Krieg in NahostLibanon fordert sofortige Umsetzung der Feuerpause

Seit mehr als einem Jahr kämpfen Israel und die libanesische Hisbollah. Israel billigt jetzt einen Waffenstillstand. Libanon fordert schnelles Handeln. Kurz zuvor wird Beirut noch bombardiert.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost.

Wichtige Updates

Israelische Regierung will wieder Hilfe nach Gaza lassen

Israel: Großer Einsatz von Bodentruppen in Gaza begonnen

Hamas-Behörde: Alle öffentlichen Kliniken in Nord-Gaza außer Betrieb

Scharfe Kritik aus der SPD-Fraktion am Vorgehen Israels

Israels Verteidigungsminister: Hamas will wieder verhandeln 

Kassian Stroh
Kassian Stroh

Netanjahu: Wir werden Kontrolle über alle Gaza-Gebiete übernehmen

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Einnahme des gesamten Gazastreifens angekündigt. „Wir werden die Kontrolle über alle Gebiete des Gazastreifens übernehmen“, sagte er in einer auf Telegram veröffentlichten Videoansprache. Weitere Details dazu nannte er nicht.

Nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts Anfang Mai hatte es aus Regierungskreisen bereits geheißen, dass Pläne für eine Einnahme des Gazastreifens und die fortwährende Kontrolle der Gebiete gebilligt worden seien. Netanjahu ließ in einer darauffolgenden Ansprache zunächst offen, ob das gesamte Küstengebiet oder nur Teile erobert werden sollen. Die Andeutung einer dauerhaften Besetzung rief international massive Kritik hervor. 

Ziel ist es laut der israelischen Regierung, die Terrororganisation Hamas zu besiegen und die Freilassung der von ihr festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Rechtsextreme Politiker streben aber auch eine Wiederbesiedlung des Gazastreifens an, aus dem sich Israel vor 20 Jahren zurückgezogen hat. 

In seiner Ansprache betonte Netanjahu wohl vor allem angesichts der Kritik von Hardlinern seiner rechtsreligiösen Regierungskoalition, dass die Entscheidung, wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen, getroffen worden sei, da dies zur Sicherung der internationalen Unterstützung wichtig sei. Um einen Sieg über die Hamas zu erringen, dürfe es keine Hungersnot im Gazastreifen geben. Netanjahu machte allerdings keine Angaben dazu, wann die am Sonntag angekündigte Wiederaufnahme der Hilfslieferungen genau anlaufen werde.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Israelische Regierung will wieder Hilfe nach Gaza lassen

Die israelische Regierung will wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge auf Empfehlung der israelischen Armee und um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Wann genau die Lieferungen wieder aufgenommen werden, ist noch nicht öffentlich bekannt.

Auch angesichts der kürzlich gestarteten neuen Großoffensive, die die Notlage der Menschen in dem abgeriegelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Küstengebiet verschärfen dürfte, waren die Appelle an die israelische Regierung vehementer geworden. Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen gelassen. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. 

Eine Hungersnot würde die Fortsetzung der Offensive gefährden, hieß es in der Mitteilung des Ministerpräsidenten-Büros. Hilfsgüter sollen israelischen Medienberichten zufolge auf bisher genutzten Wegen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis ein geplanter neuer Mechanismus umgesetzt wird. Israel werde Maßnahmen ergreifen, damit die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelange, teilte Netanjahus Büro mit.

Die rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind fast ausschließlich auf Hilfe von außen angewiesen, um zu überleben. Der UN-Nothilfekoordinator hatte gemahnt, schon jetzt seien 2,1 Millionen Palästinenser wegen zurückgehaltener humanitärer Hilfe vom Hungertod bedroht. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Israel: Großer Einsatz von Bodentruppen in Gaza begonnen

Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Nun sind auch Bodentruppen im Einsatz. Sie seien seit Samstag im gesamten Norden und Süden des Küstengebiets gegen die islamistische Hamas im Einsatz, teilte das Militär mit.

Die Luftwaffe habe in der vergangenen Woche eine „erste Angriffswelle“ ausgeführt, um die Bodeneinsätze zu unterstützen. Ziel seien mehr als 670 Posten der Hamas gewesen, darunter Waffenlager, Raketenwerfer und Mitglieder der Terrororganisation. „Bislang haben die Truppen Dutzende Terroristen eliminiert“, teilte Israels Armee mit.

Aus dem Küstengebiet werden derzeit jeden Tag Dutzende Tote gemeldet. Vor wenigen Tagen erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Armee soll im Zuge der groß angelegten Offensive nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen. 
Dominik Fürst
Dominik Fürst

Hamas-Behörde: Alle öffentlichen Kliniken in Nord-Gaza außer Betrieb

Wegen der derzeit heftigen israelischen Angriffe ist palästinensischen Angaben zufolge das letzte öffentliche Krankenhaus im Norden des Gazastreifens nicht mehr arbeitsfähig. Schwerer Beschuss verhindere, dass Patienten, Personal und Güter ins Indonesische Krankenhaus in Beit Lahia kämen, teilt die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Damit seien nun alle Kliniken im Norden des umkämpften Küstenstreifens außer Betrieb.

