Krieg in Nahost:UN-Chef warnt vor Annexion des Westjordanlandes

Israel weitet die Militäraktion in Dschenin im Westjordanland aus. US-Präsident Trump provoziert mit einer Aussage zum Gazastreifen: Das Kriegsgebiet habe eine „phänomenale Lage“ und „bestes Wetter“.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost.

Wichtige Updates

Ägypten und Katar wollen Gaza-Waffenruhe retten 

Vermittler befürchten offenbar Bruch der Waffenruhe - Verweis auf Trumps Gaza-Plan 

Trump zu seinem Gaza-Plan: Palästinenser ohne Recht auf Rückkehr 

Hamas-Geiseln berichten über grausame Details ihrer Gefangenschaft

Hamas: Israel hat sich aus Netzarim-Korridor zurückgezogen

Katja Guttmann
Katja Guttmann

Hamas setzt die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen aus 

Die islamistische Hamas im Gazastreifen will die für diesen Samstag vorgesehene nächste Freilassung israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit verschieben. Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe, teilte Hamas-Sprecher Abu Obeida zur Begründung mit.

Am Samstag wollten die Extremisten eigentlich drei weitere Geiseln freilassen. Dies werde erst möglich, wenn sich Israel wieder an die Vereinbarungen halte, hieß es nun. Die Hamas stehe aber grundsätzlich zu der Abmachung der seit 19. Januar für zunächst sechs Wochen geltenden Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser, bekräftigte Obeida. Israel hingegen habe die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert, das Feuer an verschiedenen Stellen des Küstenstreifens eröffnet und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert, begründete er die Verschiebung der Freilassung. Die Hamas hingegen habe sich an alle Abmachungen gehalten.

Die israelische Regierung pochte umgehend auf die Einhaltung der Vereinbarungen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde noch am Montag Konsultationen zur Sicherheitslage einberufen, sagte ein Regierungsmitarbeiter Reuters. Das sogenannte Sicherheitskabinett, dem nur eine begrenzte Anzahl der Minister angehören, werde Dienstag tagen. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete die Ankündigung der Hamas als „eindeutige Verletzung der Waffenruhe“ und versetzte die Armee, die noch im Gazastreifen stationiert ist, in höchste Alarmbereitschaft. Er habe das Militär angewiesen, sich "auf jedes mögliche Szenario in Gaza vorzubereiten", betonte Katz laut Times of Israel. Vor allem die Gemeinden an der Grenze zu Gaza werden besonders geschützt. Die israelische Armee erhöht ihre Einsatzbereitschaft. Die Truppen im Südkommando seien verstärkt worden, teilt das Militär mit. Urlaube seien verschoben worden. 

Seit Beginn der Waffenruhe hat die Hamas bisher 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen. Außerdem kamen fünf Thailänder frei, dies war aber nicht Teil der Vereinbarung mit Israel. Im Gegenzug entließ Israel 583 inhaftierte Palästinenser von vorgesehenen 1 904 Häftlingen. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Trump stellt Hamas Ultimatum für Geiselfreilassung

US-Präsident Donald Trump droht der Hamas für den Fall, dass nicht alle israelischen Geiseln bis Samstagmittag freigelassen werden. Wenn das nicht geschehe, breche „die Hölle los“, drohte Trump im Weißen Haus in Washington. Er sprach sich dafür aus, in diesem Fall die zwischen Israel und der Hamas vereinbarte Waffenruhe aufzukündigen. Allerdings nannte Trump keine konkreten Konsequenzen für dieses Szenario, außerdem ist unklar auf welche Zeitzone sich "Samstagmittag" bezieht. Wie ernst die Drohung ist, bleibt deshalb zunächst unklar. Denn Trump betonte auch: Die Entscheidung über das Vorgehen liege bei Israel. 

Zuvor hatte die Hamas angekündigt, die für Samstag angesetzte Freilassung von drei Geiseln auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe, teilte die Terrororganisation mit, indem unter anderem die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert werde.

