Die Szene wirkt wie eine schlechte Fälschung, wie eines dieser vielen Fake-Videos im Netz. Eine Person sitzt in einem Raum, der wohl einmal ein Wohnzimmer war, nun aber nur noch eine Trümmerlandschaft ist. Der Sessel, auf dem sie sitzt, mag rosa gewesen sein, jetzt ist er staubig und voller Dreck. Die Person bewegt sich ruckartig, wie schlecht am Computer produziert. Sie hat eine Eisenstange oder einen Stock in der Hand. Dann wirft sie diese in Richtung der Kamera, die von einer Drohne aus filmt.
Nichts ist mehr menschlich an diesem Menschen, nicht die Bewegungen, nicht sein Äußeres. So wirkt es, so soll es auch wirken auf dem Video, das die israelischen Streitkräfte am Donnerstagabend herausgegeben haben. Es soll die letzten Minuten oder Sekunden von Jahia Sinwar zeigen. Ein Mensch war er für die meisten Israelis schon lange nicht mehr.
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Jahia Sinwar hat den brutalen Terrorangriff am 7. Oktober 2023 geplant, den viele in Gaza und anderswo auf der Welt anfangs noch bejubelt haben. Letztlich wurde er aber bei vielen seinen Anhänger immer verhasster, weil er deren Familien in Gaza zu Kanonenfutter machte, Menschen nur noch als Marionetten sah für sein perfides Spiel. Jeder von Israel getötete Palästinenser galt als Gewinn, besonders wenn es Frauen und Kinder waren. Denn dadurch nahm Israels Ansehen immer mehr Schaden, und die Sache der Palästinenser kam wieder auf die Tagesordnung der Weltpolitik.
Nach Tod des Hamas-Führers:„Er hat unsere Zukunft in eine Hölle verwandelt“
Wie reagieren Palästinenser im Gazastreifen auf den Tod von Jahia Sinwar? Sie machen zwar Israel für die vielen Toten verantwortlich, aber auch die Hamas. Nicht alle wagen, nun auf ein schnelles Ende des Krieges zu hoffen.
Sinwar wurde nur durch Zufall gefunden
Eine grandiose und zynische Fehlkalkulation. Gaza liegt in Schutt und Asche, ein Palästinenserstaat weiter entfernt als je zuvor. Das Video von den Minuten vor Sinwars Tod ist das Symbolbild des Scheiterns seines großen Plans.
Als existenzbedrohend für Israel galt die Hamas noch vor einem Jahr, genauso wie die Hisbollah in Libanon, die täglich Raketen auf Nordisrael schickt. Israel war verwundbar und ist es immer noch. Aber aus der dunklen Bedrohung der Hamas und der Hisbollah ist nicht mehr viel übrig. Israel schaffte es, erst die Pager der Hisbollah-Mitglieder explodieren zu lassen, von denen aber viele nicht an Kämpfern explodierten, sondern an Zivilisten oder den Händen von Kindern. Wenig später wurde Hassan Nasrallah in seinem Tunnel zerbombt.
In einem solchen hatte man auch Sinwar vermutet, er hatte ja den halben Gazastreifen durchziehen lassen mit Untergrundzentralen. Dort hatten die Israelis nach ihm gesucht, waren die Geheimdienste der halben westlichen Welt hinter ihm her, so gut sie konnten. Gefunden wurde er durch Zufall. Israelische Soldaten, die in der Ausbildung zum Gruppenkommandeur waren, gerieten in ein Gefecht mit Hamas-Kämpfern. Diese befanden sich in einem Gebäude, das unter Beschuss genommen wurde. Danach flog die Drohne in das Gebäude und filmte die letzten Minuten oder Sekunden von Jahia Sinwar.