20. Jahrestag des Brandanschlags:Solingens Nacht des Entsetzens

In der Nacht zum 29. Mai 1993 legen Neonazis im Haus der Familie Genç in Solingen Feuer. Fünf Menschen sterben, die Tat wird zum Symbol für die fremdenfeindlichen Exzesse im jungen wiedervereinigten Deutschland. Auch 20 Jahre danach sind Erinnerungen an die schreckliche Tat präsent.

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Gedenkveranstaltung zum Brandanschlag in Solingen

Quelle: Stephan Jansen/dpa

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In der Nacht zum 29. Mai 1993 legen Neonazis im Haus der Familie Genç in Solingen Feuer. Fünf Menschen sterben, die Tat wird zum Symbol für die fremdenfeindlichen Exzesse im jungen wiedervereinigten Deutschland. Auch 20 Jahre danach sind die Erinnerungen an die schreckliche Tat präsent.

Untere Wernerstraße 81, Solingen am 29. Mai 1993: Fassungslos stehen Menschen vor der abgebrannten Ruine des Hauses der türkischstämmigen Familie Genç.

Solinger Brandanschlag

Quelle: dpa

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Vor wenigen Stunden haben hier Neonazis einen der verheerendsten rassistischen Anschläge der deutschen Nachkriegsgeschichte verübt. Um etwa 1:30 Uhr hatten sie den Eingangsbereich des Zweifamilienhauses in Brand gesetzt und damit ein Inferno ausgelöst.

Brandanschlag von Solingen

Quelle: Franz-Peter Tschauner/dpa

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Fünf Familienmitglieder starben im Feuer, beziehungsweise bei dem Versuch, sich zu retten, 14 weitere wurden verletzt, zwei davon lebensgefährlich. Bei der Trauerfeier am 3. Juni werden die fünf Särge der Ermordeten vor der Ruine aufgebahrt. Die Toten sind alle Frauen, drei von ihnen Kinder. Das jüngste Anschlagsopfer ist erst vier Jahre alt.

Prozeß zum Brandanschlag in Solingen, 1994

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Dieses Foto zeigt Mitglieder der Familie Genç ein Jahr später. Zu diesem Zeitpunkt laufen bereits die Prozesse gegen die Täter: Schon im Juni 1993 hatte die Polizei vier junge Männer aus der Neonazi-Szene Solingens als Tatverdächtige festgenommen - der Jüngste ist 16 Jahre alt. Am 13. Oktober 1995 verurteilt das Oberlandesgericht Düsseldorf die Angeklagten wegen Mordes und versuchten Mordes. Drei erhalten die höchstmögliche Jugendstrafe von zehn Jahren, der älteste Täter wird zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

20. Jahrestag Solinger Brandanschlag

Quelle: dpa

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Die Stadt erinnert an die Brandnacht mit einem Mahnmal, das am 23. Mai 1994 eingeweiht wird. Zwei Metallfiguren in Elterngestalt zerreißen ein Hakenkreuz, um sie herum ein Wall aus Metallringen, in die Namen von Anteilnehmenden eingraviert sind. Die ersten fünf Ringe tragen die Namen der Opfer.

DEMONSTRATION GEGEN RASSISMUS IN SOLINGEN

Quelle: DPA

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Die Brandnacht von Solingen steht für den Höhepunkt der rechtsextremistischen Gewalttaten im wiedervereinigten Deutschland Anfang der Neunziger. In den folgenden Jahren finden immer wieder Gedenkveranstaltungen statt: Am 30. Mai 1998 protestieren Hunderte deutsche und türkische Demonstranten zum fünften Jahrestag des Brandanschlags in Solingen gegen Rassismus.

Auch am zehnten Jahrestag erinnern die Solinger mit einem Gedenkmarsch an den Anschlag auf die Familie Genç. 2000 Menschen versammelten sich am Ort der Tat, Bundespräsident Johannes Rau hält eine Gedenkrede:

"Das Bewegendste ist für mich die Haltung der Familie Genç. Da war kein Hass, kein Abschied, sondern stets der Ruf nach Versöhnung zwischen den Menschen und den Völkern. Das ist das positive Signal nach der schrecklichen Tat."

Brandanschlag Solingen

Quelle: dpa

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In der Unteren Wernerstraße 81 stehen heute auf Wunsch der Familie Genç fünf eingepflanzte Kastanien. Einige Reste des Kellers und eine Mahntafel erinnern an das Haus der Familie, das hier niederbrannte.

Die Gençs leben weiter in Solingen. Kurz vor dem 15. Jahrestag des Anschlages 2008 ruft die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung in Solingen sogar den "Genç-Preis für friedliches Miteinander" ins Leben. Er wird zum 20. Jahrestag im Jahr 2013 erneut vergeben.

Landtag gedenkt der Toten des Solinger Brandanschlages

Quelle: dpa

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Am 16. Mai 2013 gedenkt der Düsseldorfer Landtag der Toten von Solingen. Mevlüde Genç, Großmutter, Mutter und Tante der Opfer, und ihr Mann Durmus sitzen auf der Besuchertribüne.

Mevlüde Genç hat für ihr Engagement gegen Rassismus und für Versöhnung nach dem Attentat auf ihre Familie 1996 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Für ein besseres Zusammenleben spricht sie sich auch in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung Anfang Mai aus: "Wir müssen zusammenleben wie Geschwister. Wir sind alle Menschen, die von Gott erschaffen wurden."

Demonstration in Solingen gegen Rassismus

Quelle: dpa

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Auch 20 Jahre nach dem Brandanschlag sind die Opfer der gewalttätigen Rechtsextremen nicht vergessen - zumal das Thema rechtsextreme Gewalt angesichts der NSU-Mordserie weiterhin aktuell ist: Auf einer Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit unter dem Motto "Das Problem heißt Rassismus" ziehen am 25. Mai 2013 etwa 1800 Menschen friedlich durch die Solinger Innenstadt.

© süddeutsche.de/josh/joku/rus
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