James Comey:Mund halten, Memos schreiben

Der frühere FBI-Direktor hat Recht mit seiner Kritik an Trump - warum aber schwieg er so lange?

Von Hubert Wetzel

Mit schwerem Geschütz schießt James Comey auf den US-Präsidenten. Donald Trump sei ein Lügner, sagt der Ex-FBI-Direktor. Trump respektiere die Werte und Institutionen nicht, auf denen Amerikas Demokratie ruht, er sei moralisch untauglich für das Amt. Und vielleicht habe sich Trump der Behinderung der Justiz schuldig gemacht.

Das sind ebenso harsche wie berechtigte Vorwürfe. Dass Comey seine Kritik an Trump jetzt vor allem deshalb hinausposaunt, um den Verkauf seines Buchs anzutreiben, entwertet nicht, was er zu sagen hat. Dass Trump notorisch lügt und sich keinen Deut um Amerikas Demokratie schert, ist bekannt; dass er die Aufklärung seiner Russland-Kontakte durch die Justiz behindert hat, ist ein Verdacht, der derzeit untersucht wird.

Trotzdem wünschte man sich, Comey hätte früher den Mumm gehabt, Trump die Meinung zu sagen. Wenn Trump solch eine große Gefahr für Amerika ist, wie Comey meint, dann hätte er sich dem Präsident schon stärker widersetzen sollen, als er noch im Amt war. Vielleicht hätte er sogar unter Protest zurücktreten müssen. Stattdessen hat er den Mund gehalten und Memos geschrieben, bis Trump ihn hinauswarf. Das war weder mutig, noch wurde Comey so seiner Verantwortung für das Staatswohl gerecht. Erst jetzt redet Comey - zu spät.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: