Israel: US-Siedlungsförderer Moskowitz:Der Spielhallenkönig

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Im jüngsten Streit zwischen den USA und Israel spielt Irwin Moskowitz eine Schlüsselrolle: Der Millionär aus Miami ist ein Freund von Israels Premier Netanjahu - und forciert den Bau jüdischer Siedlungen im arabischen Ost-Jerusalem.

Thorsten Schmitz

Auf den ersten Blick mag es überraschen, mit welcher Verve sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu für das Bauprojekt im arabischen Ost-Jerusalem einsetzt. Für lediglich zwanzig Luxuswohnungen jüdischer Siedler gefährdet er die engen israelisch-amerikanischen Beziehungen.

Irwin Moskowitz beim Besuch einer jüdischen Siedlung im Gazastreifen im Jahre 2005 (Foto: Foto: AFP)

Auf den zweiten Blick steckt hinter Netanjahus Engagement Logik: Ihn verbindet eine jahrzehntelange enge Freundschaft mit dem Bauherren des umstrittenen Projekts, Irving Moskowitz.

Fromm und medienscheu

Der in Miami lebende amerikanisch-jüdische Millionär hat Netanjahus politische Laufbahn mit Wahlkampfspenden gefördert, als dieser noch ein unbeschriebenes Blatt war, und ein Forschungsinstitut im Andenken an Netanjahus Bruder Jonathan mitfinanziert, der bei der Geiselbefreiung von Entebbe 1976 getötet worden war.

Der äußerst medienscheue, fromme Moskowitz lebt zwar nicht in Israel und kommt auch nur selten zu Besuch. Aber seit Jahrzehnten stellt er mit Spenden in Millionenhöhe sicher, dass jüdische Israelis im arabischen Ostteil Jerusalems leben können.

Der 80 Jahre alte Multimillionär, der mit dem Kauf und Verkauf von Altersheimen und Krankenhäusern in den USA reich geworden ist, hat mehrere umstrittene Siedlungsprojekte im Ostteil der Stadt finanziert, unter anderem im arabischen Stadtteil Ras el-Amud.

Bereits damals, in seiner ersten Amtszeit, unterstützte Netanjahu seinen Freund aus Miami. Moskowitz hat außerdem im arabischen Stadtteil Silwan und im muslimischen Teil der Altstadt, wo er selbst ein Haus besitzt, Wohnungen und Religionsschulen finanziert.

Für ihn arbeiten die Mitglieder der religiösen Siedlerlobby Gruppe "Ateret Cohanim", deren Aufgabe es ist, Häuser und Ländereien von Palästinensern aufzukaufen, um dort jüdische Siedler anzusiedeln.

Moskowitz wurde 1928 in Manhattan als Sohn polnischer Einwanderer geboren und wuchs in Milwaukee auf. Nach einem Medizinstudium praktizierte er für ein paar Jahre als Arzt, zog dann nach Kalifornien, wo er begann, mit Immobilien zu handeln.

In den achtziger Jahren übernahm Moskowitz eine Bingohalle in Hawaiian Gardens, die bis heute einen großen Gewinn abwirft.

Keinen Hehl aus politischen Ansichten

Auf der Internetseite seiner Stiftung heißt es, mit dem Erlös der Spielhalle würden soziale Einrichtungen für die vor allem von Hispanics bevölkerte Kleinstadt Hawaiian Gardens finanziert, aber auch Renovierungen von Synagogen in Israel und "Traumreisen" für israelische Krebspatienten.

Moskowitz und seine Frau Cherna, mit der er seit 58 Jahren verheiratet ist und acht Kinder und 42 Enkelkinder hat, sind davon überzeugt, dass Israel als "sicherer Hafen" für Juden aus aller Welt unterstützt werden müsse.

In israelischen Medien dagegen wird spekuliert, dass ein Großteil seiner Spielhallengewinne in jüdische Siedlungsprojekte in Israel flössen. Aus seinen politischen Ansichten macht Moskowitz keinen Hehl.

Er wolle alles tun, sagte er in einem seiner seltenen Interviews, "Jerusalem für das jüdische Volk zu beanspruchen". Den Friedensvertrag von Oslo bezeichnete er als ein "Abgleiten in Richtung Konzessionen, Kapitulation und politischen Selbstmord".

© SZ vom 21. Juli 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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