Süddeutsche Zeitung

Israel-Reise von Benedikt XVI.:Papst verdammt Antisemitismus

Lesezeit: 1 min

"Inakzeptabel und abscheuerregend": Zum Auftakt seiner mit Spannung erwarteten Israel-Reise hat sich Papst Benedikt XVI. klar gegen Judenhass positioniert. Gleichzeitig sprach er sich für eine Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser aus.

Papst Benedikt XVI. hat zu Beginn seines fünftägigen Besuchs in Israel und den Palästinensergebieten Antisemitismus als "inakzeptabel" und "abscheuerregend" verurteilt.

Bedauernswerterweise sei dieser immer noch in zahlreichen Gegenden der Welt verbreitet, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv.

"Auf tragische Weise hat das jüdische Volk die schrecklichen Auswirkungen von Ideologien erfahren, die die fundamentale Würde jedes menschlichen Wesens verneinen", sagte der Papst. Die Menschheit dürfe nie wieder ein Verbrechen solchen Ausmaßes erleben, fügte er hinzu. In vielen Teilen der Welt trage der Antisemitismus weiterhin "sein hässliches Gesicht zur Schau". Dies sei nicht hinnehmbar. Es müsse jede Bemühung unternommen werden, um dagegen anzugehen und Respekt und Achtung für jedes Volk zu erreichen.

Er werde seinen Besuch nutzen, die sechs Millionen Opfer der Shoah zu ehren, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nach seiner Ankunft.

Israels Präsident Schimon Peres empfing den Papst, der zuvor in Jordanien war. Er gebe ihm Frieden als Segenswunsch mit auf seine Reise durch Israel, sagte Peres.

Der Papst sprach sich für eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern und für eine Zwei-Staaten-Lösung aus. Es müsse eine "gerechte Lösung" geben, damit beide Völker in Frieden leben könnten. Benedikt XVI. forderte "sichere und international anerkannte Grenzen" für Israelis und Palästinenser.

Vor seiner Ankunft in Israel hatte der Papst in Jordanien erneut für Toleranz zwischen Christen und Muslimen geworben. Er wolle die Mitglieder der beiden Religionen ermutigen, Grundlagen für ein Zusammenleben "in Frieden und gegenseitigem Respekt" zu legen, sagte er bei seinem Abflug in Amman.

Im Anschluss an die Begrüßung auf dem Flughafen sollte der Papst mit dem Hubschrauber nach Jerusalem fliegen, wo er Klagemauer, Felsendom sowie die Gedenkstätte Jad Vaschem für die Opfer des Nationalsozialismus aufsucht.

Ein Großaufgebot von rund 60.000 Sicherheitskräften soll das Kirchenoberhaupt schützen. Am Mittwoch ist der Besuch eines Flüchtlingslagers in den Palästinensergebieten geplant. Dort wird er mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammenkommen.

Israel ist die zweite Station seiner Nahost-Reise, die der Papst am Freitag in Jordanien begann.

Wegen der sogenannten Williamson-Affäre ist die Israel-Reise von besonderer Brisanz. Der aus Deutschland stammende Papst hatte die Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft aufgehoben und war damit weltweit in die Kritik geraten. Einer der Bischöfe war der Holocaust-Leugner Richard Williamson.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.443023
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP/Reuters/gba
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.