Israel:Ex-Präsident Katzav muss hinter Gitter

Sieben Jahre Haft für den früheren israelischen Präsidenten Mosche Katzav: Ein Gericht hatte den 65-Jährigen wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung verurteilt. Katzav will das Strafmaß nicht akzeptieren.

Im spektakulären Vergewaltigungsprozess gegen den ehemaligen israelischen Präsidenten Mosche Katzav steht nun das Strafmaß fest. Der 65-Jährige muss für sieben Jahre ins Gefängnis.

Mosche Katzav

Muss in Haft: Israels Ex-Präsident Katzav

(Foto: dpa)

Ein Bezirksgericht in Tel Aviv hat ihn am Dienstag wegen Vergewaltigung in zwei Fällen sowie sexueller Belästigung außerdem zu weiteren zwei Jahren Bewährung verurteilt. Der Angeklagte muss weiterhin umgerechnet 20.000 Euro Entschädigung zahlen. Katzav ist der erste Präsident in der Geschichte Israels, der vor Gericht stand und eine Gefängnisstrafe antreten muss.

Der Vorsitzende Richter George Kara sagte, die Tatsache, dass Katzav die Straftaten während seiner Amtszeit verübt habe, sei ein Grund für eine härtere Bestrafung.

Das Gericht hatte Katzav bereits Ende 2010 schuldig gesprochen. Nun wurde das Strafmaß verkündet.

Bei dem Prozess ging es um die Vorwürfe von drei Frauen, die für Katzav gearbeitet hatten. Die Sexualstraftaten ereigneten sich während seiner Amtszeit als Tourismusminister von 1996 bis 1999 sowie während der Präsidentschaft von 2000 bis 2007.

Der Ex-Präsident hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Doch schon bei der Urteilsverkündung im Dezember war der Richter überzeugt, Katzav habe sich in Lügen verstrickt. "Es ist bewiesen, dass es keine Einwilligung gab", hieß es in dem Urteil. "Er hat Gewalt eingesetzt." Die Zeugen der Verteidigung hätten sich als "brüchige Stütze" erwiesen.

Ein umstrittener Deal

Die Geschichte war von Anfang an von Widersprüchlichkeiten geprägt. So war es der Präsident selbst, der die Ermittlungen ins Rollen brachte, als er einer seiner Mitarbeiterinnen Erpressung vorwarf. Diese beschuldigte ihn darauf hin bei der israelischen Polizei der sexuellen Belästigung und der Vergewaltigung. Andere Frauen wagten sich daraufhin ebenfalls an die Öffentlichkeit und warfen dem Likud-Politiker ähnliche Vergehen vor.

Die israelische Staatsanwaltschaft prüfte die Vorwürfe - und erhob wenig später Anklage. Staatsanwalt Menachem Masus glaubte, "ausreichend Beweise " zu haben. Der Präsident ließ sein Amt ruhen, verwehrte sich jedoch gegen Rücktrittsforderungen und beteuerte seine Unschuld. Er spach von einer Verschwörung, warf Medien, Polizei und Justiz eine "Hexenjagd" vor.

Dann kam es zu einem umstrittenen Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Katzav - angeblich weil es nicht ausreichend Beweise gab. Wenige Tage, bevor seine Amtszeit sowieso geendet hätte, trat er als Staatsoberhaupt zurück und bekannte sich in einigen weniger schweren Anklagepunkten für schuldig. Im Gegenzug sollte er ohne Haftstrafe davonkommen.

Es folgte die nächste Kehrtwende: Katzav lässt den Deal platzen und will nun doch in einem normalen Prozess seine Unschuld beweisen - jedoch vergebens.

Das Gericht hielt ihn für schuldig. Nun muss Katzav sieben Jahre ins Gefängnis. Allerdings soll der Haftantritt mindestens einen Monat aufgeschoben werden. Katzav will das Urteil zudem vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem anfechten.

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