25 Jahre nach dem Anschlag:Das Rätsel von Lockerbie

Britain marks 25th anniversary of Lockerbie bombing

25 Jahre nach der Katastrophe in Lockerbie: Schottlands Ministerpräsident Alex Salmond legt einen Kranz an der Gedenkstätte nieder.

(Foto: dpa)

270 Menschen starben 1988 in Lockerbie beim Anschlag auf ein Passagierflugzeug. Großbritannien, die USA und Libyen starten zum Jahrestag eine neue Initiative zur Aufklärung der Katastrophe: Hat ein Gericht vor Jahren ein Fehlurteil gesprochen?

Von Rudolph Chimelli

Ein Vierteljahrhundert nach dem Attentat auf eine PanAm-Maschine, dem am 21. Dezember 1988 über dem schottischen Lockerbie 270 Menschen zum Opfer fielen, haben Großbritannien, die USA und Libyen in einem gemeinsamen Communiqué versprochen, alles zu tun, um die Verantwortlichen der Justiz zuzuführen. Britische und amerikanische Ermittler sollen demnächst in Libyen die Hintergründe des Anschlags untersuchen. Während am Ort des Bombenanschlags der Toten gedacht wurde, bestehen unter Experten weiterhin Zweifel an der offiziellen Darstellung der schwersten Katastrophe, die Terroristen jemals der Luftfahrt zufügten.

Libyens gestürzter Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi hatte, um der internationalen Ächtung zu entgehen, 1999 zwei Verdächtige ausgeliefert, die im niederländischen Zeist von schottischen Richtern abgeurteilt wurden. Den Angehörigen der Opfer ließ Gaddafi 2,7 Milliarden Dollar Entschädigung zahlen, bestritt aber jede persönliche Verantwortung für den Anschlag. Nach seinem Sturz behaupteten libysche Revolutionäre jedoch, Gaddafi habe selber den Befehl zu dem Attentat gegeben.

Als einziger Täter wurde in Zeist der libysche Geheimdienstmann Abdelbaset al-Megrahi zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Mitangeklagter wurde freigesprochen, obwohl das Zusammenspiel der beiden wesentliches Element der Anklage war. Im August 2009 wurde Megrahi, der an Krebs litt, aus humanitären Gründen freigelassen. Kritiker des Verfahrens sahen als wahres Motiv, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu verhindern, nachdem die schottische Kommission zur Überprüfung von Kriminalfällen im Juni 2007 festgestellt hatte, möglicherweise habe ein Fehlurteil vorgelegen.

Die Maschine explodierte eine halbe Stunde nach dem Start

Megrahi, der nach Rückkehr in seine Heimat als Held gefeiert wurde, starb im vergangenen Jahr. Die Beweise gegen ihn hatten in der Tat Schwachstellen. So waren einem maltesischen Händler von der CIA drei Millionen Dollar bezahlt worden. Er sagte als Hauptbelastungszeuge aus, der Libyer habe bei ihm Kleidungsstücke gekauft, die später im Wrack der Maschine gefunden wurden. Ein Schweizer Fabrikant bezweifelte, dass der Zünder der Bombe, den die Anklage präsentierte, von seiner Firma stammte. Mehrere Warnungen vor einem Anschlag waren missachtet worden.

Außer Libyen waren auch radikale Palästinensergruppen und das Regime in Teheran als Urheber beschuldig worden. Den Iranern wurde unterstellt, sie hätten sich für den Abschuss eines ihrer Verkehrsflugzeuge über dem Persischen Golf durch ein US-Kriegsschiff rächen wollen.

Die meisten Passagiere des PanAm-Jumbos Maid of the Seas, der von London nach New York fliegen sollte, waren mit einem Zubringerflug aus Frankfurt gekommen. Auch ihr Gepäck war in London umgeladen worden, zusammen mit Koffern, die aus anderen internationalen Flügen stammten. Eine halbe Stunde nach dem Start explodierte die Maschine über Lockerbie.

Alle 243 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Teile des Flugzeugs, die auf den kleinen schottischen Ort Lockerbie stürzten, töteten elf Einwohner. An der Gedenkfeier in Lockerbie nahm am Wochenende der schottische Premierminister Alex Salmond teil. Ein amerikanischer Trauerakt fand auf dem Militärfriedhof von Arlington bei Washington statt.

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