Jerusalem:Wochenende des Zorns

Die Installation von Metalldetektoren auf dem Tempelberg hat zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern geführt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kündigt eine Sondersitzung an.

Die Verhängung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen auf dem Tempelberg in Jerusalem hat zu den blutigsten Zusammenstößen zwischen Israel und den Palästinensern seit Jahren geführt. In der Altstadt lieferten sich palästinensische Demonstranten und die Polizei am Wochenende gewaltsame Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, um die wütende Menge auseinanderzutreiben. Im Westjordanland erstach ein palästinensischer Angreifer drei Mitglieder einer jüdischen Siedlerfamilie. In Jerusalem wurden vier Palästinenser unter ungeklärten Umständen getötet.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas kündigte eine Aussetzung sämtlicher Kontakte zu Israel an. Die internationale Staatengemeinschaft zeigte sich besorgt und forderte beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Arabische Liga warf Israel vor, mit dem Feuer zu spielen. Was in Jerusalem geschehe, sei ein Versuch, eine neue Realität in der heiligen Stadt zu schaffen. Damit riskiere Israel eine ernste Krise mit der arabischen und islamischen Welt.

Der UN-Sicherheitsrat setzt für diesen Montag eine Sondersitzung an

Die neue Eskalation war durch die Installation von Metalldetektoren am Zugang zum Tempelberg ausgelöst worden. Israel hatte damit auf die Erschießung zweier israelischer Polizisten reagiert, um Waffenschmuggel auf das Areal zu verhindern. Zudem wurde am Tag des Freitagsgebets Palästinensern unter 50 Jahren der Zugang zum Tempelberg verwehrt. Bei den gewaltsamen Protesten am Freitag wurden nach Angaben von Sanitätern fast 400 Menschen verletzt.

Abbas sagte nach einem Treffen mit seinen Beratern, die Beziehungen zu Israel würden eingefroren und erst wieder aufgenommen, wenn Israel den Einsatz von Metalldetektoren aufhebe. Auf dem Tempelberg stehen mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom wichtige religiöse Stätten des Islam. Das Plateau war auch historischer Standort des Jüdischen Tempels, der heiligsten Stätte des Judentums. Am Fuße des Tempelbergs befindet sich als einziger Überrest die Klagemauer. Der Abbruch der Beziehungen zu Israel könnte weitreichende Folgen haben. Palästinensische Behörden kooperieren in der Regel selbst in Krisenzeiten eng mit israelischen Sicherheitsbehörden, um Anschläge zu verhindern.

Aus Israel kamen am Sonntag unversöhnliche Töne, aber auch Stimmen, die nach Kompromissen suchen. Die Metalldetektoren würden bleiben. "Die Mörder werden uns nie vorgeben, wie wir Mörder suchen", sagte der Minister für regionale Entwicklung im Armee-Radio. Der für die öffentliche Sicherheit in Israel zuständige Minister sagte, es würden Alternativen geprüft, um nicht alle Muslime zu kontrollieren. Nur potenzielle Gewalttäter sollten genauer unter die Lupe genommen werden. Polizisten und Kameras mit Gesichtserkennungsfunktion könnten hierbei helfen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kündigte für Montag eine Sondersitzung zur Eskalation im Nahost-Konflikt an. Das Treffen sei auf Antrag Schwedens, Frankreichs und Ägyptens einberufen worden. Das Nahost-Quartett aus Europäischer Union, USA, Russland und Vereinten Nationen rief dazu auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden.

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