Atomkatastrophe in Japan:Plutoniumspuren in Fukushima entdeckt

Auf dem Gelände des Kernkraftwerks Fukushima ist Plutonium im Boden gefunden worden. Zuvor hatte Japans Regierung erstmals eine partielle Kernschmelze zugegeben. Verseuchtes Wasser ist durch ein Leck ausgetreten und droht ins Grundwasser zu fließen.

Christoph Neidhart und Paul-Anton Krüger

In Bodenproben vom Gelände des havarierten Atomkraftwerks Fukishima-1 sind nach Angaben der Betreiberfirma Tepco Spuren von Plutonium nachgewiesen worden. Das extrem giftige Schwermetall stamme aus Brennelementen, teilte Tepco am Montagabend mit, ohne genauere Angaben zu machen.

Atomkatastrophe in Japan: Aus Block 1 wurde am Montag verseuchtes Wasser abgepumpt, in den Blöcken 2 und 3 will man damit an diesem Dienstag beginnen. Nur wenn dies gelingt, können Techniker weiter versuchen, die Kühlsysteme der Reaktoren zu reparieren.

Aus Block 1 wurde am Montag verseuchtes Wasser abgepumpt, in den Blöcken 2 und 3 will man damit an diesem Dienstag beginnen. Nur wenn dies gelingt, können Techniker weiter versuchen, die Kühlsysteme der Reaktoren zu reparieren.

(Foto: AFP)

Block 3 der Anlage wird mit Brennelementen aus sogenanntem Mischoxid betrieben, die einen Anteil von etwa sechs Prozent Plutonium enthalten. Es entsteht in geringen Mengen aber auch beim Betrieb von Atomreaktoren mit konventionellen Brennstäben aus Uran. Die kontaminierten Proben stammen von fünf verschiedenen Stellen des Geländes und waren bereits vergangene Woche genommen worden. Französischen Medien berichteten, Tepco habe am Montag Frankreichs Stromversorger EDF wie auch den Reaktorbauer Areva um Hilfe gebeten.

Japans Regierung hatte zuvor erstmals offiziell davon gesprochen, dass zumindest bei Block 2 der Reaktorkern teilweise geschmolzen ist. Kabinettssprecher Yukio Edano sagte, die Atomaufsicht habe die Regierung informiert, dass verstrahltes Wasser im Turbinengebäude von Block 2 mit zumindest zeitweise geschmolzenen Brennelementen in Kontakt gekommen sei. Nach Einschätzung der Regierung sei der Prozess der Kernschmelze jedoch gestoppt worden. Tepco berichtete, dass auch außerhalb des Reaktorgebäudes in einem Graben an Block 2 stark belastetes Wasser gefunden wurde.

Experten hatten schon kurz nach Beginn der Katastrophe am 11. März vermutet, dass Brennstäbe beschädigt wurden, weil radioaktive Spaltprodukte freigesetzt worden waren, die normalerweise nicht im Kühlwasser von Reaktoren auftreten.

Laut dem Bundesumweltministerium in Berlin ist mit "hoher Wahrscheinlichkeit" davon auszugehen, dass die Kerne der Reaktoren 1, 2 und 3 beschädigt seien, ebenso die in einem Becken gelagerten Brennelemente von Reaktor 4. Es gebe Indizien für eine Kernschmelze. Dies sei aber nicht mit einem Durchschmelzen der Reaktordruckbehälter gleichzusetzen.

Japans Regierung ließ offen, ob die Druckgefäße der Reaktoren beschädigt sind oder die sie umschließenden Sicherheitsbehälter aus Stahl und Beton. Das Wasser könnte ausgetreten sein, ohne dass die wichtigste Barriere gegen den Austritt von Radioaktivität zerstört ist. Aus Block 1 wurde am Montag verseuchtes Wasser abgepumpt, in den Blöcken 2 und 3 will man damit an diesem Dienstag beginnen.

Nur wenn dies gelingt, können Techniker weiter versuchen, die Kühlsysteme der Meiler zu reparieren. Laut der Atomaufsicht ist die Priorität zunächst, zu verhindern, dass verseuchtes Wasser ins Meer oder ins Grundwasser gelangt.

Der Betreiber Tepco geriet wegen seiner Informationspolitik erneut in die Kritik. Er hatte am Wochenende irreführende Angaben über Strahlungswerte verbreitet und später korrigiert. Regierungssprecher Edano betonte, der Fehler sei "absolut inakzeptabel". Er warnte Bewohner der 20-Kilometer-Sperrzone, in ihre Häuser zurückzukehren. Die Regierung werde versuchen, ihnen temporär Zugang zu ermöglichen.

Damit gestand er indirekt ein, dass die Dörfer nicht mehr bewohnbar sind. Einige Bewohner hatten zuvor persönliche Gegenstände von dort geholt. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA kündigte eine internationale Konferenz an, um über die Konsequenzen aus der Katastrophe von Fukushima für die nukleare Sicherheit zu beraten

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