Italien:Venetien und Lombardei stimmen für mehr Autonomie

Roberto Maroni, Regionalpräsident der Lombardei, will mit Rom über mehr Autonomie verhandeln. (Foto: AP)
  • Die norditalienischen Regionen Venetien und Lombardei haben Referenden über mehr Autonomierechte abgehalten.
  • In beiden wirtschaftsstarken Gegenden votierte die überwältigende Mehrheit der Wählenden mit "Ja". Allerdings gaben in der Lombardei nur knapp 40 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
  • Die italienische Verfassung sieht vor, dass Regionen jederzeit mit Rom über mehr Unabhängigkeit verhandeln können.

Die norditalienischen Regionen Venetien und Lombardei haben in Referenden am Sonntag mehrheitlich ein Zeichen für den Wunsch nach mehr Autonomie gesetzt.

In der Lombardei votierten ersten Hochrechnungen zufolge 95,3 Prozent mit einem "Ja" zu einem stärkeren Mitspracherecht bei der Zentralregierung und einer höheren Beteiligung der wirtschaftsstarken Gegend an Steuergeldern. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 39 Prozent. In der Nachbarregion Venetien stimmten sogar 98,1 Prozent dafür - das dort vorgeschriebene Quorum von 50 Prozent der Wahlberechtigten wurde klar überschritten.

Das Endergebnis der Stimmenauszählung könnte sich jedoch verzögern, da beide Regionen mit Pannen zu kämpfen hatten. Venetiens Regionalpräsident Luca Zaia sprach von einem Hackerangriff auf die Auszählung - die Ergebnisse müssten teilweise am Telefon übermittelt werden. In der Lombardei stimmten die Wahlberechtigten auf Tablets ab - einige klagten danach über technische Probleme.

Die Regierungschefs beider Regionen zeigten sich jedoch bereits siegessicher: "Ziel erreicht. Für unser Venetien beginnt eine neue Geschichte", freute sich Veneziens Regionalpräsident Luca Zaia. Roberto Maroni, der Regionalpräsident der Lombardei, sprach von einem "wichtigen Auftrag, das historische Mandat umzusetzen", das ihm die Wähler gegeben hätten. Beide kündigten an, sofort in Verhandlungen mit Italiens Premier Paolo Gentiloni zu treten. Eine tatsächliche vollständige Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Rom streben die Regionen jedoch nicht an.

Die Volksabstimmungen sind rechtlich nicht bindend, auch wenn sie - anders als in Katalonien - ausdrücklich legal waren. Kritiker bemängelten jedoch, die Referenden seien überflüssig. Denn dass Italiens Regionen mit Rom über mehr Autonomie verhandeln können, steht ohnehin in der Verfassung.

© SZ.de/dpa/AFP/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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