Süddeutsche Zeitung

Jemen:Waffenruhe bis zum Oktober

Die Konfliktparteien im Jemen haben sich auf eine neuerliche Verlängerung der bestehenden Waffenruhe geeinigt. Sie soll für zwei weitere Monate bis zum 2. Oktober gelten. Das teilte der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, am Dienstagabend in Amman mit. Mit der Verlängerung hätten die Parteien auch ihre Bereitschaft erklärt, die Verhandlungen über eine "erweiterte Waffenruhe" zu intensivieren. Die EU und humanitäre Organisationen begrüßten die Einigung. Sie kam in letzter Minute, kurz vor Auslaufen der Frist für die bisherige Feuerpause. Grundberg zufolge sieht der Vorschlag zu einem erweiterten Abkommen Regelungen zur Auszahlung von Beamtengehältern, die Öffnung von Straßen und weiteren Flughäfen vor. Er würde auch ermöglichen, über einen landesweiten Waffenstillstand sowie humanitäre und wirtschaftliche Fragen zu verhandeln. Den Konfliktparteien sei der Vorschlag vorgelegt worden, und sie hätten bereits "substanzielle Kommentare" abgegeben.

Ein Sprecher der EU-Kommission begrüßte die Verlängerung der Waffenruhe und forderte zugleich noch weitere Schritte. Die Konfliktparteien müssten sich konstruktiv mit dem Vorschlag des UN-Sondergesandten auseinandersetzen, sagte er. Die EU werde weiterhin mit allen beteiligten Parteien zusammenarbeiten und den UN-Sonderbeauftragten unterstützen, um eine politische Lösung für den Konflikt in Jemen zu finden. US-Außenminister Antony Blinken begrüßte die Einigung ebenfalls. Die Anfang April in Kraft getretene Waffenruhe sei die längste Phase der Ruhe seit dem Beginn des Krieges, betonte Blinken auf Twitter.

Saudi-Arabien kämpft seit 2015 mit Verbündeten im benachbarten Jemen gegen die Huthi-Rebellen. Diese bekämpfen die international anerkannte Regierung Jemens und beherrschen weite Teile des Nordens. Riad betrachtet die Huthis als verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran. In sieben Kriegsjahren gab es mehr als 150 000 Todesopfer, darunter mehr als 14 000 Zivilisten. Zeitweise bezeichneten die UN die Lage in dem Land auf der arabischen Halbinsel als die schwerste humanitäre Krise weltweit. 19 Millionen Menschen haben nach UN-Angaben nicht genügend zu Essen. Seit Anfang April die vom UN-Sonderbeauftragten mit ausgehandelte zweimonatige Waffenruhe in Kraft trat und zunächst bis 2. August verlängert wurde, ging die Zahl getöteter Zivilisten zurück, ebenso gibt es seither weniger Angriffe der Huthis mit Raketen und Drohnen auf Saudi-Arabien.

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SZ vom 04.08.2022 / epd, dpa
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