Der japanische Gastwirt Shogo Yonemitsu ist jetzt berühmt. Aber ob das gut ist für ihn, lässt sich nicht so einfach sagen. Als Yonemitsu im April sein Restaurant mit Meeresfrüchte-Büfett im Vergnügungsviertel des Tokioter Bezirks Shibuya eröffnete, gab es keinen Zweifel, dass Aufmerksamkeit gut ist für ihn. Es sollten ja viele Gäste kommen. Aber dann entdeckten die Medien seine Preispolitik, die einen Rabatt von 1100 Yen, 6,60 Euro, für Japaner vorsieht. Seither ist Yonemitsus Grillhaus „Tamatebako“ in vielen Beiträgen vorgekommen – fast immer als Beispiel für den Trend in Japan, von ausländischen Touristen für die gleiche Leistung mehr zu verlangen als von Einheimischen. Und nun muss Shogo Yonemitsu hoffen, dass diese PR die internationale Kundschaft nicht verprellt.
Unter Landsleuten immerhin dürfte Yonemitsu reichlich Applaus bekommen. Viele im Inselstaat plagen sich mit den Besuchermassen ab, die gerade wegen des schwachen Yen oder aus echter Japan-Begeisterung ins Land strömen. Die Nebenwirkungen des Übertourismus sind dabei das Thema: Lärm, Dreck, Gedränge. Aber es geht wohl auch darum, mit diesem unbehaglichen Gefühl umzugehen, das Japaner beschleichen kann, wenn Fremdes in ihre gewohnte Welt einbricht. Ein Anbieter für Treuepunkte-Systeme veröffentlichte im März eine Umfrage dazu. Ergebnis: Knapp 60 Prozent der Befragten waren dafür, dass Ausländer mehr bezahlen.
Die Ausländisch-Sprecherei bedeute Mehraufwand, sagt der Wirt
Das sogenannte Dual Pricing für Gäste und Einheimische ist keine neue Idee. Sie ist zum Beispiel in Thailand verbreitet und ein Standard an Sehenswürdigkeiten wie Ägyptens Pyramiden oder dem Taj Mahal in Indien. Warum auch nicht? Touristen aus reichen Ländern haben oft mehr Geld. Sie zahlen keine Steuern, die in die Pflege der Stätten fließen. Und Shogo Yonemitsu verweist auf die Umstände, die Ausländer mit ihrer Ausländisch-Sprecherei bereiten. Der Nachrichtenagentur Kyodo hat er gesagt: „Wie kann ich gleiche Preise verlangen für lokale Leute, die Japanisch sprechen, und Touristen, die eine Spezialbetreuung in Englisch brauchen?“
Andere denken laut darüber nach, dem Beispiel zu folgen. Die Präfektur-Regierung in Osaka diskutiert eine Touristensteuer. Hideyasu Kiyomoto, der Bürgermeister von Himeji, will den Eintritt zur Burg der Stadt so umgestalten, dass Ausländer umgerechnet 30 Dollar zahlen und Japaner nur fünf. Ganz wohl fühlt sich Japan dabei nicht. Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, da wirkt es nicht sehr nett, ausgerechnet von denen mehr zu kassieren, die ohnehin schon viel Geld ins Land tragen. Und ist es nicht rassistisch, dass Japaner bevorzugt behandelt werden?
Allerdings dürfen Touristen in manchen Läden steuerfrei einkaufen, Japaner nicht. Und der Gastwirt Shogo Yonemitsu erklärt, er nehme von Ausländern mehr Geld, um sprachbegabtes Personal zu finanzieren. Japan sei noch keine Tourismus-Großmacht, hat er dem US-Sender CNN gesagt: „Wir können einfach kein Englisch.“ Diese Sprachbarriere ist sein Hauptproblem. Deshalb bekommen bei ihm auch nicht nur Japaner Rabatt – sondern alle, die Japanisch können, egal, wo sie herkommen.