Süddeutsche Zeitung

Jemen:Mindestens 80 Menschen sterben bei Brand in Flüchtlingslager

Lesezeit: 1 min

Mehr als hundert weitere Menschen schweben offenbar in Lebensgefahr. Über die Ursache des Feuers besteht noch keine Klarheit.

Bei dem Brand in einem Migrantenlager in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind medizinischen Kreisen zufolge mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten der weiteren 150 Verletzten schwebten in Lebensgefahr, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch. Ein Mitarbeiter der Einwanderungs- und Passbehörde in Sanaa sprach von "Dutzenden Toten", nannte aber keine weiteren Details.

Die Huthi-Rebellen, die den Norden des Landes einschließlich der Hauptstadt Sanaa kontrollieren, hätten strenge Regeln in den Krankenhäusern erlassen, hieß es aus medizinischen Kreisen. Vertreter und Augenzeugen dürften nicht öffentlich über den Brand oder die Zahl der Opfer sprechen. Die Huthi-Rebellen kommentierten den Brand nicht.

Die jemenitische Menschenrechtsorganisation Mwatana for Human Rights teilte mit, dass einige der Verletzten festgenommen worden seien. Ihnen werde humanitäre Hilfe und der Besuch von Angehörigen verwehrt. Die Organisation berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, dass zwischen den festgehaltenen Migranten und Huthi-Aufsehern Streit ausgebrochen sei. Als dieser eskalierte, hätten die Aufseher "rauchende Projektile" durch das Fenster geworfen.

Im Internet kursiert ein Video, das Szenen nach dem Brand zeigen soll. "Dies ist nur eine der vielen Gefahren, denen Migranten in den vergangenen sechs Jahren des Jemenkonflikts ausgesetzt gewesen sind", erklärte Carmela Godeau, Direktorin der Internationalen Organisation für Migration (IOM) für den Nahen Osten und Nordafrika. Die Betroffenen würden mit Lebensmitteln versorgt. Laut IOM waren fast 900 Migranten vorwiegend aus Äthiopien dort untergebracht.

In Jemen kämpft ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis an der Seite der Regierung gegen die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen.

Trotz des Krieges brechen jedes Jahr Zehntausende Afrikaner nach Jemen auf, unter anderem, um von dort auf der Suche nach Arbeit in Richtung der reichen Golfstaaten zu reisen. Allein im Januar zählte die IOM die Ankunft von 2500 Migranten aus Äthiopien und Somalia. Der Weg zum erhofften Job etwa in Saudi-Arabien ist lebensgefährlich und voller Risiken. Im Golf von Aden, den die Migranten von Somalia oder Dschibuti aus in Richtung Jemen überqueren, sind bewaffnete Banden und Schmuggler unterwegs.

Die Geflüchteten werden dem UN-Flüchtlingshilfswerk zufolge misshandelt, ausgeraubt und vergewaltigt. In der kargen Wüste im Grenzgebiet zu Saudi-Arabien toben zudem häufig Gefechte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5230962
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/bix
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.