Süddeutsche Zeitung

Jemen:Die zweite Front

Auch in dem Land an der Südspitze Arabiens eskaliert wieder ein Krieg mit iranischer Beteiligung. Saudi-Arabien beschuldigt die islamische Republik, die Huthis mit ballistischen Raketen zu unterstützen.

Von Paul-Anton Krüger

Die Welt ist auf den Schlagabtausch zwischen Iran und Israel in Syrien fokussiert, aber auch an einem anderen Schauplatz eskaliert ein Stellvertreterkrieg mit Iran: Saudische Kampfjets bombardierten am Montag den Präsidentenpalast in Jemens Hauptstadt Sanaa, in dem sich angeblich hochrangige Vertreter der Huthis aufhielten, einer aufständischen Schiiten-Miliz, die von Iran unterstützt wird. Sechs Menschen wurden getötet und mehr als 60 verletzt; das Gebäude liegt in einem Geschäftsviertel. Saudi-Arabien, neben Israel der engste US-Verbündete in der Region, wirft Iran vor, den Huthis ballistische Raketen zu liefern; der Angriff war ein Vergeltungsschlag für eine Attacke wenige Tage zuvor.

Eine Rakete aus Jemen war wohl auf die Stadt Jizan gerichtet

Die Huthis feuern seit Monaten mit zunehmender Regelmäßigkeit Raketen auf Ziele in Saudi-Arabien. Am Mittwoch fing die Flugabwehr dort nach eigenen Angaben zwei Geschosse über Riad ab; es waren zwei Explosionen zu hören. Stunden zuvor habe man zudem im Süden des Landes eine Rakete aus Jemen abgeschossen, teilte ein Militärsprecher mit. Sie war offenbar gegen ein Ziel in der Stadt Jizan gerichtet, die nahe der Grenze zu Jemen am Roten Meer liegt.

Eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition kämpft seit 2015 in Jemen gegen die Huthis, die weite Teile im Norden und Westen des Landes beherrschen. Irans Rolle dort gilt Riad und den USA als zentraler Beleg für das Vormachtstreben der Islamischen Republik in der Region, auch wenn neutrale Beobachter den Einfluss Teherans und die Unterstützung für die Huthis für wesentlich geringer erachten als bei der Hisbollah in Libanon.

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Quelle:
SZ vom 11.05.2018
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