Israels Ex-Premier Ariel Scharon:Krieger, Politiker, Machtmensch

Ariel Scharon prägte Israel jahrzehntelang - als soldatischer Haudrauf und als politischer Hardliner. Militärisch aktiv wurde er schon als Jugendlicher. Das Leben Scharons in Bildern.

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Scharon wegen Hirnblutung ´in ernster Situation"

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Ariel Scharon prägte Israel jahrzehntelang - als soldatischer Haudrauf und als politischer Hardliner. Militärisch aktiv wurde er schon als Jugendlicher. Ariel Scharons Leben in Bildern.

Fünf Jahre lang führte Ariel Scharon als Ministerpräsident die Regierung von Israel. Seit Januar 2006 lag er nach einem Schlaganfall im Koma.

Ariel Sharon Retrospective

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Schon früh interessierte sich der junge Ariel Scheinermann, der sich später Scharon nennen würde, für Politik. Geboren 1928 in einem kleinen Dorf nahe Tel Aviv, wuchs er als Sohn eines Zionisten auf, der aus Weißrussland stammte. Scharon lernte schon als Jugendlicher den Umgang mit Waffen. Auf diesem Foto ist er 13 Jahre alt. Ein Jahr später sollte Ariel in der jüdischen Untergrundorganisation "Hagana" aktiv werden. Sie kämpfte gegen die britische Mandatsherrschaft - und wurde später die Armee des neuen Staates Israel.

Ariel Scharon, 1966

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Scharon kämpfte 1948 beim Unabhängigkeitskrieg und wurde schwer verletzt. 1953 gründete er die "Einheit 101" und machte sich einen Namen als risikofreudiger und rücksichtsloser Offizier. Während der Suezkrise mit Ägypten eroberte er mit seinen Männern einen strategisch wichtigen Pass - sein Ansehen stieg weiter. Durch seine erfolgreiche Generalstabsausbildung machte Scharon weiter Karriere, übernahm unter anderem 1966 die Leitung der Ausbildungsabteilung im Verteidigungsministerium. Das Foto wurde damals von der israelischen Regierung veröffentlicht.

Ariel Scharon, 1967

Quelle: ag.afp

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Israels Ex-Premier Ariel Scharon:NI-583423

Im "Sechstagekrieg" im Juni 1967 kommandierte Scharon mit großem Erfolg eine Panzertruppe. Anschließend wurde ihm das Südkommando der israelischen Armee (IDF) übertragen. 1973 folgte der "Yom-Kippur-Krieg", in dem er maßgeblich zum Sieg über Ägypten und Syrien beitrug: Er hatte es riskiert, seine Panzertruppen über den Suez-Kanal zu schicken - die eigenmächtige Aktion glückte. Scharon wurde als Held gefeiert. Im selben Jahr wurde er zum Mitbegründer des rechtskonservativen Likudblockes und startete seine politische Karriere. Obwohl er zwischenzeitlich eine noch weiter rechts angesiedelte Partei gründete, kehrte er später zum Likud zurück. Auch der politische Gegner versuchte, Scharon einzuspannen. 1975 wurde er Sicherheitsberater des sozialdemokratischen Yitzhak Rabin, dem früheren Armee-General und späteren Regierungschef.

Ariel Scharon, 1982

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Scharon galt auch als Politiker als Hardliner. Als Landwirtschaftsminister forcierte er den Siedlungsbau im besetzten Westjordanland - heute ein zentrales Problem für die Verständigung mit den Palästinensern. Scharon lehnte 1978 auch den in Camp David zwischen Ägypten und Israel ausgehandelten Frieden ab. Trotzdem ging sein Aufstieg weiter. 1981 wechselte er in das Amt des Verteidigungsministers und galt als "Falke der Falken" (Le Monde). 1982 befahl er den umstrittenen Einmarsch in das Bürgerkriegsland Libanon, weil er die palästinensische Befreiungsorganisation PLO vernichten wollte. Als es zu einem Massaker an palästinensischen Flüchtlingen kam, musste Scharon als Verteidigungsminister zurücktreten. Minister blieb er trotzdem.

Auf dem Foto deutet Scharon auf eine Landkarte des Libanon während einer Pressekonferenz 1982.

Ariel Scharon, Itzhak Schamir, 1990

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Scharon fungierte später als Minister für Industrie und Handel (1984-1990) und schloss das Freihandelsabkommen mit den USA. Danach wurde er Minister für Wohnungs- und Bauwesen. Auf dem Foto trifft er sich in dieser Funktion mit dem damaligen Premierminister Yitzhak Shamir. Den unter Premier Rabin in Gang gebrachten Friedensprozess mit den Palästinensern verurteilte Scharon. Kritiker warfen Scharon vor, mit seinen scharfen Reden zu einem vergifteten innerisraelischen Klima beigetragen zu haben, das 1996 zur Ermordung Rabins durch einen Rechtsextremisten führte. Nach den nächsten Wahlen wurde Scharons Parteifreund Benjamin Netanjahu Regierungschef. Scharon wurde 1998 Außenminister. Die Sicherheitspolitik der neuen Regierung brachte keine Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern.

