Japan:Unerwünscht auf Okinawa

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Nach einem Unfall gilt für alle Soldaten der US-Navy in Japan ein Alkoholverbot. Der Vorfall verschärft den Streit um die Präsenz des amerikanischen Militärs auf den Okinawa-Inseln.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Seit Montag gilt für alle Soldaten der US-Navy in Japan ein absolutes und unbefristetes Alkoholverbot. Mit der drakonischen Maßnahme reagierte das Kommando der 7. Flotte auf eine betrunkene Navy-Angehörige, die auf einer Autobahn auf Okinawa falsch fuhr. Die 21-Jährige kollidierte mit zwei Autos und verletzte die Fahrer. Und das ist nur der jüngste Vorfall. Schon voriges Wochenende war eine unbefristete Ausgangssperre für alle amerikanischen Soldaten in Japan in Kraft getreten, nachdem ein Mitarbeiter der US-Luftwaffe im April auf Okinawa eine 20-jährige Japanerin vergewaltigt und ermordet hatte.

Der Fall schürt neue Proteste gegen US-Soldaten auf Okinawa. Deren Präsenz ist ohnehin umstritten. Zwei Drittel der 50 000 US-Militärangehörigen in Japan sind auf Okinawa stationiert. Das Archipel blieb bis 1972 von den USA besetzt. Oder bis heute, wie viele Bewohner bitter meinen. Sie fühlen sich von Straftätern, die nicht japanischem Recht unterliegen, vom Flugzeuglärm und von Umweltzerstörungen bedroht. Auf dem Stützpunkt Kadena verscharrte die Luftwaffe am Ende des Vietnamkriegs Dioxin. Und die Basis Futenma nennt Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld "den gefährlichsten Waffenplatz der Welt".

Washington und Tokio entschieden vor 20 Jahren, Futenma zu verlegen. Tokio sollte einen geeigneten Ort finden und den Stützpunkt bauen. Man befand die Bucht von Henoko als passend, ein naturgeschütztes Korallen-Riff. 2015 wurden Vorarbeiten begonnen, doch seither wächst der Widerstand. Das Präfekturparlament wird von Stützpunktgegnern dominiert, Wahlen am Sonntag haben ihre Mehrheit bestätigt. Viele halten Futenma für nicht mehr durchsetzbar, doch Japans Premier Shinzo Abe hält an dem Vorhaben fest. Ein Gericht hat Tokio und die Hauptstadt von Okinawa in eine Mediation geschickt.

Die von US-Soldaten verübten Straftaten verschärfen den Streit. Vor 23 Jahren sorgte schon einmal ein Verbrechen für Schlagzeilen. Drei US-Soldaten vergewaltigten eine 12-Jährige brutal. Die Bewohner der Inseln sagten seither, noch ein solcher Fall, und die massive US-Präsenz sei nicht mehr zu halten. Beim G-7-Gipfel Ende Mai versuchte Präsident Barack Obama, die Wogen zu glätten. Mit Blick auf den Mord im April sagte er, Washington werde alles tun, um solche Taten künftig zu verhindern.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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