Zudem sagte Trump im Weißen Haus: Wenn Jordanien und Ägypten keine palästinensischen Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufnehmen, könne er sich vorstellen, den Ländern finanzielle Hilfen zu verweigern. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Ägypten und Katar wollen Gaza-Waffenruhe retten 

Die Hamas will die Freilassung israelischer Geiseln aussetzen. Das gefährdet die nach gut 15 Monaten Krieg mühsam ausgehandelte Waffenruhe. Ägypten und Katar sehen sich als Vermittler-Länder in der Pflicht: Beide Länder seien sehr besorgt und würden ihr Bestes tun, um den Waffenstillstand zu erhalten, sagte ein ägyptischer Beamter der Deutschen Presse-Agentur. Aber Israel müsse sich an die Vereinbarungen zur Waffenruhe und zum Austausch halten, fügte der Beamte hinzu, der seinen Namen nicht genannt haben wollte. Aus den USA, die ebenfalls als Vermittler tätig sind, gab es zunächst keine offizielle Reaktion.

Vor allem müsse Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Gespräche über die zweite Phase der Waffenruhe beginnen, forderte der ägyptische Beamte. Die hätten eigentlich schon vergangene Woche aufgenommen werden sollen. Netanjahu versuche, die Vereinbarung mit der Hamas zu brechen, um nicht zur zweiten Phase der Vereinbarung übergehen zu müssen, kritisierte der Ägypter. In Netanjahus rechtsreligiöser Regierung gibt es große Widerstände gegen ein Ende des Kriegs, bevor die Hamas nicht militärisch zerschlagen ist. 
Juri Auel
Juri Auel

Abbas verkündet Stopp von Zahlungen an Angehörige von Attentätern 

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat einen Stopp von Sonderzahlungen an Angehörige palästinensischer Häftlinge und getöteter Attentäter angeordnet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, Abbas habe ein geltendes Gesetz per Dekret aufgehoben. Die Familien sollten stattdessen künftig reguläre Sozialhilfe für Bedürftige erhalten. Es war allerdings zunächst unklar, wie sich dies auf die Höhe der Zahlungen auswirken wird.

Die Palästinensische Autonomiebehörde verwendete bisher einen Teil ihrer Ausgaben für die Familien von Tausenden von Palästinensern, die im Zuge des Konflikts mit Israel inhaftiert, getötet oder verletzt wurden. Abbas hatte die Zahlungen durch den „Märtyrerfonds“ in der Vergangenheit verteidigt und von „sozialer Verantwortung“ gegenüber den Familien gesprochen. Die Häftlinge seien „Opfer der israelischen Besatzung“.
Nach israelischer Auffassung stellten sie jedoch eine Belohnung für Terroranschläge sowie einen Anreiz für neue Gewalttaten gegen Israelis dar.

Der Schritt von Abbas wurde als Versuch gesehen, die Beziehungen zu der neuen US-Regierung und Präsident Donald Trump zu verbessern.
Juri Auel
Juri Auel

Vermittler befürchten offenbar Bruch der Waffenruhe - Verweis auf Trumps Gaza-Plan 

Die Vermittler der Waffenruhe zwischen Israel und Hamas befürchten ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge ein Scheitern der Vereinbarung. Die aktuellen Gespräche über die zweite Phase der Waffenruhe seien verschoben worden, bis es klare Anzeichen für den Willen der USA zur Fortsetzung des Stufenplanes gebe, sagen zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. 

