KommunalwahlenDeutsch-Italiener Schmidt verliert in Florenz

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Eike Schmidt im Wahlkampf für das Bürgermeisteramt in Florenz.
Eike Schmidt im Wahlkampf für das Bürgermeisteramt in Florenz. (Foto: Christoph Sator/dpa)

Die Bürgermeisterstichwahlen in italienischen Städten sind beendet. Der viel beachtete Wettkampf in Florenz ist entschieden: Der ehemalige Uffizien-Direktor Eike Schmidt verliert gegen die sozialdemokratische Kandidatin Sara Funaro, will aber in der Kommunalpolitik bleiben.

Von Marc Beise, Rom

Mit der zweiten Runde sind am Montag die Kommunalwahlen in Italien zu Ende gegangen. Besonders beachtet wurden die Provinz- und Regionalhauptstädte von Nord bis Süd; die meisten der 20 Regionen Italiens sind in mehrere Provinzen unterteilt. In der ersten Runde, die vor zwei Wochen gleichzeitig mit der Europawahl stattfand und bei der die absolute Mehrheit der Stimmen notwendig war, endete das Duell um die Bürgermeisterämter mit 10 zu 5 für das Mitte-Links-Lager. Am Sonntag und Montag mussten 14 weitere Provinzhauptstädte sowie 91 kleinere Städte noch einmal wählen, und diesmal reichte es aus, am Ende vorne zu liegen. Die Rechte holte sich einige weitere Kommunen, aber die prestigeträchtigen Städte Bari, Campobasso, Perugia, Potenza und Florenz gingen alle an das Linksbündnis.

Schmidt hat acht Jahre die Uffizien geleitet

Umkämpft war besonders die weltweit bekannte Kulturstadt Florenz in der „roten“ Toskana, die seit dem Kriegsende immer linke Mehrheiten hatte. Zum ersten Mal war hier der Sieg dieses Lagers keine ausgemachte Sache gewesen – auch weil mehrere Sozialdemokratinnen gegeneinander antraten, während die Rechte sich auf einen Kandidaten verständigt hatte, den deutsch-italienischen Museumsdirektor Eike Schmidt. Er hatte acht Jahre lang die Uffizien geleitet, eines der wichtigsten Museen der Welt. Anschließend wurde er Direktor des ebenfalls berühmten Museums Capodimonte in Neapel; dort war er für den Wahlkampf in seiner Wahlheimat Florenz beurlaubt.

Die aussichtsreiche linke Kandidatin, Sara Funaro, sozialdemokratische Stadträtin des nach zwei Amtszeiten nicht mehr wahlberechtigten Bürgermeisters Dario Nardella, hatte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit verfehlt und musste in die Stichwahl gegen Schmidt. Diese gewann sie souverän mit rund 60,6 Prozent der Stimmen gegen Schmidt, der auf 39,4 Prozent kam.

Schmidts Kandidatur wurde international auch deshalb beachtet, weil er sich in den Dienst der drei Parteien gestellt hat, die das Land unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni regieren. Schmidt, der seinerzeit von einem sozialdemokratischen Kulturminister nach Florenz berufen worden war und mit diesem eng zusammengearbeitet hatte, bestritt, nun für eine ultrarechte Formation aufzulaufen. Weder seien Melonis Fratelli d’Italia postfaschistisch, wie immer behauptet werde, noch finde in Italien ein Kulturkampf der Rechten statt. Im Übrigen sei er ein unabhängiger Kandidat mit einer eigenen Bürgerliste.

Schmidt setzte auf klassisch rechte Themen wie die öffentliche Sicherheit, führte aber insgesamt einen gemäßigten Wahlkampf, wohl auch in der Hoffnung, die Unterstützung von Italia Viva des in Florenz immer noch einflussreichen früheren Ministerpräsidenten Matteo Renzi zu erhalten. Dessen Liste schnitt im ersten Wahlgang aber enttäuschend einstellig ab.

Quereinsteiger Schmidt hatte von Anfang an versichert, im Falle einer Niederlage nach Neapel zurückzukehren und das Direktorenamt, das er erst mit Jahresbeginn übernommen hatte, fortzuführen. Das will er nun tun, allerdings auch in der Florentiner Kommunalpolitik bleiben. Er werde die Führung der Opposition im Stadtparlament übernehmen, sagte er der SZ. Seine Bürgerliste hat zehn Prozent geholt, wahrscheinlich werde er aber auch für die drei anderen Parteien sprechen, die ihn unterstützt haben. Da das Stadtparlament nur einmal die Woche tage, könne er diese Aufgabe neben dem Job in Neapel leisten, sagte Schmidt. Die Doppelfunktion wird ihm allerdings mutmaßlich einigen Ärger in Neapel einbringen, mindestens beim politischen Gegner.

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