Süddeutsche Zeitung

Israelische Comedy:Jesus-Witze empören katholische Bischöfe

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Warum die Satire eines israelischen TV-Komikers die Kirche erzürnt - und was der Holocaust-Leugner Williamson damit zu tun hat.

Nach Wochen der Empörung über die Katholische Kirche wegen des Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson empört sich nun die katholische Kirche - über Jesus-Witze im israelischen Fernsehen.

Die Bischofskonferenz in Israel verurteilte am Freitag die "widerlichen Angriffe auf Jesus Christus und die Jungfrau Maria", die der Sender Kanal 10 Anfang der Woche in einer Comedy-Sendung ausgestrahlt hatte.

Der Humorist Jair Schlein hatte in seiner Nachtsendung am Dienstag mit Bezug auf Bischof Williamson gesagt: "Wenn die den Holocaust leugnen, dann verleugnen wir eben das Christentum."

In kurzen Video-Sequenzen wurde dann unter anderem ausgeführt, dass Jesus im Alter von 40 Jahren an Übergewicht gestorben sei. Auch die Jungfrau Maria wurde aus Sicht der Kirche geschmäht: In Schleins Quatsch-Clip hieß es, Jesu Mutter sei im Alter von 15 Jahren von einem Klassenkamerad geschwängert worden.

Die katholischen Bischöfe beklagten, die Verunglimpfungen stünden in "einem größeren Kontext von Angriffen gegen Christen in Israel". So seien vor einigen Monaten Bücher mit dem Neuen Testament in einem Hof der Synagoge von Or Jehuda verbrannt worden.

"Seit Jahren unternimmt das Christentum große Anstrengungen, antisemitische Bestrebungen zu unterbinden", schrieben die Bischöfe. "Aber heute sind die Christen in Israel Opfer eines unterschwelligen Antichristianismus."

Auch der Vatikan meldete sich inzwischen zu der Causa: In einem Kommunique des päpstlichen Presseamtes bekundete der Heilige Stuhl den Christen im Heiligen Land seine Solidarität. Es sei traurig, dass ausgerechnet "Kinder Israels - das waren Jesus und Maria von Nazareth - auf so schwere Weise beleidigt werden".

Komiker zerknirscht

Zuvor beschwerte sich bereits der Exekutivrat des Orthodoxen Kongresses in Nazareth bei dem Sender. Auch eine Nachtsendung dürfe nicht religiöse Gefühle verletzen.

"Gemäß dem christlichen Glauben wurde der Messias durch den Heiligen Geist gezeugt und nicht infolge von Geschlechtsverkehr", heißt in einem Brief an Kanal 10.

Inzwischen haben sich sowohl der Sender als auch der Komiker um Verzeihung gebeten. Schlein sagte, er hoffe, dass man seine "aufrichtige Entschuldigung" annähme. "Keiner von uns wollte die Gefühle der christlichen Gemeinschaft in Israel verletzen."

Bei der katholischen Kirche scheint man von der Entschuldigung wenig zu halten: Die heftige Reaktion der katholischen Bischöfe erfolgte erst, nachdem Sender und Schlein öffentlich Abbitte geleistet hatten.

Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan sind wegen der Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Richard Williamson in die katholische Kirche derzeit gespannt. Im Mai will Papst Benedikt XVI. nach Israel reisen.

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