Ariel Scharon Arafat Israel

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Dieses Foto zeigt Palästinenserführer Jassir Arafat und Scharon bei den Wye River Peace Talks im Oktober 1998. Beide galten als Todfeinde. Arafat war von Februar 1996 bis zu seinem Tod im November 2004 Präsident der palästinensischen Autonomiegebiete. Arafats Tod führte zu Übergriffen militanter Palästinenser. Einige warfen Scharon vor, beim Tod Arafats "seine Hand im Spiel" gehabt zu haben.

Ariel Scharon - Besuch auf dem Tempelberg provoziert

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Nach Netanjahus Wahlniederlage 1999 gegen Barak übernahm Scharon den Vorsitz der Likud-Partei.

Scharon schürte den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, als er im September 2000 umringt von Bodyguards den auch für die Muslime heiligen Tempelberg in Jerusalem besuchte. Die Provokation torpedierte die Verständigungsversuche des damaligen sozialdemokratischen Premiers Ehud Barak und lösten einen blutigen Volksaufstand aus: die zweite Intifada.

ZEITUNGEN VERKLÜNDEN WAHL VON SCHARON

Quelle: DPA

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2001 war Scharon am Ziel. Er wurde zum Premierminister gewählt. Baraks gescheiterte Friedenspolitik hatten die Israelis dazu veranlasst, den "Sicherheitspolitiker" zu wählen. Was Scharon darunter verstand, zeigte sich in den nächsten Jahren. Vertreter radikaler und militanter Palästinenserorganisationen ließ er liquidieren.

Ariel Scharon, 2003

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Aber auch Scharons Hardliner-Variante brachte keine Ruhe in Nahost, zudem bekam er persönliche Probleme. Kurz vor den Parlamentswahlen 2003 verdichten sich Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Söhne. Die israelische Polizei soll Beweise gehabt haben, die belegen, dass Scharons Familie drei Millionen Dollar von einem österreichischen Bankier erhalten habe. Dennoch gewann Scharon im Januar 2003 die Wahl.

PICTURES OF THE YEAR 2005

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In Scharons zweiter Amtsperiode verschärft sich der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. Scharon ordnete scharfe militärische Repressionsmaßnahmen in den palästinensischen Autonomiegebieten an - aufgrund anhaltender terroristischer Anschläge. Seit 2004 ließ Scharon eine Mauer zwischen Israel und den Autonomiegebieten errichten. Der Sperrwall wurde vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag für völkerrechtswidrig erklärt.

Auf dem Foto flüchten Palästinenser vor einem israelischen Panzer, der eine jüdische Siedlung bewacht.

File photo of Palestinian PM Abbas and Israeli PM Sharon meeting for talks in Jerusalem

Quelle: REUTERS

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2005 wurde Mahmoud Abbas Nachfolger des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Arafats. Im Juni des gleichen Jahres traf er mit Scharon zu Friedensgesprächen zusammen - und überraschte mit einem einseitigen Schachzug. Im Juli setzte Scharon seinen für August geplanten Abzug aus dem Gazastreifen durch. Im September nahm Scharon beim Jubiläumsgipfel der UN in New York teil: Dort ließ sich der Mann mit dem Beinamen "Der Bulldozer" für die Räumung von Gaza feiern.

Ariel Sharon Suffers Stroke

Quelle: Getty Images

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Im November 2005 kündigt Scharon seinen Rücktritt und den Austritt aus seiner Partei Likud an. In der Partei war der Widerstand gegen den Abzug aus dem Gazastreifen gewachsen. Scharon gründete noch im selben Monat eine neue Partei mit dem Namen "Kadima", mit der er bei den Neuwahlen antreten wollte.

Doch am 18. Dezember erlitt Scharon einen leichten Schlaganfall. Im Januar sollte er operiert werden. Dazu kam es nicht mehr. Kurz vor der Operation erlitt er starke Hirnblutungen und musste notoperiert werden. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt.

Interim Israeli Prime Minister Ehud Olmert speaks at the opening of the elections campaign for Kadima Party in Jerusalem

Quelle: REUTERS

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Am 11. April 2006 beschloss das israelische Kabinett, Scharon für dauerhaft regierungsunfähig zu erklären. Ehud Olmert übernahm seine Ämter stellvertretend.

Ariel Sharon im Koma als Kunst-Installation

Quelle: dpa

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Der Künstler Joshua Simon hat eine lebensgroße Nachbildung des ehemaligen Regierungschefs im Koma geschaffen. Sie wurde 2010 in einer Ausstellung in Tel Aviv gezeigt.

Aus dem Koma ist Scharon nie mehr erwacht. Nun, nach mehr als acht Jahren, starb der umstrittene Politiker. Sein politisches Erbe, insbesondere der von ihm forcierte Siedlungsbau im Westjordanland, ist eine schwere Hypothek für den Friedensprozess.

© SZ.de/momi/odg/mati/jasch
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