Israel:Tote und Verletzte bei Anschlag in Tel Aviv

Israel: Sicherheitskräfte am Donnerstagabend in der Innenstadt von Tel Aviv.

Sicherheitskräfte am Donnerstagabend in der Innenstadt von Tel Aviv.

(Foto: AHMAD GHARABLI/AFP)

Es ist der vierte Anschlag binnen kurzer Zeit: Im Zentrum der israelischen Metropole werden zwei Menschen bei einem wahllosen Angriff mit Schusswaffen getötet. Nach stundenlanger Suche wird der mutmaßliche Attentäter am Freitagmorgen von Sicherheitskräften erschossen.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Ein neuer Terroranschlag hat Israel am Donnerstagabend in Schrecken versetzt. Mitten in Tel Aviv wurden mindestens zwei Menschen bei einem wahllosen Angriff mit Schusswaffen getötet. Dabei handelt es sich nach Medienangaben um zwei Männer im Alter von 27 und 28 Jahren. Mindestens zehn weitere Menschen erlitten den Angaben zufolge Schussverletzungen. Es war der vierte Anschlag in Israel innerhalb von zwei Wochen mit bislang 13 Opfer. Dies ist innerhalb so kurzer Zeit die blutigste Serie seit den Tagen der Zweiten Intifada, die 2005 endete.

Schauplatz der jüngsten Bluttat ist die äußerst belebte Dizengoffstraße gewesen, in der vor allem an den Ausgehabenden Donnerstag und Freitag alle Bars und Restaurant voll besetzt sind. Augenzeugen berichteten von Schüssen an mehreren Plätzen. Gäste in den Lokalen hätten sich hinter Tischen verschanzt oder in privaten Wohnungen in Sicherheit gebracht. Weil erst noch Unklarheit über das Schicksal des oder der Attentäter herrschte, forderte die Polizei alle Bewohner der Stadt auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Türen zu verschließen. In der ganzen Stadt waren Polizei- und Krankenwagensirenen zu hören, am Abendhimmel kreisten Hubschrauber. Die Dizengoffstraße war zuletzt 2016 Ort eines ähnlichen Anschlags mit zwei Toten und einigen Verletzten gewesen.

Am Freitag schließlich teilt der Inlandsgeheimdienst Schin Bet mit, dass Sicherheitskräfte den mutmaßlichen Täter aufspüren konnten. Der nach Medienberichten 28-Jährige sei am frühen Morgen nach einer intensiven, rund neunstündigen Suche von Hunderten Sicherheitskräften gefunden und nach einem Feuergefecht mit israelischen Streitkräften getötet worden. Er habe sich in Jaffa im Süden der Stadt nahe einer Moschee versteckt. Der Attentäter stammt den Berichten zufolge aus dem Gebiet um Dschenin im Westjordanland.

Mindestens 15 Attentate sollen verhindert worden sein

Die Regierung hatte schon in der vorigen Woche nach den ersten drei Anschlägen die höchste Sicherheitsstufe für Polizei und Armee ausgerufen. Zwei dieser Anschläge - in Beer Scheva und in Hadera - waren von Anhängern des sogenannten Islamischen Staats verübt worden. Beim dritten Vorfall in Hadera wurde ein Palästinenser aus dem Westjordanland als Täter identifiziert. Alle Angreifer waren noch am Tatort getötet worden.

Premierminister Bennett, der mitten in einer schweren Regierungskrise steckt, war sogleich zu einer Lagebesprechung ins Armeehauptquartier in Tel Aviv geeilt. Er hatte erst vorgestern verkündet, dass in den zurückliegenden zwei Wochen mindestens 15 geplante Terroranschläge verhindert worden seien. Um die befürchtete Welle zu brechen, waren in allen israelischen Städten die Polizeikräfte verstärkt worden. Auch 1000 Soldaten sind zur Terrorabwehr innerhalb Israels abkommandiert worden. Ins Westjordanland wurden zusätzliche Armee-Bataillone verlegt. Die Angst ist groß, dass sich während des gerade begonnenen muslimischen Fastenmonats Ramadan eine Serie von Nachfolge-Attentaten entfaltet.

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