Italien:Renzi ist wieder da

Er spricht nun auch gern von Zukunft und Europa.

Von Oliver Meiler

Genugtuung fühlt sich anders an als Revanche. Und natürlich streitet Matteo Renzi nun ab, dass er seinen deutlichen Sieg bei der Urwahl des sozialdemokratischen Partito Democratico wie eine persönliche Revanche erlebt. Doch soll man ihm das auch abnehmen? Vor einem halben Jahr, nach dem Nein der Italiener zu seiner Verfassungsreform, hatte noch das Ende seiner politischen Karriere gedräut - mit 42 Jahren. Um es allen zu zeigen, trat er von allen Ämtern zurück, obschon er nicht dazu gezwungen gewesen wäre.

Nun ist er zurück und als Parteivorsitzender frisch legitimiert. Trotz Macken und Ticks ist er ja auch der talentierteste Vertreter seines Lagers. Aber eben: Macht ihn der klare Sieg einfach nur glücklich? Oder erlebt er ihn wie einen Triumph über seine vielen internen Kritiker? Die Versuchung ist groß, Renzi gilt als nachtragend. Dabei müsste er sein streitlustiges Lager jetzt einen und öffnen und sich dabei bescheidener und geduldiger geben. Nur so hat er eine Chance, an die Macht zurückzukehren.

Der "Renzismus" ist momentan die einzige Alternative zu Cinque Stelle, Beppe Grillos populistischer Protestbewegung. Renzi spricht nun gern von Zukunft und Europa. Das hat er von Emmanuel Macron, dem Präsidentschaftskandidaten in Frankreich. Den Angstmachern, so meinen beide, kommt man nur bei, wenn man dem Volk die Ängste wieder nimmt.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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