Süddeutsche Zeitung

Italien:So viel Geld wie nie

Die Italiener haben es in der Hand, jetzt ein modernes Land zu schaffen.

Von Oliver Meiler

Italiens Statistikamt Istat nennt es einen "beispiellosen Schock", den die nationale Wirtschaft in diesem Jahr erfährt: minus 8,3 Prozent. So lautet die neue, ungefähre Schätzung. Eigentlich ist es gar nicht möglich, eine seriöse Prognose zu machen, das räumt Istat auch ein.

Gewiss aber ist: Die Krise ist auch eine Chance für Italien. Nie war so viel Geld da, 80 Milliarden Euro kommen allein als Zuschüsse aus Europa. Damit lässt sich das Land groß denken, auf Jahre hinaus: Infrastruktur, Digitalisierung, Green Economy, Stärkung des prekär finanzierten Gesundheitswesens. Werden die Investitionen begleitet von Reformen, von einer dringend nötigen Entschlackung der Bürokratie, könnte Italien ein moderneres Land werden.

Die Regierung startet diese Woche mit "Stati generali", Generalständen der Wirtschaft, einem alten Konzertationsmodus der italienischen Politik. Sie lädt die Sozialpartner ein, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dazu die "brillantesten Köpfe" im Land, wie Premier Giuseppe Conte ankündigte. Man trifft sich in der Villa Pamphili, einem Palast im gleichnamigen Park in Rom. Streit ist programmiert, doch viel Zeit hat man nicht. Die Italiener drängen auf Lösungen, manche noch immer auf Soforthilfe in der Not, zu Recht. Wenn dabei nur nicht die Sicht aufs große Ganze verschwimmt.

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Quelle:
SZ vom 09.06.2020
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