Italien: Prostitutionsaffäre:Berlusconi stets zu Diensten

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Aus Dankbarkeit für ihre Blitzkarriere hat Nicole Minetti neben ihrem Amt als Regionalrätin wohl auch einige diskrete Aufgaben für Silvio Berlusconi erfüllt. Wegen der Förderung von Prostitution wird nun gegen die italienische Politikerin ermittelt.

Andrea Bachstein

"Ich könnte etwas sagen, aber ich will nicht", fertigte Nicole Minetti die Reporter im Mailänder Pirelli-Hochhaus ab, dem Sitz des Regionalrats der Lombardei. Dass die gerade mal 25-jährige Abgeordnete der Berlusconi-Partei PDL genervt ist, verwundert nicht. Minetti steht mitten im heftigen Wirbel der Rubygate-Affäre, die Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bedroht. Wegen Amtsmissbrauch und Prostitution Minderjähriger wird gegen ihn ermittelt. Und wegen Förderung von Prostitution, möglicherweise auch Minderjähriger, ermitteln die Staatsanwälte auch gegen Minetti.

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Silvio Berlusconi ist erneut in Bedrängnis: Diesmal geht es um eine Prostituierte und eine junge Bauchtänzerin. Seine angeblichen Affären sind in Italien fast schon Dauerthema.

Denn wie es aussieht, hat sie neben ihrem Amt als Regionalrätin andere diskrete Aufgaben erfüllt. Mit zwei weiteren Vertrauten Berlusconis soll sie Frauen organisiert haben, die gegen üppige Honorare zu seinem Privatvergnügen bereitgehalten wurden.

Peinlicherweise gehörte zur Amüsiertruppe des Premiers die damals erst 17-jährige Marokkanerin Ruby. Und als die wegen Diebstahls im vergangenen Mai festgenommen wurde, schickte Berlusconi seine hübsche Nachwuchspolitikerin Minetti zur Polizei.

Ihr Auftrag: Ruby offiziell in Obhut zu nehmen, damit diese nicht in ein Heim muss. Allerdings ließ Minetti die Minderjährige dann gegen drei Uhr früh an der nächsten Ecke stehen. Statt bei der Abgeordneten kam Ruby bei einer Prostituierten unter. Und die Politikerin behauptet nun, sie habe nicht gewusst, dass Ruby minderjährig war.

Für Minetti ist Berlusconi laut ihrer Selbstbeschreibung der "einzige Maßstab in der Politik". Dass sie jederzeit bereit war, Sonderaufgaben für ihn zu erfüllen, lässt sich wohl als Dankbarkeit für ihre Blitzkarriere verstehen.

Sie gehört zu einer Reihe attraktiver junger Frauen, die auf Wunsch Berlusconis aus dem Nichts in politische Funktionen gelangten. In ihrem früheren Leben verdingte sich die aus Rimini stammende Minetti als Gelegenheitsshowgirl bei einem Privatsender des Berlusconi-Konzerns und für ein Spätprogramm der Rai.

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Übrig sind davon Fotos, in denen sie in einem aufs Minimum reduzierten, goldenen Haremskostüm posiert oder in der Andeutung eines Minirocks. Sie habe, sagt Minetti, so nur ihre Ausbildung zur Zahnhygienikerin finanziert. Als solche ist sie im Dezember 2009 Berlusconi in einem Mailänder Krankenhaus begegnet. Er war Patient, nachdem ihn ein psychisch Kranker mit einer Statue des Mailänder Doms ins Gesicht geschlagen hatte.

Regionalrätin mit Sonderaufgaben: Nicole Minetti (Foto: REUTERS)

Offenbar hat die brünette Zahnspezialistin ihn beeindruckt. Jedenfalls war sie im April 2010 schon Regionalrätin. Gewählt über die Kandidatenliste des PDL-Regionalpräsidenten Roberto Formigoni, die später wegen irregulärer Unterschriften angefochten wurde. Die Zeiten, in denen Minetti öffentlich Dekolleté zeigte, sind vorbei. Auf ihrer Homepage präsentiert sie sich hochgeschlossen, ein Goldkreuz am Hals.

Im vertrauten Kreis macht sie angeblich Ausnahmen. Eine Zeugin der Staatsanwaltschaft will die Regionalrätin bei einem Fest unter den Damen gesehen haben, die oben ohne für den Premier tanzten.

Ob sie das meinte, als sie nach ihrer Leidenschaft für Politik befragt, angab, "ich wusste immer, dass ich in meinem Leben diesen Weg gehen würde"?

© SZ vom 20.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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