Israels Armee hat sich bislang nicht zu dem Bericht geäußert. Das israelische Militär wirft der Hamas immer wieder vor, sich in Kliniken zu verschanzen und Krankenhäuser für militärische Zwecke zu nutzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dagegen in der Vergangenheit eine „systematische Zerlegung“ des Gesundheitssystems im Gazastreifen durch die israelische Armee kritisiert.
Markus C. Schulte von Drach
Markus C. Schulte von Drach

Angeblich bereits mehr als 100 Tote seit Beginn der Offensive

Bei der neuen Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge bereits mehr als 100 Menschen getötet worden. Einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge gibt es überdies viele Verletzte. Ob darunter vor allem Minderjährige und Frauen sind, wie der Bericht sagt, lässt sich derzeit nicht unabhängig verifizieren. Wafa meldet unter Berufung auf medizinische Kreise, es habe bei einem Bombardement in der Gegend von Al-Mawasi im Süden des Küstenstreifens mehr als 20 Tote und rund 100 Verletzte gegeben. Getroffen wurden demnach auch Zelte für Geflüchtete. Israels Armee hat angekündigt, dem Bericht nachzugehen.

Israels Regierung hat angekündigt, dass die Armee den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten soll. Aus Regierungskreisen ist zu vernehmen, dass die palästinensische Bevölkerung vom Norden des Gazastreifens in den Süden gehen soll.
Michelle Ostwald

Scharfe Kritik aus der SPD-Fraktion am Vorgehen Israels

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch hat die neue Großoffensive des israelischen Militärs im Gazastreifen scharf kritisiert. Nur wenige Flugstunden entfernt spiele sich eine humanitäre Katastrophe ab, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. 
„Die neue Offensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen fordert erneut zahlreiche zivile Opfer. Berichte über zerstörte Krankenhäuser, blockierte Hilfslieferungen und Pläne zur dauerhaften militärischen Präsenz in Gaza sind zutiefst besorgniserregend“, sagte Miersch.

Dabei bekräftigte er auch die Kritik an der Hamas, die einen barbarischen Terrorangriff auf Israel verübt und uns alle erschüttert habe. „Die Hamas muss die Geiseln sofort und bedingungslos freilassen", forderte er. 

Miersch kritisierte Israel dafür, seit dem 2. März humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu blockieren, insbesondere Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Güter und Treibstoff. Die humanitäre Krise werde dramatisch verschärft, zugleich nehme die Intensität der Kampfhandlungen wieder zu. 

„Israel hat das Recht, sich gegen Terror zu verteidigen und Geiseln zu befreien. Aber dieses Recht kennt keine Rechtfertigung für die Inkaufnahme des Hungers und Leids hunderttausender Unschuldiger“, so Miersch. Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet immer und ausnahmslos zum Schutz von Zivilisten.

Miersch forderte: „Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu muss die Pläne zur dauerhaften Besatzung und Vertreibung aufgeben und humanitäre Hilfe sofort und ungehindert zulassen.“ Beide Seiten müssten unverzüglich Gespräche über eine Waffenruhe aufnehmen. 

„Die Menschen in Gaza leiden unermesslich. Kinder sind akut unterernährt, medizinische Versorgung bricht zusammen, und selbst die wenigen noch funktionierenden Kliniken werden nicht verschont“, so Fraktionsvize Siemtje Möller. Und: „Dass das einzige Krebszentrum Gazas außer Betrieb ist, ist ein bitteres Symbol für eine rücksichtslose Kriegsführung.“
Michelle Ostwald

USA: Bericht zur Umsiedlung von Palästinensern unwahr

Die US-Botschaft in Libyen dementiert einen Medienbericht über Pläne zur dauerhaften Umsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen nach Libyen. „Der Bericht über angebliche Pläne zur Umsiedlung von Gaza-Bewohnern nach Libyen ist unwahr“, schreibt die Behörde auf X. Der Sender NBC News hatte über ein entsprechendes Vorhaben der Regierung von US-Präsident Donald Trump unter Berufung auf Insider berichtet.
Michelle Ostwald

Israels Armee: Wieder Rakete aus Jemen abgefangen

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erneut eine in Jemen abgefeuerte Rakete zerstört. Das teilte das Militär in der Nacht mit. In mehreren Gegenden Israels hatten wegen der aus dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel gestarteten Rakete erneut die Warnsirenen geheult. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es wiederholt Raketenalarm gegeben. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greift die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz in Jemen Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen an – als Ausdruck ihrer Solidarität mit der islamistischen Hamas.
Michelle Ostwald