Hintergrund ist der international höchst umstrittene Plan von US-Präsident Donald Trump, die Palästinenser aus dem Gazastreifen umzusiedeln und den Küstenstreifen als "Riviera des Nahen Ostens" wiederaufzubauen. Die Hamas habe den Vermittlern gegenüber erklärt, dass Israel ihrer Ansicht nach die Waffenruhe nicht ernst nehme. Zudem seien die Garantien der USA für die Waffenruhe nach Einschätzung der Hamas wegen Trumps Plan nicht länger in Kraft. Ägypten, Katar und die USA haben die stufenweise Waffenruhe zwischen Israel und Hamas vermittelt. Trumps Plan wird in der arabischen Welt und von vielen anderen Ländern strikt abgelehnt. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Trump zu seinem Gaza-Plan: Palästinenser ohne Recht auf Rückkehr 

US-Präsident Donald Trump beharrt auf seinem viel kritisierten Plan zur Umsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen. Nun geht er sogar noch einen Schritt weiter. Auf die Frage, ob die Palästinenser das Recht haben würden, in das Küstengebiet zurückzukehren, sagte Trump im Gespräch mit dem Sender Fox News: „Nein, das würden sie nicht, denn sie werden viel bessere Unterkünfte haben.“ Es gehe ihm darum, „einen dauerhaften Ort“ für die Palästinenser zu schaffen, so der Republikaner.

„Wir werden schöne Gemeinden für die 1,9 Millionen Menschen bauen. Wir werden schöne Gemeinden bauen, sichere Gemeinden.“ Diese sollten ein wenig entfernt von „all dieser Gefahr“ entstehen. Zu dem vom israelischen Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas zerstörten Gazastreifen sagte er: „In der Zwischenzeit würde ich das besitzen. Betrachten Sie es als eine Immobilienentwicklung für die Zukunft.“
Julia Daniel
Julia Daniel

Hamas-Geiseln berichten über grausame Details ihrer Gefangenschaft

Nach der Freilassung dreier weiterer israelischer Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen sind erschreckende Details über die Umstände ihrer Geiselhaft bekannt geworden. Der Bruder von Or Levy berichtete, der 34-Jährige sei „16 Monate lang hungrig, barfuß und in ständiger Angst“ gewesen. Levy war am Samstag gemeinsam mit zwei anderen Männern im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas freigekommen. Die Bilder von den abgemagerten, schwachen Geiseln sorgten in Israel für Entsetzen.
Israelische Medien berichteten, einer der Männer sei angekettet gewesen und habe fast die gesamte Zeit in einem dunklen Tunnel verbracht. Er habe dabei weder gerade stehen noch gehen können.

Der für die Geiseln zuständige Medizinprofessor Hagai Levine sprach von „brutalen, unmenschlichen Bedingungen“ der Hamas-Geiselhaft. Die verbliebenen Geiseln im Gazastreifen seien in „unmittelbarer Lebensgefahr“, warnte er und forderte ihre sofortige Freilassung. Die Untersuchungen der befreiten Geiseln hätten alarmierende Ergebnisse gehabt. Sie litten teilweise an extremer Unterernährung und mehrfachem Organschaden. In der Geiselhaft hätten sie „extrem schlechte Hygiene, Mangel an frischer Luft und Sonnenlicht“ erlebt sowie extreme körperliche und psychologische Misshandlung durch die Kidnapper, sagte Levine. Er warnte vor schwerwiegenden körperlichen und seelischen Langzeitfolgen. 

Levy erfuhr erst nach seiner Freilassung vom Tod seiner Frau bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023. Bei einem bewegenden Wiedersehen konnte Levy seinen überlebenden dreijährigen Sohn in die Arme schließen. Auch die Geisel Eli Scharabi wusste nicht, dass er seine Frau, seine Töchter und seinen Bruder verloren hat.
Juri Auel
Juri Auel

Trump bekräftigt Gaza-Pläne 

US-Präsident Donald Trump hat seine heftig kritisierten Pläne zu einer Übernahme des Gazastreifens durch die USA bekräftigt. Auf einem Flug mit der Präsidentenmaschine Air Force One sagte er über das Küstengebiet: „Wir sind entschlossen, es zu besitzen, es zu nehmen und sicherzustellen, dass die Hamas nicht zurückkommt.“ Er sprach davon, den Gazastreifen zu kaufen. Teile davon könnten anderen Staaten im Nahen Osten für den Wiederaufbau überlassen werden. Er sagte außerdem, er sei offen für die Möglichkeit, einigen palästinensischen Flüchtlingen die Einreise in die USA zu gestatten, würde solche Anträge aber von Fall zu Fall prüfen. 

