solidarität Deutschlands mit den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September verließ.

SPD-Chef Franz Müntefering hob hervor, Gaus habe als Staatssekretär im Bundeskanzleramt sowie als Ständiger Vertreter in der DDR die Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt entscheidend mitgestaltet. "Die Sozialdemokratie verliert mit Günter Gaus einen kritischen Freund und Weggefährten", sagte Müntefering.

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