Kalabrien:Mehr als 59 Tote bei Bootsunglück mit Migranten vor Süditalien

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Das Wrack eines gekenterten Bootes wurde am Strand bei Cutro in der italienischen Provinz Crotone angespült. (Foto: Giuseppe Pipita/dpa)

Die Leichen seien am Strand und im Meer entdeckt worden, meldet die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Polizei. Das Boot soll bei rauer See gegen einen Felsen geprallt sein.

Bei einem Bootsunglück mit Migranten an der süditalienischen Küste sind nach Angaben der Küstenwache mindestens 59 Menschen ums Leben gekommen. Die Leichen seien am Strand Steccato di Cutro in der Provinz Crotone in Kalabrien und im Meer entdeckt worden, meldeten die italienische Nachrichtenagentur Ansa und der Fernsehsender RAI. Die Opferzahl könne noch deutlich steigen, weil viele Leichen noch nicht aus dem Meer geborgen seien, hieß es.

Es gebe 81 Überlebende, von denen 20 ins Krankenhaus gebracht worden seien, wie eine Vertreterin der Provinzregierung Reuters sagte. Einige der Überlebenden hätten von mindestens 250 Menschen an Bord gesprochen, andere von 180. Laut Ansa waren auch viele Kinder und Frauen unter den Opfern. Ein Teil der Toten trieb auf dem Meer, andere seien am Strand gefunden worden. Die Nachrichtenagentur Adnkronos meldete, das Boot sei nur wenige Meter vom Ufer entfernt bei rauer See gegen einen Felsen geprallt. An Bord hätten sich Menschen aus Iran, Pakistan, Syrien und Afghanistan befunden.

Der Bürgermeister von Cutro, Antonio Ceraso, sagte dem Sender SkyTG24, die Trümmer des auseinandergebrochenen Bootes seien 300 Meter vor der Küste verstreut. Er sprach mit brüchiger Stimme von einem "grausamen Anblick", der ihn sein Leben lang begleiten werde. Feuerwehrleute und andere Helfer suchten mit Jetskis nach Überlebenden. Ihre Suche wurde von der rauen See erschwert. Einige Insassen hätten aus eigener Kraft das rettende Ufer erreicht.

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Steccato di Cutro ist ein Seebad in der Gemeinde Cutro am Zeh des italienischen Stiefels. Dort gibt es verschiedene größere Hotels. "Dies ist ein böses Erwachen, das die Gemeinschaft aufwecken muss, damit ähnliche Tragödien nicht passieren", schrieb der Präsident des italienischen Roten Kreuzes, Rosario Valastro, auf Twitter. Italiens Innenminister Matteo Piantedosi forderte in einer ersten Reaktion ein schärferes Vorgehen gegen Schleuser. Es müsse verhindert werden, dass die Boote überhaupt in See stechen würden, forderte er.

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Viele versuchen auch aus Griechenland über das Ionische Meer Italien zu erreichen. Nach einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Beginn der Erfassungen im Jahr 2014 mehr als 25 000 Menschen beim Versuch, auf der Mittelmeerroute nach Europa zu kommen.

Neues Gesetz der Regierung erschwert Arbeit ziviler Seenotretter

Bei einer der schwersten Flüchtlingskatastrophen kamen im April 2015 vor der libyschen Küste zwischen 800 und 900 Menschen um. Das vollkommen überfüllte Schiff war gesunken, weil die Menschen an Bord in Panik geraten waren, als ein anderes Schiff zur Rettung nahte. Das Wrack wurde vom Meeresgrund geborgen, ein Schlepper Ende 2016 in Catania (Sizilien) zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich Donnerstag schon 13 067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5273). Ein neues Gesetz der rechten Regierung von Giorgia Meloni, das in der vorigen Woche vom Senat verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Großteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

© SZ/dpa/rtr/dta/che - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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