Die Terrororganisation Hamas verurteilte die Aussagen. Ein Mitglied des politischen Büros der Hamas, Ezzat El Rashq, teilte in einer Erklärung mit: „Der Gazastreifen ist kein Eigentum, das verkauft oder gekauft werden kann. Er ist ein integraler Bestandteil unseres besetzten palästinensischen Landes.“ Er fügte hinzu, die Palästinenser würden sich gegen Vertreibungspläne wehren. 

Trump hatte kürzlich erklärt, die USA würden den Gazastreifen übernehmen und Palästinenser in andere Länder umsiedeln. Der Vorstoß löste harsche Kritik in allen Teilen der Welt aus. Nun wiederholte Trump, die im Gazastreifen lebenden Palästinenser sollten das Gebiet verlassen – und stellte es so dar, als sorge er sich vor allem um das Wohlergehen der Zivilbevölkerung. „Der einzige Grund, warum sie über eine Rückkehr nach Gaza sprechen, ist, dass sie keine Alternative haben.“ Experten zufolge würde eine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen gegen das Völkerrecht verstoßen.

Trumps Mitarbeiter hatten sich zuvor darum bemüht, die Äußerungen des Präsidenten zu entschärfen. Karoline Leavitt, Sprecherin des Weißen Hauses, betonte, die USA würden kein Geld für den Wiederaufbau bereitstellen und Palästinenser sollten nur vorübergehend umgesiedelt werden. Laut dem US-Sondergesandten für den Nahen Osten, Steve Witkoff, will Trump keine US-Soldaten in den Gazastreifen schicken. 
Juri Auel
Juri Auel

Israel greift Ziele in Libanon an 

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben wieder mehrere Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz bombardiert. In der Bekaa-Ebene sei ein Tunnel für den Waffenschmuggel von Syrien nach Libanon angegriffen worden. Zudem seien mehrere weitere Einrichtungen der Hisbollah an nicht näher genannten Orten in Libanon bombardiert worden, in denen sich Munition und Raketenwerfer befunden haben sollen.

Waffenschmuggel und die Lagerung von Waffen und Munition der Hisbollah im Süden Libanons betrachtet Israel als eine Verletzung der Waffenruhe-Vereinbarungen von Ende November vergangenen Jahres zwischen Israel und Libanon. Die Armee halte sich an die Vereinbarungen, werde aber jeden Versuch einer Wiederbewaffnung der Terrororganisation Hisbollah vereiteln, betonte das Militär in einer schriftlichen Mitteilung weiter.

Die Hisbollah-Miliz hatte Israel fast 14 Monate heftig beschossen, um nach eigener Darstellung die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen. Israel reagierte mit verheerenden Bombardierungen und tötete führende Hisbollah-Mitglieder.
Juri Auel
Juri Auel

Ministerium: Schwangere bei Israels Einsatz im Westjordanland getötet 

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Tulkarem im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben eine Schwangere erschossen worden. Auch das ungeborene Kind habe nicht überlebt, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Die Armee teilte mit, es sei eine Untersuchung des Vorfalls durch die Verbrechensabteilung der Militärpolizei eingeleitet worden.

