Jörg-Uwe Hahn im Gespräch:"Bitte auf das Ministeramt konzentrieren"

Hessens FDP-Chef Hahn kritisiert die vielen innenpolitischen Äußerungen seines Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle - und fordert Konsequenzen.

Marc Widmann

Der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn, 53, kritisiert seit einiger Zeit das Erscheinungsbild seiner Partei. Nun fordert er Konsequenzen von Guido Westerwelle.

FDP-Landesparteitag

Übt reichlich Kritik an seinem Chef Guido Wetserwelle: Jörg-Uwe Hahn.

(Foto: ddp)

SZ: Herr Hahn, wie erleben Sie das Image der FDP?

Hahn: Die FDP hat derzeit ein schlechtes Image. An der Basis herrscht große Trauer. Ich werde dauernd konfrontiert mit der Aussage: Wir haben uns vor der Wahl etwas ganz anderes von euch versprochen. Zu diesem Bild gehört aber auch, dass das Image des Bundesvorsitzenden nicht gut ist. Das führe ich darauf zurück, dass er zwar gute Arbeit als Außenminister leistet, dass die Menschen das aber nicht so richtig merken, weil er sie immer wieder überdeckt mit seinen innenpolitischen Äußerungen.

SZ: Sollte Guido Westerwelle zu innenpolitischen Fragen schweigen?

Hahn: Die FDP soll jetzt das umsetzen, was der Bundesvorstand vor der Sommerpause beschlossen hat: die Außendarstellung der Partei auf verschiedene Schultern zu verteilen.

SZ: An welche Schultern denken Sie?

Hahn: Zuallererst an die des Generalsekretärs. Christian Lindner kommt überall sehr gut an. Er ist jung, aber er hat bewiesen, dass er fachlich etwas draufhat. Ich glaube, es ist wichtig, dass er jetzt die Rolle des Generalsekretärs wirklich voll übernimmt. So wie es Guido Westerwelle in den neunziger Jahren auch getan hat.

SZ: Was raten Sie Guido Westerwelle?

Hahn: Er wird dann wieder ein besseres Image kriegen, wenn die Menschen ihm abnehmen, dass er glaubhaft deutsche Außenpolitik vertritt. Zum Beispiel in der Europapolitik. Eine der Fragen, die ich immer wieder höre, ist: Wie konnte die FDP zulassen, dass die Griechenland-Hilfe und der Euro-Rettungsschirm so durchgewinkt wurden, das ist doch nicht liberal. Darauf antworte ich: Ja! Das ist ein Thema, das ich Guido Westerwelle ganz nah ans Herz lege. Liberale Europapolitik aus Sicht deutscher Interessen zu formulieren und umzusetzen. Da wäre er auch glaubwürdig. Das sind seine Themenbereiche. Aber bitte keine Erklärungen zur Sicherungsverwahrung.

SZ: War sein Doppelamt von vornherein die falsche Konstruktion?

Hahn: Nein. Menschen haben schon vorher bewiesen, dass man Außenminister sein kann und Parteivorsitzender. Ich bin in Hessen selbst Justizminister, stellvertretender Regierungschef und FDP-Vorsitzender. Entscheidend ist, wie man die Prioritäten setzt. Ich bin zuallererst Minister und habe den Job gut zu erfüllen. Wenn ich dann noch Zeit habe, bin ich Vorsitzender der FDP. Dieses Bild bekommt Guido Westerwelle bisher nicht hin.

SZ: Er macht es eher andersrum.

Hahn: Ja. Er hat sich als Außenminister sehr bemüht, viele Reisen gemacht. Aber mit Äußerungen wie jetzt zur Sicherungsverwahrung oder zu Steuerfragen überlagert er seine Arbeit.

SZ: Und wenn er gar keine seiner Aufgaben abgeben will?

Hahn: Eines muss jedem klar sein: Ein "Weiter so" wie vor der Sommerpause wird es für die FDP nicht geben. Die Unzufriedenheit an der Basis, aber auch in den mittleren Führungsebenen ist so groß, das bekommt man nicht weggedrückt, indem man eben mal vier Regionalkonferenzen veranstaltet. Die Menschen wollen Änderungen sehen.

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