In der Stadt Caivano nördlich Neapels sucht die Camorra offenbar eine Machtprobe mit dem Staat. Schwerbewaffnete, vermummte Männer feuerten von Motorrädern aus am späten Sonntagabend 19 Schüsse mit Pistolen und Maschinengewehren in den Straßen der Stadt ab. Am Montagvormittag fielen am helllichten Tag erneut Schüsse auf der Straße, diesmal gezielt auf ein parkendes Auto. Es gibt keinen Zweifel, dass es sich um provokante Machtdemonstrationen der organisierten Kriminalität handelt in Reaktion auf eine Großrazzia im Brennpunktviertel der Stadt einige Tage zuvor und auf einen medienwirksamen Besuch von Italiens Premierministerin dort. Giorgia Meloni sagte dem von massiver Drogenkriminalität und sozialen Missständen betroffenen Caivano Hilfen zu. Eine Woche später verabschiedete ihr Kabinett ein vorläufiges Gesetz zur Eindämmung der Jugendkriminalität, das "Dekret Caivano" heißt. Bei den Schießereien wurde niemand verletzt, doch breitete sich Panik aus. Es wird von einem Klima der Angst berichtet, zumal vergangene Woche bereits zweimal Bewaffnete spätabends bedrohlich auf Motorrädern durch die Stadt gefahren sind, eine Einschüchterungsgeste und Botschaft, dass die Camorra die Gebietsherrschaft beansprucht. Chiara Colosimo, Vorsitzende der Anti-Mafia-Kommission des italienischen Parlaments, verurteilte die "zigste Demonstration mafiöser Arroganz" und versicherte die Bürger ihrer Nähe. Sie hoffe auf eine "einhellige Antwort unserer besten Leute".
Italien:Die Camorra provoziert den Staat
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