Die 23-Jährige sei im achten Monat schwanger gewesen. Auch ihr Mann sei lebensgefährlich verletzt worden, als israelische Soldaten das Feuer auf ihr Fahrzeug im Flüchtlingsviertel Nur Schams eröffneten. Zudem wurde eine weitere Frau im Alter von 21 Jahren tödlich durch Schüsse verletzt, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, Soldaten hätten im Norden des Gazastreifens das Feuer auf mehrere Verdächtige eröffnet, die sich ihren Stellungen genähert hätten. Es habe Treffer gegeben und die Verdächtigten hätten sich daraufhin zurückgezogen. Die Armee rief erneut alle Bewohner des Gazastreifens auf, sich keinesfalls israelischen Truppen zu nähern. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. 

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit, die Armee weite ihre Offensive im nördlichen Westjordanland auch auf das Flüchtlingsviertel Nur Schams aus. „Wir zerschmettern die Terror-Infrastruktur in den Flüchtlingslagern und verhindern ihre Rückkehr“, hieß es in seiner Mitteilung. 
Dimitri Taube

Hamas: Israel hat sich aus Netzarim-Korridor zurückgezogen

Das israelische Militär hat sich nach Angaben der Hamas aus dem sogenannten Netzarim-Korridor zurückgezogen, der den Gazastreifen in einen Nord- und einen Südteil teilt. Der Abzug ist Teil des Abkommens zur Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. In israelischen Sicherheitskreisen wurde bestätigt, dass das israelische Militär von seinen Stellungen im Zentrum des Gazastreifens abziehe. Es hatte seine Präsenz dort bereits verringert. Eine offizielle Stellungnahme des israelischen Militärs gab es bisher nicht.

Seit den ersten Kriegsmonaten hatten israelische Streitkräfte den etwa 6,5 Kilometer langen Korridor südlich der Stadt Gaza besetzt, der sich von der israelischen Grenze bis zum Mittelmeer erstreckt. Die Hamas feierte den Rückzug als Sieg. Sie schickte Polizei in das Gebiet, um den Zustrom der in den Norden zurückkehrenden Palästinenser zu kontrollieren. 
Dimitri Taube

Saudi-Arabien kritisiert Netanjahu nach Palästinenser-Kommentar

Saudi-Arabien hat Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach einer umstrittenen Bemerkung zur Frage der Palästinenser persönlich kritisiert. Äußerungen wie die Netanjahus hätten das Ziel, von anhaltenden Verbrechen Israels gegen die Palästinenser im Gazastreifen abzulenken, teilte das saudische Außenministerium mit. Riad sprach von einer „extremistischen Besatzer-Mentalität, die die tiefen emotionalen, historischen und rechtlichen Bindungen der Palästinenser an ihr Land nicht versteht“.

Netanjahu hatte dem regierungsfreundlichen israelischen TV-Sender Channel 14 während seines Besuchs in den USA ein Interview gegeben. Der Interviewer hatte sich darin versprochen und gesagt, der Position Saudi-Arabiens zufolge werde es keine Fortschritte geben bei der Normalisierung mit Israel ohne die Einrichtung eines saudischen Staats - gemeint hatte er jedoch die Einrichtung eines Palästinenserstaats.

Netanjahu korrigierte den Interviewer daraufhin und fügte als Witz hinzu: „Außer Sie (der Interviewer) wollen, dass der palästinensische Staat in Saudi-Arabien liegt. Sie haben viel Land.“ Den letzten Satz wiederholte er insgesamt dreimal und hinterließ - trotz der offenbar scherzhaft gemeinten Äußerung - den Eindruck, eine Umsiedlung der Palästinenser nach Saudi-Arabien sei für ihn vorstellbar.

