Italien:Und es war Sommer

Die Populistenregierung in Rom steht kurz vor dem Kollaps: Lange hat der rechte Innenminister Salvini Gegner wie Verbündete vor sich hergetrieben, nun möchte er ernten. Bevor es zu Neuwahlen kommt, hat jedoch der Präsident noch ein Wort mitzureden.

Von Oliver Meiler

War es das? Italiens populistische Regierung steht kurz davor auseinanderzufallen, nach nur vierzehn Monaten. Matteo Salvini, der sich in der kurzen Zeit vom Innenminister zum De-facto-alles-Entscheider gewandelt hat und dabei seine politisch unbedarften Regierungspartner von den Cinque Stelle übertölpelte, will nun schnell wählen.

Man kann ihn verstehen: In allen Umfragen ist seine Lega obenauf. Manche Institute sehen sie bei fast vierzig Prozent, Salvini bräuchte wohl nur die Hilfe der postfaschistischen Fratelli d'Italia für eine rechte, sehr rechte Regierungsmehrheit. Auf Silvio Berlusconis bürgerliche Forza Italia könnte er wohl verzichten.

Doch noch ist es nicht so weit. Noch haben die Rituale einer veritablen Regierungskrise, wie sie die Verfassung vorsieht, nicht eingesetzt. Für die Italiener, die an politischen Kapriolen schon wirklich alles erlebt haben, wäre diese Krise eine neue Erfahrung: Mitten im Sommer, bei urlaubendem Parlament - wie soll das gehen? Und wie entscheidet sich Sergio Mattarella, der Präsident? Ihm fällt in ruhigen Zeiten eine eher zeremonielle Rolle zu. Ist aber Krise, liegen die Geschicke der Republik in seinen Händen. Er allein kann die Kammern auflösen und Neuwahlen ansetzen. Weigert er sich, würde er dem Triumphator des Moments wohl noch mehr Wähler bescheren.

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