Jemen:Chance in letzter Minute

Ein Verhandlungsfrieden ist jetzt möglich - wenn Druck auf Saudi Arabien und Iran ausgeübt wird.

Von Paul-Anton Krüger

Was ohne Aussicht in Syrien ist, kann in Jemen noch gelingen: ein Last-minute-Frieden. US-Außenminister John Kerry ist nochmals an den Golf geflogen, hat mit den aufständischen Huthis gesprochen, mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Emiraten. Bis zum Jahreswechsel soll eine Übergangsregierung ausgehandelt werden sowie eine neue UN-Resolution. Er wäre den Jemeniten zu wünschen, doch die Kämpfe in Taizz am Donnerstag stimmen skeptisch.

Akut gilt es, in Jemen eine Hungerkatastrophe zu verhindern, die Millionen Menschen bedroht. Große Teile der Infrastruktur sind zerstört, maßgeblich durch die Luftangriffe der Koalition, die sich auf einen Freibrief des UN-Sicherheitsrats berufen kann. Das Land muss von Grund auf wieder aufgebaut werden.

Saudi-Arabien hat den Schlüssel in der Hand; als Führungsmacht der Militärkoalition kann es Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi beiseitedrängen und den Weg freimachen für eine neue Übergangsregierung in Jemen. Allerdings muss es auch Druck auf die von Iran unterstützten Huthis geben. Sie haben sich eingerichtet in der Opferrolle, verschleppen Hunderte politische Gegner, verweigern Mitarbeitern von Hilfsorganisationen Visa, beschießen Städte in Saudi-Arabien und schrecken nicht einmal davor zurück, eine Rakete Richtung Mekka zu feuern. Wird diese Chance auf Frieden wieder verpasst, geht Jemen sehr dunklen Zeiten entgegen.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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