Jena (dpa/th) - Binnen sechs Monaten hat die neue Thüringer Meldestelle für antisemitische Vorfälle Rias 35 Fälle erfasst. „Wir zählen auch Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“, sagte die Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Thüringen, Anja Thiele, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehöre unter anderem auch das Zeigen von Plakaten, die an sich nicht strafbar seien, aber beispielsweise einen israelbezogenen Antisemitismus ausdrückten.
Auch das Benutzen alter, antisemitischer Narrative zähle dazu, so Thiele. „Das war tatsächlich einer der Schwerpunkte in diesem halben Jahr“, sagte Thiele. Dabei ging es unter anderem um Holocaust-Relativierungen oder die Verhöhnung der Opfer des Holocaust, indem sich Demonstranten gegen die Corona-Politik mit diesen Opfern gleichgesetzt hätten.
Thiele betonte, dass die Zahl der bisher gemeldeten Fälle keinerlei Anspruch erhebe, repräsentativ zu sein - zumal es die Meldestelle noch nicht lange gebe und sie demnach auch noch nicht so bekannt sei.
„Bei uns können sich alle melden, die selbst von Antisemitismus betroffen sind oder die Antisemitismus bezeugen“, sagte Thiele. Dafür stehe online eine Meldeplattform bereit, wo Vorkommnisse auch anonym gemeldet werden können. Um Missbrauch zu verhindern, gebe es ein ausgeklügeltes Verifizierungssystem. Meist werde im Nachgang mit der meldenden Person Kontakt aufgenommen und durch Nachfragen überprüft, ob die Meldung korrekt sei. „Es schützt natürlich nie zu 100 Prozent vor Missbrauch, aber in der Regel ist das schon sehr sicher“, sagte Thiele.
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