Süddeutsche Zeitung

Spekulationen um Haider-Millionen:Fünf Millionen von Saddam Hussein, 45 Millionen von Gaddafi

Das Tagebuch eines Vertrauten heizt Gerüchte um geheime Konten des ehemaligen Kärntner Landeshauptmanns Haider an.

Michael Frank

Trotz vieler Spekulationen lassen sich Belege für die Existenz geheimer Konten des einstigen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider bislang weder in Österreich, in Liechtenstein noch in der Schweiz auftreiben. Die Staatsanwaltschaften in Wien und Klagenfurt sowie die unabhängige Antikorruptionsbehörde befassen sich mit der Sache.

Das Tagebuch des einstigen FPÖ-Funktionärs und Haider-Vertrauten Walter Meischberger, das die investigative Stadtzeitung Falter in Untersuchungsakten aufgestöbert hat, heizt indessen die Gerüchte an.

Über die Hintergründe der Zahlung von 45 Millionen Euro, die der libysche Staatschef Muammar el-Gaddafi demnach an Haider geleistet hat, gibt es verschiedene Interpretationen. Nach einer sollen es Gegenleistungen privater Art gewesen sein, da Haider mit einem der Söhne des Revolutionsführers befreundet war. Nach einer anderen sollte ein Todesfall in einem Gaddafi gehörigen Anwesen in Wien vertuscht werden.

Schließlich gibt es Spekulationen, das Geld sei angesichts der damals gültigen internationalen Sanktionen gegen Libyen von Haider für die Kinder des Libyers verwaltet worden. Auch heißt es, fünf Millionen Euro, die der irakische Despot Saddam Hussein Haider gezahlt haben soll, seien der Lohn für den öffentlichen Einsatz des Österreichers für den geächteten Iraker gewesen. Tatsächlich hatte Haider Saddam zweimal kurz vor Kriegsausbruch 2002 in Bagdad aufgesucht.

In beiden Fällen hätte sich Haider der Unterschlagung der damals noch gültigen Schenkungssteuer schuldig gemacht.

Insgesamt zeichnet Meischbergers Tagebuch ein ernüchterndes Sittenbild der Freiheitlichen Partei von damals. Uwe Scheuch, als Chef der Kärntner Freiheitlichen heute einer von Haiders politischen Konkursverwaltern, ordnet die Meischberger-Aufzeichnungen als Fälschung und Gerüchtesammlung ein: Die "Hitler-Tagebücher", so sein Vergleich, seien auch erst veröffentlicht und dann als falsch erkannt worden.

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Quelle:
SZ vom 04.08.2010
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