Jemen:Schlacht mit Ansage

Dust rises from a military base after it was hit by Saudi-led air strikes in Yemen's capital Sanaa

Intensiviertes Bombardement: Über Jemens Hauptstadt Sanaa steht nach einem der zahlreichen Luftangriffe ein Rauchpilz im Himmel.

(Foto: Khaled Abdullah/Reuters)

In Jemen bereitet die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition den Sturm auf die Hauptstadt Sanaa vor. Auch anderswo im Land leiden die Menschen unter Zerstörung und Anarchie.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition hat am Donnerstag ihr ohnehin schon schweres Bombardement von Jemens Hauptstadt Sanaa weiter intensiviert. Ein Bewohner der Stadt sagte der Süddeutschen Zeitung am Telefon, bis zum Mittag habe es mindestens 50 Luftangriffe gegeben. Im Hintergrund waren die Einschläge und Luftabwehrfeuer zu hören. Andere Quellen sprachen von mehr als 80 Angriffen bis zum frühen Nachmittag.

Nach offiziellen Angaben galten die Angriffe Häusern von Anführern der Huthi-Miliz und Loyalisten des Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh sowie Militäreinrichtungen und Waffenlagern. Bewohner Sanaas berichteten allerdings übereinstimmend von Einschlägen in dicht besiedelten Gebieten und Wohnhäusern von Zivilisten. Bis zum Mittag habe es mindesten 25 Tote in verschiedenen Vierteln der Stadt gegeben.

Die heftigsten Angriffe seit Beginn des Krieges im März

Mit einer Rakete hatten die Huthis vergangenen Freitag ein Waffenlager getroffen und 60 Soldaten der Koalition getötet. Seither liegt Sanaa unter den heftigsten Angriffen seit Beginn des Krieges im März. Zugleich baut die Militärkoalition in der zentralen Provinz Marib Truppen für einen Vorstoß auf Sanaa auf. Nach Schätzungen aus Jemen wurden dort mehr als 2000 ausländische Soldaten mit schweren Waffen zusammengezogen; der in Katar ansässige Nachrichtensender Al Jazeera sprach sogar von 10 000 Mann. Das kleine Golfemirat ist Teil der Militärkoalition und hat zugesagt, 1000 Soldaten zu entsenden.

Widersprüchliche Informationen gibt es über eine Beteiligung Ägyptens an der offenbar bevorstehenden Bodenoffensive. Meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Quellen in der Armee, Kairo werde 800 Soldaten schicken, wurde dies später in Berichten des staatlichen Fernsehens von anderen Vertretern des Militärs dementiert. Sicher sind Bodentruppen aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain in Jemen präsent, dazu offenbar jemenitische Söldner, die in Saudi-Arabien ausgebildet worden sind.

Zerstörung und Anarchie auch in anderen Städten

Die Menschen in Sanaa befürchten eine äußerst blutige Schlacht und große Zerstörungen, wenn die Koalition tatsächlich versuchen sollte, die Stadt zu erstürmen. Die Kämpfe um Taizz, die drittgrößte Stadt, lassen Schlimmes befürchten. Dort kamen in den vergangenen Wochen Hunderte Menschen ums Leben, größere Teile der Stadt wurden zerstört, ohne dass sich eine der Seiten durchsetzen konnte.

Auch in Aden, das die Koalition von den Huthis zurückerobert hat, liegen ganze Viertel in Trümmern. In der Stadt herrscht de facto Anarchie, wie Bewohner berichten. Landesweit leiden die Menschen zudem unter der Folge einer von der Koalition verhängten Blockade. Die Wasser- und Stromversorgung ist zumeist unterbrochen, Treibstoffe und Lebensmittel extrem knapp.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: