Süddeutsche Zeitung

Israel:Protest gegen Haftbedingungen

Mehr als tausend palästinensische Gefangene in Israel haben einen Hungerstreik begonnen - sie fordern vor allem bessere Haftbedingungen.

In israelischen Gefängnissen haben am Montag mehr als tausend palästinensische Häftlinge einen zeitlich unbegrenzten Hungerstreik begonnen. Sie forderten eine Verbesserung ihrer Haftbedingungen, teilte die Palästinensische Häftlingsvereinigung mit. Der Start des Hungerstreiks fiel auf den palästinensischen Gefangenentag. Die Häftlingsvereinigung sprach von etwa 1500 betroffenen Häftlingen, die israelische Gefängnisbehörde dagegen von etwa 1100. Die Gefängnisbehörde habe bereits disziplinarische Maßnahmen ergriffen, teilte eine Sprecherin mit.

Die Gefangenen würden in separate Zellenblöcke gebracht. Die palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi kritisierte Israel unter anderem für die Verwaltungshaft. Dabei werden die Betroffenen für Zeiträume von jeweils sechs Monaten, die beliebig oft verlängert werden können, ohne Anklage "aus Sicherheitsgründen" festgehalten. Nach Angaben der Gefangenenorganisation Addameer sitzen aktuell 6300 Palästinenser in Haft. Laut einem Bericht der israelischen Zeitung Haaretz ist die Zahl der Gefangenen in den vergangenen 18 Monaten deutlich gestiegen. Seit Beginn einer neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 hatten Palästinenser immer wieder Israelis mit Messern und Autoattacken angegriffen.

Eine derartige Aktion von Häftlingen hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Nach palästinensischen Angaben folgten die Gefangenen einem Aufruf des prominenten Häftlings Marwan Barghuti. Der Palästinenserpolitiker sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. Barghuti war einer der Anführer der zweiten Intifada, des palästinensischen Aufstands in den von Israel besetzten Palästinensergebieten von 2000 bis 2005. Er gilt als einer der populärsten Politiker der Fatah-Partei.

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SZ vom 18.04.2017 / DPA, AFP
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