Süddeutsche Zeitung

Japan: Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi:Regierung weitet Evakuierungszone aus

Lange Zeit hat Japan sich geweigert, nun soll die Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-1 doch ausgeweitet werden - das Risiko massiver Strahlenlecks hat sich jedoch angeblich verringert.

Lange hat die Regierung die geltende Evakuierungszone von 20 Kilometern als angemessen angesehen, nun will sie Medienberichten zufolge das Sperrgebiet um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-1 doch ausweiten.

Die Evakuierungszone solle wegen der hohen Strahlung auf 30 Kilometer vergrößert werden, berichtete die Zeitung Asahi am Montag. Innerhalb einer Woche sollen die Einwohner das Gebiet verlassen.

Die Japan Times berichtet, dass die bisherige Evakuierungszone von 20 Kilometern komplett gesperrt werden soll. Den 70.000 betroffenen Menschen ist es dann nicht mehr gestattet, in den Trümmern ihrer Häuser nach Habseligkeiten zu suchen.

Trotz eindringlicher Appelle hat Japans Regierung bislang eine Ausweitung der Evakuierungszone abgelehnt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine Ausweitung auf 40 Kilometer, um die Bevölkerung vor Strahlen zu schützen. Strahlenschutzexperten von Greenpeace hätten noch rund 60 Kilometer entfernt von der Atomruine deutlich gesundheitsgefährdende Radioaktivität im Boden festgestellt, hieß es. Die USA und Australien empfahlen ihren Bürgern, sich mindestens 80 Kilometer fernzuhalten.

Fukushima-Gouverneur will Tepco-Chef nicht treffen

Die Einsatzkräfte haben die Lage im Kraftwerk immer noch nicht im Griff. Nach wie vor sind sie mit dem Abpumpen radioaktiv verseuchten Wassers in den Ozean beschäftigt. Die Gefahr weiterer massiver Strahlenlecks ist nach Einschätzung der japanischen Regierung jedoch geringer als zu Beginn der Katastrophe. "Das Risiko, dass sich die Situation verschlechtern wird und dass es neue massive Ausstöße radioaktiver Substanzen geben wird, wird deutlich geringer", sagte Regierungssprecher Yukio Edano.

Der Chef des Atombetreibers Tepco, Masataka Shimizu, ist in die Provinz Fukushima gereist, um sich bei der lokalen Regierung zu entschuldigen. Gouverneur Yuhei Sato weigerte sich jedoch laut Medien, ihn zu sehen.

Es ist bereits das zweite Mal, dass der Gouverneur von Fukushima ein Treffen mit Shimizu ablehnt. Der Tepco-Chef wird scharf kritisiert, da er sich zwei Tage nach Beginn der Katastrophe offiziell wegen Unwohlseins zurückgezogen hatte und seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen war.

Mit einer Schweigeminute gedachten die Japaner der Opfer der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März. Genau einen Monat nach der Naturkatastrophe hielten unter anderem Rettungskräfte und Überlebende im Nordosten des Landes eine Minute inne, wie Fernsehbilder zeigten. Um 14.46 Uhr (Ortszeit; 07.46 MESZ), dem Zeitpunkt, als am 11. März das Erdbeben der Stärke 9,0 die Region erschütterte, ertönten zudem Sirenen.

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Reuters/dpa/cag/mcs
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