Jemen:Enttäuschte Hoffnung

Im Bürgerkriegsland verläuft eine neue Front.

Von Moritz Baumstieger

Bei all dem Leid, das die Corona-Pandemie über die Welt brachte, schien das Virus zumindest für das Bürgerkriegsland Jemen einen positiven Nebeneffekt zu haben: Das Militärbündnis um Saudi-Arabien kam der Aufforderung von UN-Generalsekretär António Guterres nach, setzte die Kämpfe erst für zwei Wochen aus, verlängerte die Feuerpause am Freitag um einen weiteren Monat. Für die unter dem Krieg, Hunger und einer Cholera-Epedemie leidende Bevölkerung bedeutete dies zumindest eine Pause.

Manche hatten auf noch mehr gehofft. Auf Verhandlungen zwischen den Huthi-Rebellen und der von Riad gestützten Regierung, auf Frieden. Am Wochenende ist der aber trotz der Waffenruhe ein Stück weiter weggerückt: Das Lager der Regierung hat sich gespalten, die Separatisten im Süden machen nun eigene Sache. Im ohnehin schon unübersichtlichen Krieg in Jemen verläuft nun eine weitere Front.

Saudi-Arabien, das fünf Jahre lang immense Summen in die Schlacht ums Nachbarland investierte, sollte nun die richtigen Schlüsse ziehen - und sich mehr anstatt weniger um ein Ende des Krieges bemühen. Militärisch gewinnen konnten seine Kräfte den Konflikt schon bislang kaum, nun ist es unmöglich. Friedensgespräche mögen in Zeiten von Corona aufwendig zu organisieren sein. Doch sie sind die Mühe wert.

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