Israel und Palästina:Die Hamas will reden

Seit am Freitag ein sechsmonatiger Waffenstillstand auslief, eskalierten die Spannungen im Gazastreifen. Nun geht die Hamas wieder auf Israel zu.

Die radikalislamische Hamas-Organisation ist nach Angaben eines Führungsmitglieds zur Erneuerung einer Waffenruhe mit Israel bereit. Der Hamas-Führer Mahmud Sahar sagte der Zeitung Al-Ahram, die Palästinenser wollten "der ägyptischen Vermittlung eine Chance geben".

Israel und Palästina: Israelische Panzer im Grenzgebiet

Israelische Panzer im Grenzgebiet

(Foto: Foto: Getty Images)

Sahar wörtlich: "Hamas ist zu einer Waffenruhe bereit, wenn Israel sich an die Bestimmungen der Juni-Vereinbarung hält." Mitarbeiter im Büro des ehemaligen Ministerpräsidenten Ismail Hanija (Hamas) bestätigten die Äußerungen Sahars. Bislang hatte Hamas eine Verlängerung der Waffenruhe zu den bisherigen Bedingungen abgelehnt.

Indes schlugen am Vormittag nach Polizeiangaben erneut zwei Kassam-Raketen in Israel ein. Die am 19. Juni zwischen Israel und zwölf militanten Palästinenserfraktionen im Gazastreifen vereinbarte Waffenruhe war am Freitagmorgen zu Ende gegangen. Die radikale Gruppe Islamischer Dschihad hatte in den drei darauffolgenden Tagen Dutzende von Kassam-Raketen und Mörsergranaten auf israelische Grenzorte abgefeuert.

In Israel wuchs der Druck auf Ministerpräsident Ehud Olmert und Verteidigungsminister Ehud Barak, eine Großoffensive im Gazastreifen zu starten, um den Raketenbeschuss zu unterbinden. Barak hatte sich vergangene Woche ebenfalls für eine Verlängerung der Waffenruhe ausgesprochen.

Am Montag erklärte Hamas sich zu einer 24-stündigen Feuerpause bereit, um die Einfuhr von Hilfsgütern in den blockierten Gazastreifen zu ermöglichen. Israel will dies jedoch frühestens am Mittwoch erlauben, sollte Ruhe herrschen.

Die israelische Zeitung Jerusalem Post berichtete, Ägypten habe Hamas eine Warnung übermittelt, derzufolge Israel die gezielte Tötung von Hamas- Führungsmitgliedern wieder aufnehmen will. Hamas-Sprecher Aiman Taha sagte, die Palästinenser seien an einer langfristigen Beruhigung interessiert, "wenn Israel seine Angriffe stoppt und die Blockade aufhebt".

Livni reist nach Kairo

Hamas hatte Israel vorgeworfen, es habe gegen die Bedingungen der Waffenruhe verstoßen, indem es die Blockade des Gazastreifens verschärfte. Israel fordert als Bedingung für eine Lockerung der Sanktionen einen Stopp der Raketenangriffe.

Die israelische Außenministerin Tzipi Livni reist am Donnerstag nach Kairo, um mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak über die gespannte Lage im Gazastreifen zu reden. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums vom Montagabend ging die Initiative dazu von Ägypten aus.

Ägypten öffnete am Dienstag kurzfristig seine Grenze mit dem Gazastreifen, um auf der ägyptischen Seite gestrandeten Palästinensern die Rückkehr zu ermöglichen. Nach Angaben der Hamas-Verwaltung konnten knapp 150 Palästinenser einreisen. Ägypten hatte die Grenze zuletzt Anfang November geöffnet. Israel hat den Gazastreifen wegen des fortwährenden Raketenbeschusses durch militante Palästinenser seit dem 5. November weitgehend abgeriegelt.

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