Süddeutsche Zeitung

Jacob Zuma:Südafrika muss Zuma hart bestrafen

Der zurückgetretene Präsident gehört ins Gefängnis. Vor allem die Regierungspartei ANC sollte ihren schwersten Fehler zugeben.

Kommentar von Bernd Dörries, Kapstadt

Zehn Jahre lang saß Jacob Zuma auf der Gefängnisinsel Robben Island, zehn Jahre lang haben ihn die weißen Diktatoren der Apartheid dort eingesperrt. Zehn Jahre lang hatte er viel Zeit, er gründete den Schachclub der Gefangenen, er schaute aufs Festland, auf die unfassbar riesigen Häuser der Weißen, gebaut mit dem Blut und dem Schweiß der Schwarzen. Es war eine Zeit, die Zuma zu dem machte, der er heute ist: ein großer Taktiker, für den die Politik wie ein Schachspiel ist. Schwarz gegen Weiß. Wir oder sie.

Zuma und der ANC, seine Partei, haben das Spiel gewonnen, die Apartheid besiegt. Aus seinem Zellengenossen Nelson Mandela wurde der große Versöhner. Aus Zuma wurde einfach einer, der sagte: Jetzt sind wir dran, jetzt werden wir belohnt für unseren Kampf. Zuma belohnte sich, in dem er den Staat ausplünderte, zu einem korrupten Verbrecher wurde.

Jetzt ist er weg, was eine gute Nachricht ist für Südafrika. Aber an der gedämpften Stimmung im Land sieht man auch, dass damit noch lange nicht alles gut ist. Der ANC hat es bis heute nicht geschafft, die Verbrechen von Zuma auszusprechen, die mit einer mutmaßlichen Vergewaltigung begannen und dann mit dem Kapern eines ganzen Staates weitergingen. Südafrika war so schwach, dass es das alles zuließ. Südafrika war aber auch so stark, dass es nun doch ein Ende hat mit dem Schachspieler Zuma, dessen Züge nur noch ins Leere liefen.

Er ist zurückgetreten, um seiner Abwahl zuvorzukommen. Die Justiz in Südafrika muss ihn nun ins Gefängnis schicken, das ist entscheidend für den Neuanfang, für ein neues Südafrika. Das Land hat Großes geschafft, es hat die Apartheid beendet und einen einigermaßen friedlichen Übergang in eine neue Zeit begonnen.

Der Preis war aber hoch. Man hat sich zu vergeben versucht, sich angeblich verziehen. Das war wichtig, hatte aber eben auch die Konsequenz, dass es fast keine Konsequenzen gab für all die Verbrechen. Das spürt man bis heute, das machte den Verbrecher Zuma auch möglich, der immer sagen konnte, die anderen waren doch viel schlimmer. Der nie fürchtete, dass sein Handeln Folgen haben könnte.

Die müssen nun kommen. Der ANC muss reinen Tisch machen. Er muss sagen, wir haben den Verbrecher Zuma zugelassen, fast zehn Jahre lang. Der neue Präsident Cyril Ramaphosa muss um Verzeihung bitten, vor allem die Millionen Schwarzen, die der ANC im Stich gelassen hat. Es ist die Frage, ob es das kann. Oder ob auch er die Politik Schachspiel sieht, in dem es nur darum, geht zu gewinnen.

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