EU-Ratspräsident „schockiert“ über Lage in Gaza

EU-Ratspräsident António Costa fordert in Reaktion auf Israels neue Großoffensive gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen ein Ende der Gewalt. „Schockiert über die täglichen Nachrichten aus dem Gazastreifen: Zivilisten hungern, Krankenhäuser werden erneut von Angriffen getroffen. Gewalt muss aufhören!“, schrieb Costa auf der Plattform X. „Die israelische Regierung muss die Blockade jetzt aufheben und den sicheren, schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe gewährleisten.“

Was in dem abgeriegelten Küstenstreifen am Mittelmeer geschehe, sei „eine humanitäre Tragödie“, schrieb der EU-Ratspräsident. „Ein ganzes Volk wird mit erdrückender, unverhältnismäßiger militärischer Gewalt angegriffen. Internationales Recht wird systematisch verletzt.“ Eine dauerhafte Waffenruhe und „die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln“ seien dringender denn je. Israels Militär hatte in der Nacht zuvor den Auftakt zu einem neuen Großangriff in Gaza bekanntgegeben.
Denis Huber
Denis Huber

Israels Verteidigungsminister: Hamas will wieder verhandeln 

Die israelische Regierung sieht durch den Beginn der neuen Offensive im Gazastreifen Bewegung bei der Hamas. Die Islamisten hätten angekündigt, wieder an den Verhandlungen über ein Abkommen über die Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe mit Israel teilzunehmen, teilte Verteidigungsminister Israel Katz mit. „Mit dem Beginn der Operation ,Gideon's Chariots' im Gazastreifen, die die Armee mit großer Kraft durchführt, kündigte die Hamas-Delegation in Doha eine Rückkehr zu den Verhandlungen über ein Geiselabkommen an“, hieß es in der Mitteilung.

Die Hamas bestätigte eine neue Gesprächsrunde mit Israel über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Der hochrangige Funktionär Mahmud Mardawi teilte mit, die Gespräche würden unter katarischer und US-amerikanischer Vermittlung geführt. Er sagte, die Verhandlungen fänden ohne Vorbedingungen statt und basierten nicht auf früheren israelischen Vorschlägen. Israel machte keine weiteren Angaben zu den Modalitäten der Gespräche in Doha. 
Carina Seeburg
Carina Seeburg

Israels Armee beginnt neue Offensive im Gazastreifen

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die erwartete neue Offensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, „umfangreiche Angriffe auszuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen“. Der nun laufende Militäreinsatz unter dem Namen „Gideon’s Chariots“ sei der Auftakt zur „Erreichung der Kriegsziele“ – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hieß es.

Die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete in der Nacht unter Berufung auf Quellen im Gazastreifen von neuen heftigen Explosionen im Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Östlich der Stadt Gaza gebe es Berichte über Artilleriebeschuss durch die israelische Armee, hieß es. Demnach würden Wohngebäude bombardiert.

Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle erst nach dem Ende der Reise von US-Präsident Donald Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Eine neue Vereinbarung ist weiter nicht in Sicht.

Bei den jüngsten Angriffen der israelischen Armee waren nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Nachrichtenseite Ynet hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die massiven Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die neue Militäroffensive dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot.
Carina Seeburg
Carina Seeburg

Israelische Luftwaffe greift Häfen in Jemen an 

Die israelisische Luftwaffe hat mehrere Stellungen der Huthi-Miliz in Jemen angegriffen. Wie die Armee mitteilte, waren die Ziele der Angriffe Einrichtungen der von Iran unterstützten Huthi in den Häfen von Hudaida und Salif im Westen des Landes. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Zuletzt flog Israels Luftwaffe vor etwa zehn Tagen Angriffe in dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel.

Die beiden Häfen würden für „terroristische Aktivitäten“ genutzt, hieß es von der Armee. Über sie seien in der Vergangenheit Waffen transportiert worden. Israel wirft den Huthi vor, zivile Infrastruktur „systematisch und zynisch“ auszunutzen. In der Mitteilung hieß es weiter, die Armee werde „jegliche feindliche Aktivität“ in den beiden Häfen auch weiterhin verhindern wollen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Bereits am Mittwoch hatte Israel Menschen in Jemen aufgefordert, die Gebiete um die Häfen von Hudaida, Salif und Ras Issa zu verlassen. Wenige Tage zuvor hatte das Militär schon einmal eine ähnliche Evakuierungsaufforderung veröffentlicht. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten sich Menschen von den Häfen fernhalten, hieß es in der Aufforderung.

Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greifen die Huthi Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an. Vor knapp zwei Wochen schlug eine Huthi-Rakete auf dem Gelände des internationalen Flughafens Ben Gurion in Tel Aviv ein.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Bericht: Erneut viele Tote bei Angriffen Israels in Nord-Gaza 

Nach neuen Luftangriffen der israelischen Armee haben Rettungsteams im Norden des Gazastreifens palästinensischen Angaben zufolge mindestens 30 Leichen geborgen. Dutzende Menschen seien noch unter Trümmern in der Stadt Beit Lahia und im Flüchtlingsviertel Dschabalija verschüttet, berichtete die Nachrichtenagentur Wafa. Dem Bericht zufolge wurden mehr als zehn Häuser in beiden Orten getroffen. Krankenwagen könnten das Gebiet aufgrund zerstörter Straßen derzeit nicht erreichen, hieß es weiter. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.

Die israelische Nachrichtenseite ynet meldete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, die massiven Angriffe in den vergangenen Tagen seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die israelische Regierung hatte angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Bereits am Donnerstag hatte es nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen Dutzende Tote gegeben.

Viele Angehörige der noch immer von Islamisten in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehaltenen Geiseln befürchten, dass das militärische Vorgehen auch das Leben der Verschleppten gefährdet. Das Forum der Geisel-Angehörigen forderte Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut auf, ein Abkommen mit der Hamas für eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen.
Juri Auel
Juri Auel

Wichtiges Krankenhaus in Chan Yunis laut WHO nicht mehr funktionsfähig

Als Folge israelischer Angriffe hat das letzte Krankenhaus für Krebsbehandlungen im umkämpften Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde (WHO) den Betrieb eingestellt. Das Europäische Krankenhaus in Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets sei bei den Angriffen am 13. Mai schwer beschädigt worden und nun nicht mehr funktionsfähig, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Israels Armee hatte von einem „präzisen Angriff auf Hamas-Terroristen in einem Kommando- und Kontrollzentrum“ unter dem Krankenhaus gesprochen. 

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. „Durch die Schließung des Krankenhauses sind lebenswichtige Leistungen wie Neurochirurgie, Herzbehandlung und Krebsbehandlung weggefallen, die anderswo in Gaza nicht angeboten werden“, schrieb der WHO-Chef. Krankenhäuser müssten geschützt werden. „Sie dürfen niemals militarisiert oder angegriffen werden.“ 

Das Europäische Krankenhaus sei „einer der letzten Rettungsanker im zerstörten Gesundheitssystem des Gazastreifens“ gewesen, schrieb die Organisation Ärzte ohne Grenzen auf X. Das Nasser-Krankenhaus sei jetzt die letzte funktionsfähige Klinik in Chan Yunis. Israels Armee hatte am selben Tag auch dieses Krankenhaus angegriffen und ebenfalls von einer Attacke auf Terroristen der Hamas gesprochen. Sie warf der islamistischen Palästinenserorganisation vor, Krankenhäuser im Gazastreifen für Terrorzwecke zu missbrauchen.
Juri Auel
Juri Auel

Shani Louks Mutter kämpft gegen Vergessen des Terrors 

Die Mutter der ermordeten Deutsch-Israelin Shani Louk hat ihren Job aufgegeben, um gegen das Vergessen des Hamas-Terrorangriffs zu kämpfen. „Ich habe gekündigt nach 24 Jahren“, sagte Ricarda Louk der Deutschen Presse-Agentur. Sie spreche oft im Ausland über das Schicksal von Shani und den 7. Oktober 2023. Auch bei den Vereinten Nationen in Genf sei sie mit ihrer Familie schon gewesen. „Es tut gut, über Shani zu sprechen.“ Vor fast genau einem Jahr wurde die Leiche ihrer Tochter gefunden.

Die damals 22-Jährige war beim Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in den Gazastreifen verschleppt und später für tot erklärt worden. Zum Zeitpunkt des beispiellosen Angriffs war sie zusammen mit Hunderten anderen jungen Menschen auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen. 

Ein Video, das ihren leblosen Körper auf einem Geländewagen der Terroristen in den Straßen des Küstenstreifens zeigte, war um die Welt gegangen. Am 17. Mai hatte die israelische Armee den Fund der Leiche der Deutsch-Israelin mitgeteilt. Zwei Tage später wurde sie in Srigim nahe der Stadt Bet Schemesch beerdigt. 

„Das ganze Leben hat sich auf den Kopf gestellt für unsere Familie“, sagte Louk, die aus dem oberschwäbischen Ravensburg stammt. Zum Jahrestag werde sie wahrscheinlich nur mit der engsten Familie an das Grab gehen. „Ich mag die großen Veranstaltungen auch nicht mehr so.“ Es gebe viele Daten, die sie an ihre Tochter erinnern würden. „Jeder Tag ist ein Erinnerungstag.“ Die Freundinnen von Shani würden zu ihrem Gedenken im Juni ein großes Musikfestival in einem Wäldchen in der Nähe von Tel Aviv planen.
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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