Saudi-Arabien lehnt solche Vorschläge - wie auch andere einflussreiche arabische Staaten der Region - entschieden ab.
Christoph von Eichhorn
Christoph von Eichhorn

Ägypten beruft Krisengipfel zur Lage der Palästinenser ein

Ägypten lädt die arabischen Staaten zu einem Krisengipfel wegen der „ernsten“ Entwicklungen für die Palästinenser ein. Das Treffen solle am 27. Februar stattfinden, teilt das Außenministerium in Kairo mit. US-Präsident Donald Trump hatte erklärt, die USA würden den Gazastreifen von Israel übernehmen und dort nach der Umsiedlung der Palästinenserinnen und Palästinenser in andere Länder eine „Riviera des Nahen Ostens“ schaffen. Dieser Vorstoß hat in der arabischen Welt und weit darüber hinaus harsche Kritik ausgelöst. Unter anderem Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, europäische Länder – darunter auch Deutschland – sowie China lehnen eine Umsiedlung der palästinensischen Bevölkerung strikt ab.

Trumps Ideen für den Gazasteifen stechen selbst auf der nach oben offenen Trump-Skala großspuriger Ankündigungen und nicht haltbarer Versprechen heraus, schreibt SZ-Redakteur Reymer Klüver (SZ Plus):
Christoph von Eichhorn
Christoph von Eichhorn

Israel weitet Einsatz im Westjordanland aus

Die israelische Armee weitet nach eigenen Angaben ihren Einsatz im besetzten Westjordanland aus. Sicherheitskräfte hätten eine Reihe militanter Palästinenser in Nur Schams getötet, teilt ein Militärsprecher mit. Zudem seien mehrere gesuchte Personen festgenommen worden. Das israelische Militär, das auch die international nicht anerkannten jüdischen Siedlungen im Westjordanland sichert, geht seit einiger Zeit massiv gegen Palästinenser vor. Es gab zahlreiche Razzien, die sich nach israelischen Angaben gegen Extremisten richten. Derzeit ist ein großangelegter Einsatz des israelischen Militärs, der Polizei und des Geheimdienstes in Dschenin im Gange.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat auch die Gewalt im Westjordanland erheblich zugenommen. Es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen militanten Palästinensern einerseits und radikalen israelischen Siedlern beziehungsweise Sicherheitskräften andererseits. Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser wurden von israelischen Sicherheitskräften festgenommen, Hunderte Menschen wurden getötet – bewaffnete Personen und unbeteiligte Zivilisten. Auf der anderen Seite kamen Dutzende Israelis bei Angriffen von Palästinensern im Westjordanland ums Leben.
Dimitri Taube

Waffenruhe-Gespräche: Kritik an begrenztem Mandat der israelischen Delegation

Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln werfen Israels Regierung vor, die nächste Runde der Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas nicht entschlossen genug anzugehen. Sie kritisieren das begrenzte Mandat der israelischen Delegation, die zu den Verhandlungen nach Katar geschickt wurde, und warnen vor einer Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Unterhändler angewiesen, vorerst nur über „technische Einzelheiten“ zu verhandeln, berichteten israelische Medien unter Berufung auf hohe Regierungsbeamte. Die Delegation ist demnach auch weniger hochkarätig besetzt als bei früheren Runden: Ihr würden nicht die sonst meist nach Doha entsandten Chefs des Auslands- und Inlandsgeheimdiensts angehören, sondern diesmal nur höhere Beamte sowie der israelische Geisel-Koordinator, der pensionierte General Gal Hirsch.

Die indirekten Gespräche in Doha, bei denen Katar, Ägypten und die USA vermitteln, sollen sich um die zweite Phase der Waffenruhe drehen, die Ende des Monats beginnen müsste. Diese soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der restlichen Geiseln führen, die noch am Leben sind. Kritiker werfen Netanjahu vor, diesbezügliche Schritte aus Rücksicht auf die politische Rechte in Israel hinauszuzögern. Hardliner verlangen, die Forderungen der Hamas nicht zu erfüllen und die palästinensische Terrororganisation stattdessen vollständig zu vernichten.

„Wir werden alles tun, um unsere Geiseln nach Hause zu bringen“, versprach Netanjahu in einer Videobotschaft. Das Kabinett werde am Sonntag zusammentreten, um die zweite Phase der seit 19. Januar geltenden, aber fragilen Waffenruhe zu erörtern.
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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