Italien nach dem Rücktritt Berlusconis:Zwischen Korkenknallen und Unsicherheit

Silvio Berlusconi ist von seinem Amt zurückgetreten - und Italien feiert. Fast zwei Jahrzehnte hat der Cavaliere dem Land seinen Stempel aufgedrückt. Nun allerdings nimmt die Ära Berlusconi ein unrühmliches Ende. Die Druckstellen werden noch lange zu sehen sein.

Andrea Bachstein, Rom

"Lasst uns Flaggen in die Fenster hängen, sobald er zurückgetreten ist", hat eine der kleinen Parteien die Italiener am Samstag aufgerufen, und vor dem Regierungspalast in Rom rief die Menge in Feststimmung "Bye, bye Silvio".

Spumante-Korken knallen in Italien an diesem Samstag, weil Silvio Berlusconi wirklich, wirklich seinen Hut genommen hat. Eine politische Ära von 17 Jahren endet, und zuletzt hat man die Stunden und Minuten gezählt, bis sie endlich vorbei war.

Es war ein Ende mit Schrecken. Mit seinem längst sinnlos gewordenen Klammern an der Macht hat Berlusconi in den vergangenen Wochen dazu beigetragen, dass Milliarden um Milliarden an den Finanzmärkten in Rauch aufgegangen sind. Auf Kosten Italiens und Europas hat er bis zuletzt gezockt.

Dabei war er schon längst als Politiker erledigt. Seine Skandale, seine Prozesse, der völlige Verfall der politischen Sitten und das Ende jeden Schamgefühls hatten ihn unerträglich gemacht. Für all das steht sein Name, all das wird mit ihm in die Geschichtsbücher eingehen. In ein Kapitel, das hoffentlich nur ein Intermezzo Italiens beschreibt.

17 Jahre sind in der heutigen Politik eine sehr lange Zeit. Lang genug waren sie auf jeden Fall, damit der Multimilliardär aus Mailand dem Land seinen Stempel aufdrücken konnte. Und die Druckstellen werden noch eine ganze Weile zu sehen sein.

Ein seltsamer Moment ist das nun, und sicher wird er als historisch bezeichnet werden. Nachdem Silvio Berlusconi dem Staatspräsidenten sein Amt zur Verfügung gestellt hat, schwebt Italien zwischen Erleichterung und Unsicherheit, weil noch nicht einmal gewiss ist, wie es in den nächsten Tagen weitergeht.

Die, die dank ihm bisher Einfluss und Ämter hatten, versuchen nun, für sich zu retten, was sie retten können aus dem System Silvio Berlusconi. Ob die Korken zu früh geknallt haben, weiß man wohl erst in ein paar Monaten. Aber es besteht auch die Chance, dass der Oppositionsabgeordnete Recht hat, der in der letzten Parlamentssitzung der Regierung Berlusconi sagte: An diesem 12. November hat für Italien ein Frühling angefangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: