Italien: Rosenkrieg bei Berlusconi:Jetzt red io

Berlusconi und wie er die Dinge sieht: In einer TV-Sendung meldet sich Italiens Premier zu Wort. Der Rosenkrieg sei ein Komplott der Linken, um seine Popularität zu untergraben. Der 18-jährige Scheidungsgrund gibt munter Interviews.

In der Talk-Sendung "Porta a Porta" hat der 72 Jahre alte Silvio Berlusconi seine Version des Ehekraches präsentiert. Das Thema der Sendung wurde ganz auf den schillernden Regierungschef gemünzt und prangte in großen Lettern im Studio der in Italien sehr geläufigen Sendung: "Jetzt rede ich" - "Adesso parlo io".

Italien: Rosenkrieg bei Berlusconi: Alles eine Frage der Perspektive: Silvio Berlusconi zu Gast im Fernsehstudio. Alles ist ein "Komplott der Linken" und die Beziehungen zum Vatikan werden nicht leiden.

Alles eine Frage der Perspektive: Silvio Berlusconi zu Gast im Fernsehstudio. Alles ist ein "Komplott der Linken" und die Beziehungen zum Vatikan werden nicht leiden.

(Foto: Foto: AFP)

Berlusconi ging zur Offensive über: Er warf der Opposition vor, aus Neid auf seine große Popularität ein Komplott geschmiedet zu haben. "Die Linke und ihre Presse kann nicht akzeptieren, dass ich auf 75 Prozent Zustimmung komme." Diesen "Sturm" der Aufmerksamkeit hätte er nicht erwartet. Moderator Bruno Vespa hinterfragte die Weltsicht des Cavaliere kaum - dessen Haussender Rai Uno gehört zwar nicht zu Berlusconis Medienimperium, aber bei Vespa ist der Ministerpräsident gern gesehener Gast.

Sowohl sein Vorschlag, mit TV-Sternchen auf der Europawahl-Liste zu punkten als auch der Besuch beim Geburtstag der 18-jährigen Noemi Letizia seien völlig falsch dargestellt worden. Seiner Noch-Ehefrau hatte Berlusconi schon vor Tagen vorgeworfen, auf das "Komplott linker Medien" hereingefallen zu sein. Oppositionsführer Dario Franceschini wies den Vorwurf als pathetisch zurück: "Berlusconi sollte vermeiden, immer auf ein Komplott von links anzuspielen."

Berlusconi glaubt nicht, dass ihn der Vorfall Stimmen bei konservativ-katholischen Wählern kosten wird. Wenn sich die ganze Sache klärt, werde die schon große Wertschätzung zwischen Vatikan und Regierung noch steigen. Der Vatikan habe mit der derzeitigen Regierung so gute Beziehungen wie noch nie zuvor.

Zuletzt waren in einem Leitartikel in L'Avvenire, dem publizistischen Organ der italienischen Bischöfe, kritische Zeilen zu lesen: "Wir hegen weiterhin die Hoffnung auf einen Ministerpräsidenten, der es mit Nüchternheit versteht, ein möglichst wenig verzerrender Spiegel der Seele des Landes zu sein."

Berlusconis Wahl mehrerer junger Frauen als Kandidatinnen für die Europawahl sei "höchst fragwürdig". Das Blatt kritisierte die Schwäche des Regierungschefs für "die Jugend von Schauspielerinnen in der Blüte ihrer Jahre". Als Reaktion auf die beiden Vorfälle hatte seine 52 Jahre alte Ehefrau Veronica Lario angekündigt, sich scheiden zu lassen.

Nach italienischem Recht dauert es drei Jahre, bis eine Ehe rechtskräftig geschieden ist - es gibt also noch Bedenkzeit für das Paar. "Die Frist beginnt erst, wenn das zuständige Gericht förmlich die Trennung erklärt", sagte die italienische Familiensoziologin Chiara Saraceno, die am Wissenschaftszentrum Berlin forscht, dem Tagesspiegel.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was der Scheidungsgrund Noemi Letizia über Silvio Berlusconi sagt.

Noemi Letizia und ihre Interviews

In der italienischen Tageszeitung Corriere dello Mezzogiorno sprach die 18-jährige Noemi Letizia über ihr Verhältnis zu Silvio Berlusconi, den sie "Papi" nenne: "Für mich ist er wie ein zweiter Vater. Er sagt mir, dass ich ihn an seine Tochter Barbara erinnere." Er habe ihr dieses Jahr eine Goldkette mit einem Anhänger geschenkt, zuvor auch schon einen Diamanten.

Italien: Rosenkrieg bei Berlusconi: Bekannt in ganz Italien und in halb Europa: Noemi Letizia aus Neapel. Die Halskette ist ein Geschenk von Silvio Berlusconi.

Bekannt in ganz Italien und in halb Europa: Noemi Letizia aus Neapel. Die Halskette ist ein Geschenk von Silvio Berlusconi.

(Foto: Foto: AP)

Noemis Vater war früher Chauffeur des sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi, dessen politische Kampagnen Berlusconi in den Achtziger und frühen Neunziger Jahren finanziell kräftig unterstützte - im Gegenzug wurde die italienischen Mediengesetze zu Gunsten des aufstrebenden Unternehmers geändert.

Die junge Dame beschrieb, wie ihre Treffen aussehen: "Ich leiste ihm Gesellschaft. Er ruft mich an, er sagt mir, wann er einen Moment Zeit hat, ich fahre dann zu ihm. Ich bleibe bei ihm und höre zu, das ist es, was er von mir will. Dann singen wir zusammen." Die beiden singen gern gemeinsam Karaoke und Lieder von Berlusconis Schlager-CDs.

Über ihre Zukunft hat sich Noemi auch schon Gedanken gemacht: "Ich will Showgirl werden. Aber mich interessiert auch die Politik. Ich bin flexibel." In der Partei "Volk der Freiheit" hätte sie da ja gute Aussichten, solange sie von Berlusconi angeführt wird.

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